„Snape!" Raunte jemand ungeduldig und schüttelte ihn unsanft an der Schulter. „Was is' mit dir?" Severus schreckte hoch und sah sich verwirrt um. Sein Atem ging schnell. „Was?" Fragte er zerstreut und blinzelte gegen die Dunkelheit an. „Alter, du hast offenbar ziemlichen kranken Krötenschleim geträumt." Severus erkannte jetzt in dem grünlichem Schimmer der vom See in den Schlafsaal schien, dass Avery an seinem Bett stand und auf ihn hinab sah. „Du weckst noch alle auf." Flüsterte dieser missmutig und stieg wieder in sein Bett, auf dem er sich auf die Seite rollte und fast augenblicklich wieder einschlief. Nur Sekunden später hörte Severus das leise rhythmische Schnarchen und atmete erleichtert auf. Der Schrecken seines Traumes steckte ihm noch tief in den Knochen und es behagte ihm nicht, dass er Avery damit geweckt hatte. Was jedoch immer noch besser war als Mulciber, für den das nur wieder ein gefundenes Fressen gewesen wäre ihn noch monatelang damit aufzuziehen, dachte Severus indigniert, bevor seine Gedanken wieder zu seinem Alptraum schweiften. Seine Hände waren eiskalt und er spürte wie er am ganzen Leib zitterte. Der Schmerz war immer noch ganz tief in ihm, umgab ihn vollkommen und lähmte ihn und seine Gedanken gleichermaßen. Immer wieder spielte sich in seinem Kopf ab, wie das Leben aus Lilys Augen verschwunden war, wie sie einfach so aufgehört hatte zu existieren. Es war als wäre er in einer Endlosschleife gefangen, als wäre er dazu verdammt Lilys und sein mögliches Schicksal immer wieder sehen zu müssen, bis jede Zelle seines Körpers und jede noch so verwinkelte Ecke seines Geistes begriffen hatte, was seine Liebe zu ihr bedeutete. Seine Liebe bedeutete Tod, Schmerz und Verlust. Niemals würde er zulassen, dass Lily so etwas geschah, wie er in seinem Traum gesehen hatte. Wenigstens war sie hier in Hogwarts in Sicherheit, dachte er erleichtert, als ihm schlagartig ein anderer Gedanke in den Sinn kam. Bald würden die Ferien beginnen und Lily wäre vollkommen ungeschützt im Haus ihrer Eltern. Bei Muggeln, die sie nicht beschützen konnten. Eine neue Panik machte sich ihn breit und seine Gedanken fingen unaufhaltsam an zu rasen. In seinem Kopf reifte ein Plan heran, um dessen Umsetzung er sich noch an diesem Morgen kümmern würde.
„Bist du dir sicher, dass er das so gemeint hat?" Fragte Remus skeptisch und betrachtete die völlig aufgelöste Lily, die mit angezogenen Beinen vor ihm auf einem der dunkelroten Sofas saß. „Ja. Du hättest sein Gesicht sehen sollen." Flüsterte sie traurig und Remus runzelte die Stirn. Er schien ihr immer noch nicht Recht glauben zu wollen. „Er hat dir also gesagt, dass es ihn stört, dass du nicht von Zauberern abstammst?" Fragte er und blickte sie neugierig an. „Nicht direkt." Gab Lily unwillig zu und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen aus dem Gesicht. „Na siehst du." Sagte Remus lächelnd, stand auf und schob sie ein Stück beiseite um sich neben sie setzen zu können. Lily beobachtete wie er in seiner Tasche nach etwas kramte und kurz darauf eine Tafel Schokolade daraus hervor zog. Gekonnt wickelte er es aus dem Papier, brach beherzt eine Ecke ab und reichte sie ihr, bevor er sich selbst ein Stück von der Schokolade in den Mund schob. Lily musste gegen ihren Willen Lächeln und biss ebenfalls genüsslich in die Schokolade, die zart auf ihrer Zunge zerging und einen süß herben Geschmack in ihrem Mund verbreitete. Sie genoss es sich nur auf dieses Gefühl zu konzentrieren und schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, lächelte Remus zufrieden. „Besser?" Fragte er vergnügt und hielt ihr erneut die Schokolade hin, von der sie sich noch einmal etwas abbrach. „Mhm, weißt du Lily." Begann er jetzt zögerlich. „Vielleicht war das alles auch bloß ein blödes Missverständnis." Er zuckte hilflos die Schultern. „Gesagt hat er schließlich nicht wirklich etwas, oder?" Lily schüttelte nachdenklich den Kopf, sagte aber nichts. „Siehst du. Du machst Probleme, wo vielleicht gar keine sind." Philosophierte er kauend, während Lily ihn mit zusammen gekniffenen Augen ansah. „Lustig, dass gerade du, lieber Remus, etwas von Problemen erzählst die gar keine sind. Hast du nicht selbst welche davon?" Fragte sie provokant, woraufhin Remus ergeben die Hände hob. „Schon gut. Ich hab's kapiert." Schnaufte er und blickte zum Portraitloch, durch das gerade James, Sirius und Peter kletterten. Die drei kamen breit grinsend auf Lily und Remus zu und machten es sich unaufgefordert auf den Sesseln in ihrer unmittelbaren Nähe bequem. „Ihr werdet nicht glauben, was Peeves gerade schon wieder angestellt hat." Lachte Sirius und klopfte sich vergnügt auf seinen Oberschenkel, bevor er aufgeregt weiter erzählte. „Wir haben gesehen, dass er sich in den leeren Klassenzimmern im dritten Stock herum treibt." Verschwörerisch wandte Sirius sich jetzt Lily zu. „Du musst wissen, dass er meist in übler Laune ist wenn er sich dort aufhält." James lachte. „Meistens ist er dort um Dinge zu zerstören." Fügte er hinzu und sah grinsend zu Sirius, der bereits begann die Geschichte weiter auszuführen. „Auf jeden Fall konnten wir beobachten, wie Bancroft das ganze vermutlich zu bunt wurde und er schnurstracks hinauf lief um Peeves zur Ordnung zu rufen." – „Also sind wir ihm gefolgt." Ergänzte James und übernahm jetzt wild gestikulierend die Erzählung. „Und gerade als Bancroft eines der Klassenzimmer betreten wollte, stolperte er..." – „Natürlich ganz zufällig." Bemerkte Remus trocken, woraufhin Sirius und Peter erneut zu kichern begannen. „Selbstverständlich." Entgegnete James mit gespielter Entrüstung und fuhr unbeirrt fort. „Naja, er stolperte und erwischte eines der Regale das Peeves offenbar direkt an die Tür geschoben hatte und in dem noch einige alte Tinkturen aufbewahrt werden. Es handelte sich um den Raum in dem Früher die Heilkurse für Siebtklässler statt gefunden haben." Erklärte James und wurde jetzt wieder von Sirius unterbrochen. „Der arme Bancroft war von oben bis unten mit sämtlichen Tinkturen vollgeschmiert und hat Peeves dabei so sehr erschrocken, dass dieser begann die restlichen Gläser aus einem der anderen Regale ebenfalls auf Bancroft zu werfen." Sagte er und brach gemeinsam mit James und Peter in schallendes Gelächter aus, während sich einige andere Gryffindors neugierig nach ihnen umsahen. Remus schüttelte tadelnd den Kopf, und auch Lily konnte nicht so recht über ihre Erzählungen lachen. „Ist ihm etwas passiert?" Fragte sie bestürzt und blickte kurz zu Remus, der sich das gleiche zu fragen schien. „Nein. Glaube nicht. Peeves hat sofort mit dem Werfen aufgehört als Bancroft begann ihm wütend Flüche entgegen zu schleudern. Da schien Peeves erst bemerkt zu haben, dass es sich bei seinem Opfer um einen Lehrer handelte und ist schnurstracks abgehauen." Beantwortete James, noch atemlos vom Lachen, ihre Frage und wischte sich mit der Hand über einen seiner Augenwinkel. „Vielleicht bekommt er ein bisschen Ausschlag von den Tinkturen, aber das wird schon wieder." Erklärte Sirius grinsend und zuckte die Schultern. „Er ist direkt zu Madam Pomfrey hoch gegangen." Fügte Peter schüchtern hinzu und Lily nickte erleichtert. „Das wird Ärger für Peeves geben." Seufzte Remus, für den das Thema damit erledigt zu sein schien. „Wenn ihr Peeves im dritten Stock gesehen habt, wie konntet ihr gleichzeitig beobachten, dass Professor Bancroft los geht um nach dem Rechten zu schauen?" Fragte Lily jetzt stirnrunzelnd und sah in vier erschrockene Gesichter, einschließlich dem von Remus. Offenbar rangen alle nach einer Erklärung dafür, was Lily in diesem Moment erst recht stutzig werden ließ. Sie sah fragend in die Runde, aber niemand schien ihr antworten zu wollen, bis Remus sich schließlich nervös räusperte. „Nun, wir haben vor einiger Zeit eine Art Karte von Hogwarts entwickelt, mit der wir sehen können, wer sich wo aufhält." Erklärte er und räusperte sich erneut. „Eine Karte?" Fragte Lily neugierig und musterte Remus, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte. „Jupp." Lily betrachtete ihn skeptisch. „Ist sowas erlaubt? Das klingt mir ziemlich nach schwarzer Magie." Sagte sie mit gesenkter Stimme an alle vier Rumtreiber gewandt, die allesamt betreten zu Boden sahen. James fasste sich als erster wieder. „Nun ja, also es ist einfach nur eine Spielerei. Nichts ernstes." Versuchte er die Sache herunter zu spielen und grinste verlegen. „Außerdem hat Moony sie entwickelt." Fügte er verteidigend hinzu, woraufhin er einen bitterbösen Blick von Remus erntete und abwehrend die Hände hob. Lily hatte ein ungutes Gefühl wenn sie an die Karte dachte. Es konnte nicht richtig sein andere Menschen uneingeschränkt dabei beobachten zu können, wo sie hingingen und wo sie sich gerade aufhielten. Dabei konnte es sich keinesfalls um legale Zauber handeln, dachte sie und überlegte schweigend, was dieses Wissen für sie in Zukunft bedeutete, während die vier Jungs bereits eine unverfänglichere Unterhaltung über Quidditch begonnen hatten. Es war ihr irgendwie unangenehm zu wissen, dass die vier jederzeit sehen konnten wo sie war, und plötzlich wusste sie auch wieso. „Warum habt ihr die Karte nicht benutzt als ihr mich gesucht habt, nachdem Amber von ihrem Onkel abgeholt wurde?" Unterbrach sie das Gespräch und sah prüfend in die Gesichter der vier. James guckte grimmig zu Sirius, der unvermittelt die Augen verdrehte. „Weil Tatze so klug war sie mitzunehmen." Brummte James missmutig und verengte die Augen zu Schlitzen. „Ich habe schon tausend mal erklärt, dass ich vergessen habe, dass sie noch in meinem Rucksack ist." Verteidigte sich Sirius und sah jetzt ebenfalls grimmig drein. „Jetzt hört auf euch wie ein altes Ehepaar zu zanken." Ging Remus genervt dazwischen. „Es ist doch nichts passiert, also kein Grund zur Aufregung." Sagte Remus und James wütender Blick galt nun plötzlich ihm. „Stimmt. Es ist ja nichts passiert." Bemerkte James sarkastisch und warf Lily einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sich aus seinem Sessel erhob. „Gute Nacht. Ich bin müde." Sagte er kurz angebunden und verschwand eilig Richtung Schlafsaal. Sirius grinste, stand ebenfalls auf und beugte sich zu Lily hinüber. „Der kriegt sich wieder ein. Kann mir auch schöneres vorstellen als ein Mädchen an Schniefelus zu verlieren. Du solltest vielleicht mal deinen Männergeschmack überdenken." Flüsterte er ihr ins Ohr, richtete sich wieder auf und zwinkerte ihr kurz zu, bevor er James in den Schlafsaal hinterher lief. Lily sah ihnen seufzend nach und blickte dann zu Remus, der ihren Blick mit erhobenen Augenbrauen erwiderte. „Mhm, nun, er ist zweifellos gekränkt." Stellte dieser fest und Lily ließ sich müde mit den Rücken gegen die Lehne des Sofas fallen. „War vielleicht nicht schlecht, dass er die Karte an dem Tag nicht hatte. Stell dir vor er hätte dich und... nun du weißt schon, gesehen und wäre dort aufgetaucht." Überlegte Remus während Peter ihn zwar fragend ansah, aber nichts weiter zu Remus Andeutung sagte. Lily nickte stumm. Er hatte Recht, dachte sie. Eine Begegnung auf dem Glockenturm hätte vermutlich unschön geendet.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...