Severus saß teilnahmslos beim Frühstück und blätterte gelangweilt in seinem Buch für Zaubertränke. Nur hin und wieder sah er hinüber zum Gryffindor Tisch und versuchte einen kurzen Blick auf Lily zu erhaschen. Auch wenn seine Blicke eher unterbewusst nach ihr suchten, spürte er heute Morgen immer wieder die Enttäuschung, wenn er sie nicht entdeckte. Genau wie dieses Mal, als er aufsah und bloß Professor McGonagall bemerkte, die ungewöhnlich hektisch durch die große Halle lief und jemanden zu suchen schien. Nachdem sie ein paar Worte mit Sirius Black und Potter gewechselt hatte, lief sie zielstrebig wieder aus der Halle hinaus. Aus irgendeinem Grund überfiel ihn eine kaum bändige Neugierde und er überlegte, was McGonagall so aus der Ruhe gebracht haben könnte. Seine Gedanken wurden jedoch fast unverzüglich durch eine Zeitung unterbrochen, die ihm jemand langsam über den Tisch zu schob. „Neugierig was unsere gute McGonagall so nervös macht?" Fragte Lucius Malfoy, der direkt neben ihm saß und ihn mit einem süffisanten Grinsen ansah. Unwillkürlich sah Snape auf die neuste Ausgabe des Tagespropheten, die jetzt direkt vor ihm lag und ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als er die Zeitung an sich nahm und die Schlagzeile auf der Titelseite las. „UNTERGRUNDBAHN DER MUGGEL VON TODESSERN ANGEGRIFFEN UND ZERSTÖRT WORDEN – 10 Muggel und 5 Hexen und Zauberer dabei ums Leben gekommen." Er hielt den Atem an, während er den Artikel überflog. „Explosion... 10 Muggel tot... tapferen Hexen und Zauberern ist es gelungen, Todesser in die Flucht zu schlagen... Muggel gehen von explodierter Gasleitung aus... Gedächtnisse der Zeugen verändert... Bei den Toten handelt es sich um Gideon und Fabian Prewett, ..." Weiter laß er nicht. Prewett. Amber Prewetts Vater und vermutlich ihr Onkel waren unter den Toten. Ungläubig starrte er die Zeitung in seinen Händen an. Er spürte wie Malfoy sich zu ihm lehnte. „Es sollte etwas großes daraus werden. Es sollten hunderte Muggel dabei sterben. Wenn diese Idioten vom Ministerium nicht Wind davon bekommen hätten..." Flüsterte Malfoy ihm verschwörerisch zu, aber Snape hatte keinen Kopf für sein Gerede über „Du-weißt-schon-wen" und seine Todesser, das nun folgte. Er musste an Lily denken. Mit Sicherheit hatte McGonagall gerade Amber gesucht, um sie abzufangen, bevor sie es aus dem Tagespropheten erfuhr. Und mit Sicherheit war auch Lily bei ihr. Es musste Lily schrecklich gehen, dachte er betrübt und seine Gedanken begannen zu rasen. Was konnte er tun? „Snape! Hörst du mir überhaupt zu?" Fragte Malfoy empört, aber Severus nickte bloß und schob ihm die Zeitung wieder zurück. „Ja." Sagte er abwesend und Malfoy schnaufte verächtlich. „Prewett. Das wird wohl auch dein Schlammblutmädchen treffen. Sippschaft ihrer Busenfreundin, nicht wahr? Wie außerordentlich tragisch." Höhnte Malfoy und Snape spürte die Wut in sich auflodern. Er atmete tief ein, stand ohne einen Kommentar auf und verließ die große Halle. Jedoch nicht ohne Malfoys Unmut auf sich zu ziehen, der ihm eilig in die Eingangshalle gefolgt war. „Wo willst du hin?" Fauchte er und griff nach Severus Arm, den ihm Severus direkt wieder entriss. „Das geht dich nichts an, Malfoy." Antwortete er betont ruhig und wandte sich erneut zum gehen. Malfoy stellte sich ihm in den Weg und beugte sich näher zu ihm, um seine Stimme zu einem Flüstern senken zu können. „Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du mein Leben gefährdest, weil du direkt wieder zu diesem Schlammblut rennst. Keine Ahnung was der dunkle Lord an dir findet." Malfoy verzog das Gesicht und fuhr fort. „Aber so lange er ein Auge auf dich geworfen und mir aufgetragen hat, deine Loyalität gegenüber ihm sicherzustellen, geht es mich tatsächlich sogar einiges an, Snape." Severus schnaufte ungeduldig. „Lieber Lucius, ich denke, dass deine Fantasie etwas mit dir durch geht. Für mein Empfinden steigerst du dich ein bisschen zu sehr in meine, wohlgemerkt nicht vorhandenen Angelegenheiten rein. Denn ich gehe davon aus, dass es mir wohl noch erlaubt ist zum Klassenraum für Verwandlung zu gehen, oder? Und falls es bis jetzt deiner Aufmerksamkeit entgangen ist, gehe ich immer etwas früher zum Unterricht. Für einen begehrten Tisch in der letzten Reihe, du verstehst." Erklärte er herablassend und zog eine Augenbraue hoch. Malfoy presste die Lippen zusammen, sodass sie nur noch einen schmalen Strich in seinem Gesicht bildeten. Severus war sich sicher, dass er ihm nicht glaubte, und einen kurzen Augenblick sah es so aus, als wollte Malfoy etwas erwidern, dann drehte er sich jedoch wütend um und verschwand hinunter zu den Kerkern. Erleichtert atmete Severus auf, ging mit großen Schritten zur marmornen Treppe und rannte regelgerecht die Stufen hinauf in den Gang, der zu zu McGonagalls Büro führte. Hier vermutete er Lily am ehesten und wenn er Glück hatte, wäre sie jetzt noch dort drin. Je näher er der Tür kam, desto langsamer wurde er und kurz bevor er sie erreicht hatte, schlich er sich vorsichtig an sie heran und lauschte mit angehaltenem Atem. Lily und Amber schienen noch dort zu sein, er hörte McGonagall sprechen, verstand aber nicht was sie sagte. Dann war erst einmal nichts mehr, außer leises Gemurmel durch die Tür zu hören, bis plötzlich etwas aufjaulte. Erschrocken trat er von der Tür zurück, um mit Bestürzung festzustellen, dass dieses Jaulen nicht von einem Tier kam sondern ein Schluchzen war. Vermutlich von Amber, die gerade die wohl schlimmste Nachricht ihres Lebens erhalten hatte. Unbehagen breitete sich in ihm aus. Was in Merlins Barte tat er überhaupt hier? Er wusste noch nicht einmal ob Lily überhaupt hier drin war, oder was er vorgehabt hatte wenn er sie hier antraf. Sie ansprechen? Trösten? Wohl kaum, dachte er wütend, weil er sich schon wieder zu einer Gefühlsduselei hatte hinreißen lassen. Malfoy hatte Recht, er brachte sie alle noch um. Lily, sich, und vielleicht auch noch Malfoy. Auf einmal hörte er eine Männliche Stimme, die zwar ebenfalls gedämpft klang, die sich aber deutlich von den anderen Stimmen abhob, weil sie zwar ruhig aber sehr deutlich sprach. Severus ging wieder einen Schritt auf die geschlossene Tür zu. Die Neugierde vertrieb seine Angst und er gab ihr widerwillig nach. Der Neugierde und dem noch dringenderen Bedürfnis, Lily in so einem schrecklichen Moment nah zu sein. Die unbekannte männliche Stimme hatte erklärt, Amber mitnehmen zu wollen und es wurde ruhig. Vermutlich waren sie über das Flohnetzwerk abgereist, überlegte er, als McGonagall wieder zu sprechen begann. Mit Entsetzen bemerkte bemerkte er, dass ihre Stimme langsam auf ihn zu kam. Suchend sah er sich um, eilte den Gang entlang und verschwand gerade noch rechtzeitig um die nächste Ecke, bevor er hörte wie die Tür zu McGonagalls Büro geöffnet wurde. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Mauer und hielt den Atem an. Es war zu spät sich ein anderes Versteck zu suchen. Wenn Lily zu den Unterrichtsräumen gehen würde, würde sie ihm direkt in die Arme laufen, und er konnte nichts mehr dagegen tun. Er schloss die Augen und wartete mit klopfendem Herzen, bis das unvermeidliche geschehen würde.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...