Kapitel 1 - Der Streit

266 10 2
                                    

Das Gemälde, das den Eingang zum Gryffindor-Turm verbarg, schwang auf und jemand kam heraus geklettert. Im nächsten Moment stand Lily Evans vor ihm und funkelte ihn wütend an. „Severus, was willst du hier?", entgegnete sie ihm unverwandt. „Mary hat mir erzählt, dass du seit Stunden hier draußen sitzt." – „Lily, ich...", versuchte Severus anzufangen, aber die von ihm so mühsam zurechtgelegten Worte wollten ihm bei Lilys Anblick nicht mehr einfallen. Wenn er in ihr wütendes Gesicht sah, überkam ihn eine gewaltige Angst, Angst den Menschen den er am meisten liebte zu verlieren. Das erdrückende Gefühl von Reue in seiner Brust stieg ins Unermessliche, während er unsicher von einem auf das andere Bein trat. „WAS Lily?", fragte Lily schneidend. „Lily bitte hör mir zu, es tut... es tut mir Leid!" - „Was tut dir Leid? Dass du mich Schlammblut genannt hast? Oder dass du dein wahres Gesicht gezeigt hast? Dass du mir die Augen geöffnet hast, wie du wirklich über mich denkst?" Severus schrak unmerklich zurück. „Es ist egal, dass deine Eltern Muggel sind. Du bist für mich einfach Lily." Meine Lily, setzte er in Gedanken hinzu. Meine wunderbare, mutige Lily. „Wo ist der Unterschied zwischen mir und anderen Muggelstämmigen? Für mich macht es keinen Unterschied. Du denkst, dass sie Schlammblüter sind." Sie starrte ihn an. „Lily, es war nicht so gemeint, es tut mir Leid." Severus schaute sie verzweifelt an. „Und was ist mit dem Mädchen, das deine Todesser Freunde gequält haben? Hast du ihr geholfen? Hast du deine Freunde aufgehalten?" Das Wort „Freunde" spuckte sie förmlich heraus. Severus senkte den Blick. In ihren Gesichtsausdruck mischten sich nun zu der Wut auch noch Trauer und Verzweiflung. Ihre Stimme zitterte bei den folgenden Worten. „Du hast deinen und ich habe meinen Weg gewählt. Und ich denke, dass sich diese nun trennen müssen. Ich möchte mit den dunklen Künsten nichts zu tun haben. Ich habe dich lange genug in Schutz genommen. Aber es reicht." Ihre Stimme wurde fester, ihr Blick bohrender. Er hob den Blick. Diese grünen Augen. Severus starrte sie an, konnte nicht wegsehen, er konnte nichts sagen. Als Lily nach kurzer Pause wieder anfing zu sprechen, schwang in ihren Worten ein Traurigkeit mit, die Severus Herz verkrampfen ließ. „Du warst mein bester Freund, Severus. Aber jetzt sage ich dir als Freund Lebewohl." Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie drehte sich abrupt um, nuschelte dem Portrait der fetten Dame das Passwort zu und krabbelte durch den Eingang wieder zurück in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Sie war verschwunden, bevor Severus auch nur etwas auf ihre Worte erwidern konnte. Er hätte sowieso nicht gewusst was er hätte sagen sollen. Er war starr vor Entsetzen. Er hatte gehofft, dass Lily seine Entschuldigung annehmen würde. Lily, die so ein großes Herz besaß. Die er dafür bewunderte, wie sehr sie lieben konnte und wie sehr sie ihn immer vor anderen in Schutz genommen hatte. Ihr unvergleichbarer Mut. Ihre Freundschaft. Die Liebe, die er für sie empfand, seit er sie das erste mal vor sieben Jahren auf dem Spielplatz in Spinner's End gesehen hatte fühlte sich plötzlich schmerzhaft an. Eine tiefe Dunkelheit überkam ihn, riss ihn mit sich und nahm seine Gedanken ein. Er war Unfähigkeit sich zu bewegen, obwohl er wusste, dass er gehen sollte. Plötzlich hörte er Stimmen. Die Rumtreiber. Bevor sie ihn erblickten, verschwand er in dem dunklen Gang, der in der entgegensetzten Richtung der Stimmen lag und nahm den Umweg in Kauf. Am Ende des Ganges angekommen, rannte er die Treppen hinunter, durchquerte die Eingangshalle und lief weiter hinunter zu den Kerkern, in denen sich die Räume der Slytherins befanden.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt