Kapitel 28 - Notitatem

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Severus saß beim Abendessen und schaute unauffällig zum Gryffindor Tisch hinüber, der gerade in tosenden Beifall ausbrach. Er brauchte nicht zur Tür zu schauen um zu wissen, wer die große Halle betreten hatte. Potter und seine arroganten Schoßhündchen. Er hatte bereits von Avery gehört, dass sie nach dem Quidditchspiel ein riesiges Spektakel mit Feuerwerkskörpern veranstaltet hatten. Severus blieb den Quidditchspielen meistens fern. Heute hatte er die Ruhe im Gemeinschaftsraum dafür genutzt, einige Okklumentikübungen auszuprobieren und ein bisschen in den Kapiteln über Legilimentik zu lesen. Er beobachtete wie Potter, Black und Pettigrew am Tisch Platz nahmen, sich kurz mit Lily und ihren Freundinnen unterhielten und die große Halle eilig wieder verließen. Ihr dummes Grinsen war aus ihren Gesichtern verschwunden, stellte er mit Genugtuung fest. Jetzt bemerkte er, dass auch Lily und ihre Freundin Amber aufstanden und die große Halle verließen. Vermutlich würde im Gryffindor-Turm gleich eine Siegesfeier für das Quidditchteam statt finden zu der sie gingen. Jemand stieß ihm in die Seite und er schaute Rosier an, der rechts neben ihm saß. „Hey Snape, kommst du mit in den Gemeinschaftsraum?" Fragte Rosier ihn. „Avery, Mulciber und ich wollen ein paar interessante Zauber ausprobieren, wenn du verstehst." Rosier grinste ihm verschwörerisch zu, aber Severus ließ seinen Blick über den Slytherin Tisch schweifen, entdeckte Regulus Black zwischen ein paar Mitschülern und schüttelte abwesend den Kopf. „Später vielleicht. Ich muss erst in die Bibliothek." Severus nahm seine Tasche und Rosier sah ihn verwirrt an. „Samstag Abend?" – „Ja." Antwortete Severus knapp und stand auf. „Bis später, Rosier." Ohne eine Antwort abzuwarten ging Severus aus der großen Halle und auf direktem Wege zur Bibliothek. Diesmal wollte er vor Regulus Black dort sein und sich einen guten Beobachtungsposten sichern, auf dem er wirklich unentdeckt blieb. Er ging leise in die Bibliothek und suchte sich einen Tisch in einem Teil, der nicht oft von Schülern aufgesucht wurde. Es war der Teil in dem die Märchenbücher und Gedichtbände standen und war von seiner Lage der perfekte Platz um jemanden ungesehen zu beobachten. Der kleine Tisch stand im Schatten eines der großen Regale und man hatte einen freien Blick auf die verbotene Abteilung und einen Teil der Tische, die in der Mitte der Bibliothek standen. Er hörte wie die Tür aufging, aber er konnte nicht sehen wer hereingekommen war. Die Eingangstür lag nicht in seinem Blickfeld, was sehr bedauerlich war. Aber dieser Platz war für seine Zwecke nun mal am besten geeignet, weswegen er mit dem kleinen Nachteil leben musste, den Eingang nicht im Blick zu haben. Jetzt hörte er Stimmen die flüsterten und schloss daraus, dass es mehrere Personen sein mussten die gerade die Bibliothek betreten hatten. Sie schienen sich einen Platz außerhalb seines Blickfeldes gesucht zu haben. Er zog sich weiter in den Schatten zurück und wartete. Er hörte wieder jemanden leise sprechen, gefolgt von einem unterdrücken Kichern, dann war es wieder eine Weile still. Er lauschte, aber außer Rascheln von Pergament und ab und zu das Schaben eines Buches das aus dem Regal gezogen oder wieder hineingeschoben wurde, konnte er nichts hören. Er wartete. Wo war dieser Black nur? Er ärgerte sich, dass er wieder seine Zeit für diesen kleinen Naseweis verschwendete. Plötzlich hörte er eine aufgeregte Stimme flüstern. Sie kam ihm bekannt vor, aber sie war zu weit entfernt als dass er sie identifizieren oder sogar verstehen konnte. Jetzt flüsterte auch eine weitere Stimme. Die zwei Stimmen schienen zu diskutieren und jetzt hörte er schnelle Schritte, die von dem dicken Teppichboden gedämpft wurden. Die Tür der Bibliothek öffnete und schloss sich und es war auf einmal wieder still. Severus stand auf und ging langsam die Regalreihe entlang. Er schaute vorsichtig an ihr vorbei und sah zu der Stelle an der die beiden Personen gerade gesessen haben mussten. Es lagen noch aufgeschlagene Bücher, Pergamentrollen, ein Tintenfass und eine Schreibfeder auf dem Tisch. Wieso hatten die Personen ihre Sachen nicht mitgenommen? Er ging langsam auf den Platz zu. Er schaute sich um, aber außer ihm schien wirklich Niemand hier zu sein. Er ging noch näher an den Tisch heran, bis er direkt vor ihm stand. Sein Blick fiel auf eines der Bücher das geschlossen war. Es steckte eine Feder darin und ihm stockte der Atem. Lily benutzte immer eine Schwungfeder ihrer Eule als Lesezeichen. Sie war der einzige magische Mensch den er kannte, der ein gewöhnliches Muggel Lesezeichen benutzte anstatt eines „Notitatem-Zaubers". Wenn man diesen Zauber benutze, musste man das Buch nur mit seinem Zauberstab antippen damit es von selbst die richtige Seite wieder aufschlug. Lily nutze diesen Zauber zwar in ihren Schulbüchern, für Bücher die sie in ihrer Freizeit las nutzte sie jedoch eine gewöhnliche Feder. Es musste ihre sein. Er schlug das Buch auf und erkannte die Braun-weiß-gemusterte Schwungfeder sofort. Es war wirklich Lilys. Sanft strich er mit seinem Finger über die Feder, als sein Blick auf die Überschrift des Kapitels fiel, das Lily mit ihr markiert hatte. Er erstarrte. Ein unheilvolles Gefühl stieg in ihm auf. „Werwölfe..." Er schaute zum Fenster. Ein runder weißleuchtender Mond strahlte ihm entgegen. Er spürte wie ein Gefühl der Panik sich in ihm ausbreitete. Lily hatte herausgefunden, dass Lupin ein Werwolf war, dessen war er sich sicher. Und er war sich auch sicher, dass sie nicht ohne Grund aus der Bibliothek gestürmt war und all ihre Sachen zurück gelassen hatte. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er zögerte keinen Moment und eilte ebenfalls aus der Bibliothek.

Im Gang angekommen überlegte er kurz, in welche Richtung Lily wohl gegangen war. Er entschied sich für den Weg nach draußen. Wieso hatte sie es sonst so eilig gehabt? Es musste ihr komisch vorgekommen sein, dass Potter und seine Freunde vorhin so überstürzt verschwunden waren. Eine dunkle Vorahnung überkam ihn. Er stürmte den Gang entlang zu den Treppen die nach unten führten, als Regulus Black ihm entgegen kam. „Black!" dröhnte Severus tiefe Stimme ihm entgegen. Black blieb stehen und schaute ihn überrascht an. „Ist Lily Evans dir entgegen gekommen?" Regulus grinste. „Dieses kleine Schlammblut? Wieso?" Wut stieg in Severus auf. „Ist sie?" Regulus lachte höhnisch. „Wer weiß. Wieso sollte ich darauf achten wo dein Schlammblutmädchen sich herumtreibt?" Eine unbändige Wut erfasste Severus. Er packte Black am Kragen und warf ihn unsanft gegen die Wand. Mit einer Hand drückte er ihn fest dagegen, mit der anderen hielt er seinen Zauberstab direkt vor Blacks Gesicht. Dieser schaute ihn erschrocken mit weit aufgerissenen Augen an. „WO ist Lily Evans hingegangen?" Fragte Snape ihn mit drohender Stimme. Black zuckte zusammen. „Lass mich los, Mann. Du bist doch verrückt." Snape packte Black fester am Kragen. „Du möchtest mich nicht zum Feind haben, Black. Du sagst mir jetzt auf der Stelle wo Lily Evans hingegangen ist." Zischte Snape. Black schluckte hörbar und stöhnte kurz auf als Snape ihn noch ein bisschen fester an die Wand presste. „Evans ist gerade mit dem Anhängsel meines Bruders hier lang gelaufen. Sie wollten nach unten. Es hörte sich an als wenn sie jemanden suchten." Presste Black mühsam hervor. Snape sah mit finsterer Miene auf ihn herab. „WEN haben sie gesucht. Und WARUM?" Black keuchte. „Ich weiß es nicht. Das haben sie nicht gesagt. Aber es hat sich angehört, als wenn sie meinen Bruder und seine Freunde suchen wollten." Snape ließ Black los. Erneut stieg Panik in ihm auf und schnürte ihm die Kehle zu. Lily würde doch nicht wirklich nach Potter und seinen Freunden suchen? Was ist wenn sie Lupin nach draußen gefolgt waren weil er nicht beim Abendessen gewesen war? Ihm würde übel. Er konnte nicht sagen warum, aber er wusste dass Lily in großer Gefahr war. Ohne zu überlegen rannte er los und ließ den verängstigten und verwirrten Regulus Black zurück.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt