Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht

Kapitel 39 - Fiese kleine Trolle

Es war eine unruhig Nacht für Lily gewesen und als Amber, Lauren und Mary den Schlafsaal früh verließen um nach dem Frühstück nach Hogsmeade zu gehen, drehte sie sich noch einmal in ihrem Bett um und genoss die wohlige Wärme ihrer weichen Decke und die seltene Ruhe, die jetzt im Schlafsaal herrschte. Da sie aber nicht wieder einschlafen konnte, stand auch sie auf, zog sich an und ging nach unten in den Gemeinschaftsraum. Zu ihrer Überraschung saß Remus in einem der Sessel und las in einem Buch. Er sah lächelnd zu ihr auf als sie näher kam und er sie bemerkte. „Guten Morgen, Lily." – „Guten Morgen." Antwortete sie fröhlich. „Ich gehe nur kurz etwas frühstücken und dann können wir los." Sagte sie aber Remus war bereits von seinem Sessel aufgesprungen und trat jetzt neben sie. „Wir können zusammen gehen. Ich habe auf dich gewartet." Sie strahlte ihn an. „Das ist wirklich lieb von dir." Er zwinkerte ihr zu und sie gingen gemeinsam zum Frühstück hinunter. In der großen Halle waren kaum noch Schüler und sie genossen es ein wenig ungestört zu sein und dem sonst so lautem Trubel beim Essen zur Abwechslung einmal entgehen zu können. Lily liebte die Geselligkeit die Hogwarts mit sich brachte, manchmal jedoch vermisste sie es sich einfach alleine in ihr Zimmer zurück ziehen zu können und nur für sich zu sein. Sie nahm einen großen Schluck Tee und sah zu Remus, der gerade den letzten Rest Müsli aus seiner Schüssel löffelte. „Sollen wir los?" Fragte sie und Remus nickte. Sie zogen sich ihre dicken Reiseumhänge an und gingen hinaus auf das Schlossgelände. Es war Ende November, aber trotz der Kälte schienen ihnen einige sanfte Sonnenstrahlen entgegen. Gemächlich gingen sie los und schlenderten am Ufer des Sees entlang, das zu dieser Jahreszeit noch von buntem Laub geschmückt war. „Ich habe mit Severus gesprochen." Unterbrach Lily auf einmal die Stille und sah zu Remus, der abrupt stehen blieb und sie mit großen Augen ansah. „Aber du,... ihr,... ihr redet doch gar nicht miteinander. Wann hast du...?" Stotterte er nervös und Lily unterbrach ihn. „Er war gestern Abend auch bei Slughorns Treffen und ich habe hinterher alleine mit ihm reden können." Remus sah sie verdutzt an. „Wieso war er bei dem Treffen?" Lily zuckte die Schultern. „Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Aber das spielt auch keine Rolle. Er hat mir zugehört, das zählt." Sie gingen weiter und Lily erzählte ihm jedes Detail des Gesprächs mit Severus. Am Ende sagte sie: „Ich vertraue ihm und glaube, dass du nichts zu befürchten hast." Remus sah auf den Boden und sagte nichts. Er blieb wieder stehen und griff nach Lilys Hand. „Lily, ich weiß nicht wie ich dir danken soll." In seinen Augen glitzerten Tränen und Lily war zutiefst berührt von seiner ehrlichen Erleichterung. Dieses Problem musste ihm unendlich schwer auf der Seele gelastet haben und sie hatte ein schlechtes Gewissen, nicht schon früher mit Severus gesprochen zu haben oder Remus wenigstens gestern Abend schon von seinen Qualen erlöst zu haben. „Remus, das ist selbstverständlich." Sagte sie sanft aber er schüttelte den Kopf. „Nein Lily. Ist es nicht. Ich weiß wie viel Überwindung es dich gekostet haben muss Severus um so einen großen Gefallen bitten zu müssen." Er lächelte zaghaft und zog sie plötzlich und ganz unerwartet in seine Arme. Er drückte sie fest an sich und Lily strich ihm sanft über den Rücken. „Es wird alles gut." Flüsterte sie ihm zu und er schlang seine Arme noch enger um sie. Eine Weile standen sie so da und hielten sich einfach nur fest, vergaßen alles um sich herum, waren einfach füreinander da. Irgendwann verschwand die Sonne hinter einer großen, dunklen Wolke und es wurde schlagartig kühler. Sie lösten sich voneinander und lächelten sich an. Lily hakte sich bei Remus unter und sie gingen langsam zurück zum Schloss. Der Gemeinschaftsraum war menschenleer und sie machten es sich auf dem Sofa vor dem Kamin gemütlich. Das gleiche Sofa auf dem sie mit James gelegen hatte, bemerkte sie in diesem Moment. James. Dieser Idiot. Wieso konnte er es einfach nicht lassen Severus zu quälen? Wut und Trauer überkamen sie bei dem Gedanken und zog ihre Knie an sich heran. Remus schien ihre plötzliche Anspannung zu spüren und musterte sie besorgt. „Ist alles in Ordnung?" Lily schnaufte. „Ich musste an James denken." Ihr Blick verfinsterte sich und Remus sah sie fragend an. „Mh.. Du bist sauer, weil er und Sirius in Verwandlung schon wieder Snape schikaniert haben." Stellte er fest und Lily sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Diese fiesen kleinen Trolle können es einfach nicht lassen." Sagte sie wütend und Remus musste unwillkürlich lachen. „Fiese kleine Trolle. Das gefällt mir, Lil." Jetzt musste auch Lily schmunzeln, aber Remus wurde schnell wieder Ernst. „James ist eifersüchtig." Lily sah ihn überrascht an. „Auf Severus? Warum?" Remus seufzte. „Nun, es lässt sich nicht leugnen, dass Snape ein Auge auf dich geworfen hat, um es charmant auszudrücken. Auch einem James Potter wird diese Tatsache nicht entgangen sein. Und was dieser für dich empfindet, ist wohl auch kein Geheimnis mehr." Lily runzelte die Stirn. „Severus? Ein Auge auf mich geworfen? Ich weiß nicht wie ihr alle darauf kommt?" – „Alle?" Fragte Remus mit hochgezogenen Augenbrauen und Lily biss sich auf die Lippe. Offensichtlich schien wirklich jeder außer ihr das zu bemerken. Sie verstand nicht was andere in seinem Verhalten ihr gegenüber sahen. Severus hasste sie und ließ es sie bei jeder Gelegenheit spüren. „Meinst du die anderen bringen uns etwas aus dem Honigtopf mit?" Fragte sie jetzt um vom Thema abzulenken. Remus sah sie verständnisvoll an bevor er grinsend antwortete: „Ich hoffe doch sehr, dass die fiesen kleinen Trolle an uns gedacht haben." Sie mussten beide lachen. Sie lachten bis ihnen die Tränen kamen und diese Ausgelassenheit tat ihnen beiden unendlich gut. Sie war genau das was sie brauchten, und den Rest des Tages verbrachten sie in unbeschwerter Stimmung und mit einigen Partien Zauberschach, bis am späten Nachmittag die ersten Mitschüler aus Hogsmeade zurück kamen.