Kapitel 118 - Der Tiger im Käfig

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Langsam drehte Lily sich um und sah in das nicht weniger überraschte Gesicht von Severus, der ihr wie versteinert gegenüberstand. „Was ist passiert?" fragte er tonlos und Lily brauchte einen Moment, bis sie ihre Stimme wieder fand. „Ich glaube Remus erlaubt sich gerade einen kleinen Scherz mit mir." erklärte sie und schnaufte verärgert, bevor sie sich wieder zur Tür drehte und energisch mit der Faust dagegen hämmerte. Severus schwieg, während Lily energisch mit ihrem Zauberstab auf die kleine Holztür zielte und jeden Öffnungszauber ausprobierte den sie kannte. Jedoch ohne Erfolg. Die Tür blieb verschlossen. Resigniert ließ sie irgendwann den Zauberstab sinken und blies sich frustriert eine Strähne aus dem Gesicht, die sich mittlerweile aus ihrem Zopf gelöst hatte. Wenn sie die Tür nicht aufsprengen wollte, musste sie wohl oder Übel aufgeben, dachte sie frustriert und drehte sich hilfesuchend zu Severus um, der immer noch regungslos da stand und sie beobachtete. „Hast du noch eine Idee?" fragte sie verzweifelt, aber er schüttelte nur stumm den Kopf. Lily fluchte leise und trat noch einmal mit dem Fuß gegen die Tür, bevor sie ein Stück weiter in den Raum hinein und bis zur großen Maueröffnungen ging, wo sie sich erschöpft auf den Boden gleiten ließ. Severus drehte sich zu ihr um und ging unsicher einen Schritt auf sie zu. „Ich gebe es ungern zu, aber ich fürchte, dass Lupin einfach wirksamere Flüche kennt um jemanden einzusperren als wir." sagte er und bemerkte wie Lily bei seinen Worten schmerzlich das Gesicht verzog. Sie wusste was er meinte, aber sie erwiderte nichts, sondern zog bloß ihre Knie an ihre Brust und beobachtete Severus, der sich jetzt ein Stück von ihr entfernt ebenfalls auf den Boden setzte. Nervös wippte Lily mit den Füßen auf und ab, weil ihr langsam bewusst wurde was es bedeutete ausgerechnet mit Severus hier eingesperrt zu sein. „Severus." begann sie zögerlich. „Ich glaube das hier wäre eine gute Gelegenheit über ein paar Dinge zu sprechen."

Severus erstarrte innerlich. Es war als würde sein Herz erbärmlich erfrieren, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er spürte intuitiv, dass es kein zurück mehr gab. Die Zeit der Wahrheit war gekommen und er musste es schaffen die Ehrlichkeit aufzubringen, die Lily verdiente. Ihre Freundschaft konnte nicht auf einem dunklen Geheimnis aufbauen, das war ihm klarer als jemals zuvor, als er jetzt in Lilys blasses Gesicht sah, das ihm ängstlich entgegen blickte. Und wenn er sie deshalb verlieren würde? Dann wäre das genau das, was er verdiente, dachte er deprimiert und nahm all seinen Mut zusammen. „Lily ich..." sprach er mit brüchiger Stimme. „Ich weiß, ich bin dir eine Erklärung schuldig." Lily musterte ihn aufmerksam. „Aber ich... ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Oder wie ich es dir erklären soll, ohne..." seine Stimme brach ab und er fuhr sich nervös mit den Händen durch sein Haar. „Severus." sagte Lily mit mühsam gefasster Stimme. „Sag einfach was gesagt werden muss." Sie zog ihre Knie noch enger an ihren Körper, während sie Severus mit angespannter Miene ansah. „Bitte." fügte sie leise hinzu und er spürte, dass sie ahnte welche Tragweite sein Geständnis haben würde. Ein eiskalter Schauer der Angst lief ihm über den Rücken und er musste zwanghaft den Drang zur Flucht unterdrücken. Er konnte sowieso nicht hier raus, dachte er verzweifelt. Es gab keinen Ausweg aus dieser Situation. Nur eine leise Chance die ihm die Wahrheit eventuell bot und die er ergreifen musste. „Das in der Nokturngasse... das war kein Zufall." brachte er mühsam hervor und senkte den Blick, um Lilys Gesicht nicht sehen zu müssen. „Die Todesser hatten es auf dich abgesehen. Meinetwegen." fuhr er mit erstickter Stimme fort und blickte nun doch zu Lily, die ihn aus todtraurigen Augen ansah und stumm nickte. Sie wusste es. „Deinetwegen." flüsterte sie und er war sich nicht sicher ob es eine Frage oder eine Feststellung war. „Wieso deinetwegen?" fragte sie und Severus wand sich unter ihrem bohrenden Blick. „Ich sollte beweisen, dass..." er stockte, holte tief Luft und sprach das ungeheuerliche aus, das Lily für immer aus seinem Leben vertreiben würde. „Ich sollte beweisen, dass ich wirklich zu ihnen gehöre. Dass ich nichts für dich empfinde und du mir egal bist. Aber ich konnte das nicht." sagte er mit belegter Stimme und bemühte sich, sie nicht anzusehen. „Zu ihnen gehören?" fragte Lily und in ihrer Stimme klang ein deutliches Zittern mit. „Was soll das heißen?" fragte sie, obwohl sie genauso gut wie er wusste was das bedeutete. „Severus. Bitte sag mir nicht..." ihre Stimme versagte und sie sprang auf.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt