Kapitel 49 - Die frohe Botschaft

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Es war Heilig Abend und Lilys Mutter werkelte schon früh am Morgen in ihrer Küche herum, und um ihrer Mutter bei den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen unter die Arme zu greifen, war Lily ebenfalls schon früh auf den Beinen. Sie schrubbte am Spülbecken fleißig ein Bund Karotten mit einer Bürste sauber und bedauerte wieder einmal zutiefst, dass sie noch nicht volljährig war. Wenn sie doch nur zaubern dürfte, dann wäre das Essen im Nu gekocht und das Haus in kürzester Zeit blitze blank geputzt, dachte sie seufzend und legte die geputzten Möhren beiseite. Leider würde sie sich noch ein wenig gedulden müssen, weshalb sie sich ihrem Schicksal ergab und nun anfing, die Kartoffeln mit einem Messer zu schälen, während ihre Mutter immer wieder von ihrer Arbeit aufsah und einen nervösen Blick auf die Uhr warf, die über der Küchentür hing. Dieses Jahr war sie noch aufgeregter als sonst, da Petunia heute Abend ihren Freund Vernon mitbringen würde, und obwohl ihre Mutter Vernon nicht sonderlich zu mögen schien, was Lily nur aufgrund einiger Kommentare ihrer Mutter vermutete (ihre Mutter würde so etwas niemals laut äußern), wollte sie dieses Jahr alles noch perfekter haben als sonst. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass es das letzte Weihnachtsfest werden würde, das sie alle zusammen verbrachten. Nur weil Tunia jetzt einen Freund hatte, hieß das ja nicht, dass sie direkt ausziehen und nie wieder Weihnachten mit ihnen verbringen würde, dachte Lily insgeheim und beobachtete ihre Mutter dabei, wie sie mit angespanntem Gesichtsausdruck die Pastete eindeckte und nun hektisch an dieser herum zupfte, weil ihr das Ergebnis wohl noch nicht gefiel. „Mum?" Sagte Lily und ihre Mutter blickte zu ihr auf. „Ja mein Schatz?" – „Die Pastete sieht hübsch aus. Und das Essen wird wunderbar werden, wie immer." Sie lächelte ihrer Mutter aufmunternd zu und sah, wie sie sich jetzt merklich entspannte und nun ebenfalls lächelte. Sie verbrachten den Rest des Tages mit kochen und anderen Vorbereitungen für das Weihnachtsessen und am Abend standen sie zufrieden vor dem wunderschön gedeckten Tisch, mit der hübschen Weihnachtsdeko und dem herrlich duftenden Essen, als sie die Haustür aufgehen hörten. Ihre Mutter zündete noch schnell die restlichen Kerzen an als Petunia und Vernon auch schon im nächsten Moment das Esszimmer betraten. Lily und ihre Eltern schüttelten Vernon zur Begrüßung höflich die Hand und sie setzen sich an den großen Esstisch, während ihr Vater eine Flasche Rotwein entkorkte und ihnen allen etwas davon einschenkte. Lily beobachtete Vernon mit einem gewissen Argwohn, denn irgendetwas an ihm behagte ihr nicht. Er war höflich und schien ihre Schwester wirklich gern zu haben, aber sie mochte seine aufgesetzte Art nicht und konnte auch seine unlustigen Scherze nicht ausstehen, die sie meistens mit einem höflich gequältem Lächeln beantwortete. Petunia hingegen brach jedes mal in schallendes Gelächter aus, als wäre es das lustigste, was sie jemals gehört hatte und betrachtete ihren Liebsten mit einem schmachtenden Blick, der Lily alle Mühe kostete nicht ihren Mageninhalt zum Besten zu geben. Ihrem Vater schien es ganz ähnlich zu gehen, denn jedes Mal bei einem von Vernons Witzen oder langweiligen Erzählungen über Bohrmaschinen, die in der Firma hergestellt wurden in der er arbeitete, nahm er einen großen Schluck Rotwein und schenkte sich immer wieder großzügig nach. Das wiederum brachte ihre Mutter dazu ihrem Vater zwischendurch immer wieder mahnende Blicke zuzuwerfen und Lily wusste, dass sie im Geiste panisch die Rotweinflaschen zählte, die ihr Vater sich bereits zu Gemüte geführt hatte und den dadurch schnell schrumpfenden Bestand ihres Weinvorrats. Lily lachte innerlich, da sie sich sicher war, dass ihre Mutter insgeheim ebenfalls gerne öfter am Rotwein genippt hätte, als jedes Mal höflich über Vernons bescheuerten Anekdoten zu lachen. Lily fragte sich wirklich, was Tunia an diesem Kerl fand, der weder ein freundliches Wesen besaß, noch sonderlich weltoffen zu sein schien. In einem Nebensatz hatte er Lily erklärt, dass er schon gehört habe, dass sie etwas „anders" sei. Das „anders" hatte er besonders betont und dabei eine beschwichtigende Geste gemacht, als wäre Lily eine Geisteskranke, mit der man umsichtig reden musste. Sie ärgerte sich nicht weiter darüber, es amüsierte sie eher und sie überhörte unangebrachte Kommentare seinerseits einfach, und widmete sich voll und ganz dem guten Essen. Vernon räusperte sich jetzt und alle sahen ihn fragend an. Tunia legte ihm freudestrahlend ihre Hand auf den Unterarm und er räusperte sich erneut. „Nun, Petunia und ich haben freudige Nachrichten zu überbringen." Er grinste und seine kleinen Schweineaugen waren nur noch durch schmale Schlitze zu sehen. Er sah zu Petunia, die ihm aufmunternd zunickte und im Augenwinkel sah Lily, dass der Zug den ihr Vater aus seinem Glas nahm, diesmal besonders lang war. Sie blickte unauffällig zu ihrer Mutter, die nervös an ihrem Besteck spielte und erwartungsvoll in Tunias und Vernons Richtung starrte, als versuche sie Vernons folgende Worte durch ihre bloße Willenskraft abzuwenden, und Lily hatte wirklich Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. „Petunia und ich werden nächsten Sommer heiraten." Nun war die Bombe geplatzt, und es herrschte einen Moment eine zögerliche Stille am Tisch. Petunia und Vernon strahlten beide über das ganze Gesicht und Lily beschloss den Anfang zu machen, um ihren Eltern einen Moment zu geben, in dem sie sich fassen konnten um die Freude über die Verlobung ihrer älteste Tochter aufzubringen, die Tunia verdiente. „Das sind wunderbare Nachrichten, Tunia. Herzlichen Glückwunsch." Lächelte Lily ihre Schwester und ihren zukünftigen Schwager an. „Ich freue mich sehr für euch." Jetzt bekundeten auch ihre Eltern nacheinander ihre Glückwünsche, bevor Vernon die nächste Neuigkeit verkündete. „Das ist aber noch nicht alles." Sagte er in stolzem Tonfall. „Ich habe ein sehr hübsches, solides Häuschen in Little Whinging gekauft, in das wir nach unserer Hochzeit einziehen werden." Petunia nickte aufgeregt und ihre Eltern warfen sich einen kurzen Blick zu. „Little Whinging?" Fragte ihre Mutter vorsichtig. „In Surrey." Anwortete Vernon mit stolzgeschwellter Brust und Rose Evans runzelte ihre Stirn. „Das ist aber, nun, das ist ganz schön weit weg." Sagte sie möglichst gefasst und diesmal ergriff Petunia das Wort. „Ach Mum, das ist doch nicht aus der Welt." – „Ja." Sagte ihre Mutter und räusperte sich. „Ich glaube, ich hole mal eine Flasche Sekt zum Anstoßen." Sagte Rose zerstreut und eilte in die Küche. Lily wusste, dass ihre Mutter jetzt eine Minute nur für sich brauchte, und auch ihr Vater sah ihr bloß mit besorgter Miene nach, machte jedoch auch keine Anstalten ihr nach zu gehen. Der weitere Abend verlief ruhig und Vernon verabschiedete sich ganz bald nachdem sie auf ihre Verlobung und den Hauskauf angestoßen hatten und die Evans zogen sich allesamt in ihre Zimmer zurück. Lily legte sich auf ihr Bett und dachte nach. Sie war traurig, dass ihre Schwester bald wegziehen würde, gleichzeitig hoffte sie, dass sich ihr Verhältnis verbessern würde wenn Tunia jetzt ihr eigenes Leben begann. Wer weiß, vielleicht war Vernon ihr Seelenverwandter, soweit es sowas gab, und das Leben mit ihm würde sie so glücklich machen, dass sie endlich ihre Gram über Lily vergessen würde. Konnte Liebe eine solche Wunde heilen? Sie wusste es nicht, aber Tunia war mit Vernon glücklich, nur das zählte. Lily seufzte und rollte sich auf die Seite. Sie dachte an James, an die Küsse mit ihm und die Streitigkeiten wegen Severus und fragte sich, was sie eigentlich für ihn empfand. Konnte sie sich vorstellen mit ihm zusammen zu sein? Und was war mit Severus? Sie wusste immer noch keine Antwort darauf, ob sie ihm jemals verzeihen konnte und wollte, aber die würde sie heute auch nicht mehr finden. Es war ein anstrengender Tag gewesen und das einzige was sie wollte, war zu schlafen. Sie rollte sich fester in ihre Decke und schloss ihre Augen. Vor ihr tauchte eine große Nebelgestalt in Form eines Hirsches auf, der auf sie zu galoppierte. Sie stand auf einer Wiese und hielt den Atem an, als hinter dem Hirsch eine weitere Nebelgestalt auftauchte, und es dauerte einen Moment bis Lily sie als die eines Hundes erkannte. Sie streckte die Hand nach den Nebeltieren aus, und kurz bevor sie dachte, sie könne sie gleich berühren, hörte sie in der Ferne ein klagendes Wolfsgeheul. Die Tiere wandten zeitgleich ihren Kopf in Richtung des Geheuls und waren ganz plötzlich verschwunden. Lily öffnete die Augen und sah sich um. Es war stockdunkel, aber als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie, dass sie immer noch in ihrem Zimmer war. Sie musste eingeschlafen sein. Mit stechendem Kopfschmerz setzte sie sich auf und rieb sich die Schläfen in kreisenden Bewegungen. Wieso träumte sie von James Patronus? War das die Antwort ihres Unterbewusstseins, dass er doch ihr Seelenverwandter war? Aber wieso war dort dann auch Sirius Patronus? Und dieses Geräusch. Sie versuchte sich zu erinnern. Die Patroni waren wegen eines Geräusches verschwunden. Weinen, nein, Wolfsgeheul. Ihre Gedanken rasten. Wolfsgeheul, wie das eines Werwolfs, wie Remus, dachte sie schaudernd und ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie die Erkenntnis wie ein Blitz traf. James und Sirius Patroni waren kein Zufall, Nein, sie waren ihre eigenen Patroni. James und Sirius mussten Animagi sein, das war die einzige schlüssige Erklärung für alles. Sie hatte vor einigen in einem Buch darüber gelesen, Animagi waren Zauberer die erlernt hatten, sich in eine Tiergestalt zu verwandeln. Natürlich hatte man zu seiner Animagus-Gestalt eine innere Verbindung, weshalb der Patronus meistens das Tier darstellte, in das man sich auch verwandelte. Lily war schlagartig hellwach. Sie hatten es mit Sicherheit für Remus getan, damit sie ihm beistehen konnten. Tieren konnte ein Werwolf nichts anhaben und es war die einzige Möglichkeit, Remus auf irgendeiner Art zu helfen. Lily sah auf die Uhr ihres Weckers. Erst 1 Uhr morgens, viel zu früh zum Aufstehen, jedoch war auch an Schlaf jetzt nicht mehr zu denken.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt