Severus saß in einem Sessel im Gemeinschaftsraum der Slytherins und überlegte, dass heute vermutlich ein guter Abend wäre um in die verbotene Abteilung zu kommen. Freitag Abends hielten sich kaum Schüler in der Bibliothek auf und die gesamte Lehrerschaft, inklusive der Bibliothekarin würden heute auf dem Weihnachtsball sein. Vermutlich würde auch der kleine Black seine Chance wittern. Severus klappte das Buch zusammen, das auf seinem Schoß Segelwerk hatte, stand von seinem Sessel auf und sah geradewegs in das arrogante Gesicht von Lucius Malfoy, der direkt vor ihm stand. „Snape mein Freund. Auch auf dem Weg zum Weihnachtsball?" Snape schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe besseres zu tun." Malfoy musterte ihn mit einem abschätzigen Blick. „Und ich dachte schon, dieses Ding..." Malfoy deutete auf Severus abgetragenen Umhang. „... wäre dein Umhang für festliche Anlässe." Er grinste spöttisch und Snape sah ihn mit düsterem Gesichtsausdruck an. „Du entschuldigst mich, Malfoy." Sagte Snape knapp und zwängte sich an Malfoy vorbei. Auf dem Weg nach draußen prallte er fast mit Narzissa Black zusammen, die offenbar auf Malfoy wartete und ihm jetzt mit angewidertem Gesichtsausdruck auswich. Er beachtete sie nicht weiter, sondern verließ geradewegs den Gemeinschaftsraum und ging nach oben. Als er an der Marmortreppe angekommen war hielt er plötzlich in der Bewegung inne. Lily. Sie kam gerade die Stufen hinunter. Sie sah anders aus als sonst, trotzdem erkannte er sie sofort. Sie hatte ein eng anliegendes, bodenlanges Kleid an, das ihre schmale Figur umschmeichelte. Die Smaragdgrüne Farbe des Kleides ließ ihre Augen strahlen und er war wie hypnotisiert von ihrem Anblick. Ihre dunkelroten Haare hatte sie locker hochgesteckt und einige kleine Strähnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten tanzten jetzt um ihr Gesicht und in ihrem Nacken umher. Sie sah zu ihm herüber und ein Kribbeln durchfuhr seinen gesamten Körper, als ihre Blicke sich trafen. Es versetzte ihm einen Stich sie mit Lupin zu sehen und er wandte den Blick von den beiden ab, bevor er mit schnellen Schritten an ihnen vorbei ging. Er dachte schmerzhaft daran, dass wenn alles anders gekommen wäre, wenn er damals am See nicht die Beherrschung verloren hätte, dann wäre sie vielleicht jetzt mit ihm auf den Weg in die große Halle, anstatt mit dieser Kreatur. Er dachte daran wie es wäre, wenn Lily in seinem Arm die festlich geschmückte Halle betrat, wie ihre Augen vor Aufregung leuchteten und wie es sich anfühlen würde sie den ganzen Abend so nahe bei sich zu haben, während sie zusammen tanzten. Diese Fantasien waren lächerlich, rief er sich zur Vernunft und versuchte seine Konzentration auf seinen Auftrag zu lenken. Wütend ballte er seine Fäuste in seinen Taschen und verdrängte all diese erbärmlichen Gedanken an Lily. In der Bücherei angekommen setzte er sich wieder an seinen Beobachtungsposten und musste nicht lange warten bis Regulus ebenfalls die Bibliothek betrat. Snape konnte ein selbstzufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Er hatte gewusst, dass Regulus diese Chance nutzen würde. Er sah wie Black sich in die Regalreihen der verbotenen Abteilung schlich und er beschloss ihm nachzugehen, um besser sehen zu können was Black dort trieb. Regulus griff gerade nach einem Buch als Snape ihn, noch in der sicheren Deckung der Dunkelheit, ansprach. „Und? Etwas interessantes gefunden, Black?" Regulus fuhr erschrocken herum und Snape trat langsam aus dem Schatten eines der Regale auf ihn zu. Regulus starrte ihn irritiert an. „Snape." Keuchte er und Snape musterte ihn mit hochgezogen Augenbrauen. „Was suchst du hier?" – „Ein Buch?" Antwortete Regulus, aber es klang eher wie eine Frage. „Ach, tatsächlich? Ein Buch, in einer Bücherei. Faszinierend, Black." Regulus schürzte beleidigt die Lippen. „Was geht es dich überhaupt an was ich hier mache?" Fragte er trotzig und Snape musterte ihn wieder einen Moment schweigend. „Vielleicht kann ich dir helfen." Sagte er schließlich und Regulus lachte leise. „Wieso willst ausgerechnet DU mir helfen? Außerdem brauche ich keine Hilfe, ich bin meinem Ziel schon ziemlich nah." Grinsend deutete er auf das Buch, dass er aus dem Regal hatte nehmen wollen. Snape nickte langsam. „Tatsächlich. Und was machst du gegen den Lärm?" – „Welcher Lärm?" Fragte Regulus verdutzt und sah sich um. „Den Lärm, den das Buch macht wenn du es heraus nimmst. Glaubst du, dass die Bücher in der verbotenen Abteilung hier ungeschützt herumstehen?" Regulus sah ihn mit großen Augen an und Snape grinste. Dieser Trottel, natürlich hatte er nichts von dem Zauber gewusst mit dem die Bücher belegt waren. „Was genau suchst du denn, wenn ich fragen darf." Fragte Snape spöttisch und Regulus sah ihn mit abschätzigem Blick an. „Was geht dich das an, Snape?" – „Rein gar nichts. Ich hatte nur den Eindruck, dass Mulciber langsam ungeduldig wird. Er erwähnte etwas in dieser Richtung." Sagte Snape nachdenklich. Eine blanke Lüge, dachte Snape und wartete gespannt auf Regulus Reaktion. Dieser schien mit sich zu ringen. „Na schön. Ich soll für Mulciber herausfinden, wie der Cruciatus-Fluch funktioniert." Platze er heraus und Snape starrte ihn fassungslos an. „Wie der Crutiatus-Fluch funktioniert?" Fragte Snape ungläubig und Regulus nickte. Snape lachte spöttisch. „Ich bitte euch. Ihr müsst nicht ernsthaft in einem Buch nachsehen, wie der Cruciatus funktioniert." Wieder schürzte Black beleidigt die Lippen und Snape genoss diesen Moment. „Ihr müsst es wollen." Sagte er selbstgefällig. „Bitte?" Fragte Regulus verwirrt. „Ihr müsst es wirklich wollen, damit es funktioniert. Wenn euch der Fluch nicht gelungen ist, habt ihr demjenigen auch keinen Schmerz zufügen wollen." Regulus runzelte die Stirn. „Das ist das Geheimnis?" – „Probier es bei Gelegenheit aus." Antwortete Snape gelangweilt und wandte sich zum gehen, als ihm etwas einfiel. „Ach Black. Wofür braucht ihr überhaupt den Cruciatus?" Regulus errötete. „Ich weiß es nicht." Gestand er und Snape sah ihn überrascht an. „Wenn ich dir einen Tipp geben darf, wende ihn niemals in Hogwarts an. Meiner bescheidenen Meinung nach, ist es keiner von Mulcibers Scherzen wert von der Schule geworfen zu werden und vielleicht sogar nach Askaban zu kommen." – „Aber was mache ich wenn er von mir verlangt ihn zu benutzen?" Fragte Regulus und Snape dachte kurz über seine Worte nach, bevor er sich eine Antwort abrang. „Woher soll ich das wissen, Black?" Regulus trat einen Schritt auf Snape zu. „Bitte Snape, du musst mir helfen." Snape schnaufte verächtlich. „Wieso in Merlins Namen sollte ich das tun?" Fragte er und Regulus machte ein betretenes Gesicht. Er ließ jedoch nicht locker und als Snape sich erneut zum Gehen wandte fasste er ihn am Arm. Snape sah auf die Hand hinunter, die ihn fest hielt und Wut brannte in ihm auf. „Lass. Mich. Los." Sagte er drohend und Regulus zog seine Hand zurück, sah ihn jedoch weiterhin eindringlich an. „Ich kenne keinen Schüler der sich besser mit schwarzer Magie auskennt als du. Bitte, es muss doch eine Alternative geben." Snape rümpfte die Nase. Was bildete sich dieser Black ein? Was gingen ihn diese bescheuerten Streiche Mulcibers an? „Ich habe besseres zu tun als mich in eure dummen Kindereien einzumischen. Schwarze Magie ist kein Spielzeug." Knurrte Snape und drehte sich erneut Richtung Ausgang. Diesmal war er schon fast an der Tür angelangt als Regulus ihn erneut aufhielt. „Bitte Snape. Du kennst doch mit Sicherheit einen harmloseren Zauber, der uns nicht so viel Ärger einbringt falls wir erwischt werden." Snape ging ungerührt weiter und Regulus hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten. Regulus benahm sich wie ein kleiner räudiger Köter, stellte Severus angewidert fest. Lief ihm hinterher und bettelte um einen Gefallen. Auf der anderen Seite, könnte er Regulus auch für seine eigenen Zwecke nutzen, dachte er und ihm kam eine Idee. Er blieb stehen und wandte sich Regulus zu. Dieser wäre beinahe mit Snape zusammen geprallt, so abrupt hatte er seinen Marsch durch die halbdunklen Gänge beendet. „Nun Black, vielleicht hätte ich da doch etwas für dich." Sinnierte Snape nachdenklich und Regulus sah ihn erwartungsvoll an. Snape blickte sich um und als er sich vergewissert hatte, dass sie allein waren, zog er Regulus in einen der leeren Klassenräume. Diesmal legte er direkt den Muffliato Zauber auf sie, nachdem er die Tür sorgfältig geschlossen hatte und ging danach zum Lehrerpult. Der Raum war dunkel und mit einem Schlenker seines Zauberstabs zündete er einige wenige Kerzen an. Nur gerade so viele, dass sie etwas sehen konnten, aber noch so wenig, dass ihr Licht niemandem draußen im Gang auffallen würde. Er lehnte sich gegen das Pult und verschränke die Arme vor der Brust, bevor er Regulus mit seinen Blicken fixierte. Der Plan fing an ihm zu gefallen, es war die perfekte Gelegenheit sich als treuer Diener des dunklen Lords zu beweisen, in dem er Regulus Black bei Zaubern der schwarzen Magie half und dafür sorgte, dass Black es würdig sein würde sich den Todessern anzuschließen. „Wie bereits erwähnt..." Begann Snape. „...hätte ich tatsächlich einen Fluch für dich, der Mulciber gefallen würde." Regulus kam jetzt auf ihn zu und sein Schatten huschte im Kerzenschein über die Wand des Klassenzimmers. Es war gespenstisch still in dem leeren Raum und Regulus zügigen Schritte hallten laut an den Wänden wider. Kurz vor dem Pult blieb er stehen und sah Snape erwartungsvoll entgegen. „Ich habe einen eigenen Zauber, den ihr, wofür auch immer, verwenden könntet." Regulus musterte ihn skeptisch. „Einen eigenen?" – „Ja." Antwortete Snape gereizt und sah Regulus mit finsterem Blick an. Seine Skepsis machte Snape wütend, was bildete sich dieser kleine Wicht ein, seine Worte in Frage zu stellen. Er hatte nicht ungern Lust, seinen Fluch an Regulus selbst auszuprobieren, als kleinen Beweis seiner Fähigkeiten. Wenn er nur wüsste, ob sein Fluch auch an Menschen funktionieren würde. Regulus grinste. „Natürlich, ein eigener Zauberspruch. Severus Snape, alias Merlin." Regulus lachte spöttisch über seine eigenen Worte und war seinem großen Bruder in diesem Moment so ähnlich, dass eine unbändige Wut in Snape aufflammte und sich unheilvoll einen Weg nach draußen bahnte. Snape hob seinen Zauberstab. Auf Regulus Kehle gerichtet sagte er mit dunkler Stimme: „Praefoco". Und einen Sekundenbruchteil später griff Regulus sich an den Hals und schnappte nach Luft. Seine Augen weiteten sich und er viel keuchend zu Boden. Verzweifelt rang er nach Atem, aber Snape hielt immer noch seinen Zauberstab auf ihn gerichtet. Dann endlich löste er den Fluch von Regulus, der jetzt gierig nach Luft japste. Neugierig betrachtete Snape den am Boden liegenden Regulus, der keuchend hustete und sich seine Kehle rieb. Der Fluch funktionierte also, dachte Snape zufrieden, und offensichtlich auch genau so, wie er funktionieren sollte. Snape sah sich in dem halbdunklen Raum um und entdeckte im hinteren Teil einige alte Regale, auf deren Brettern sich neben einigen verstaubten Gegenständen auch ein alter Kelch befand, auf den er seinen Zauberstab richtete, „Accio Kelch". Der Kelch kam zu ihm herüber geschwebt und Snape griff nach ihm, sobald er in Reichweite war, deutete erneut mit seinem Zauberstab auf ihn und murmelte „Aguamenti". Auf der Stelle füllte sich der Kelch in seiner Hand mit kühlem, klaren Wasser und er reichte ihn Regulus, der ihn gierig in einem Zug leer trank. Wasser rann dabei an den Rändern vorbei über sein Kinn und tropfte auf seinen Umhang hinab. Er schien es noch nicht einmal zu bemerken, so sehr war er mit den Nachwirkungen des Würgezaubers beschäftigt. Er setzte sich stöhnend auf und Snape half ihm sich gegen die Wand zu lehnen. Snape setzte sich neben ihn auf dem Boden und sie sprachen beide für eine Weile kein Wort. Regulus hatte die Augen geschlossen und lehnte schwer atmend mit dem Kopf an der Wand. „Zei... zeig ihn mir." Keuchte Regulus und Snape betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Er war überrascht, dass Black kein bisschen wütend zu sein schien. Es beeindruckte ihn sogar ein wenig, dass er immer noch den Mut besaß seine Hilfe anzunehmen. „Nun gut." Sagte Snape, stand auf und reichte Regulus seine Hand um ihn aufzuhelfen. Regulus ergriff Snapes Hand, sagte jedoch nichts. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck sah er Snape an, dieser verzog das Gesicht zu einem Lächeln und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken mit ihm zu kommen.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...