Kapitel 5 - Spaziergang am See

65 7 0
                                    


Lily zerrte James hoch zum Eingang des Schlosses. „Hey Evans, mach mal halblang. Man könnte meinen ICH hätte versucht jemanden zu verfluchen." Sagte er amüsiert. „Das ist nicht lustig Potter. Er hätte dich verletzen können." – „Es ist doch nichts passiert. Schniefelus hat mich doch noch nicht mal getroffen." Versuchte James sie zu besänftigen. „Ja, weil ich dich aus dem Weg gezogen habe. Du weißt doch gar nicht mit welchem Zauber er dich treffen wollte." Sie klang bestürzt. James lachte „Ach Lily, was soll das schon für ein Zauber gewesen sein. Vielleicht ein Schockzauber oder ein Kitzelfluch oder so." Er grinste sie an. Aber sie erwiderte nichts. Sie schien vollkommen in ihren Gedanken versunken als ihnen Black, Lupin und Pettigrew entgegen kamen und sie aufschaute. Lupin sah müde und abgekämpft aus. Er hatte einige frische Kratzer im Gesicht. Die drei schienen auf dem Weg zum Mittagessen zu sein. Sirius Black grinste James an. „Hey Krone, wer hat denn hier wen von euch beiden geangelt?". Er lachte laut. Noch bevor James etwas erwidern konnte ließ Lily ihn los und rannte an den dreien vorbei die marmorne Treppe hoch. Verblüfft schauten sie ihr nach bis Lupin sich ebenfalls zum gehen wandte und seinen Freunden zurief „geht ruhig zum Essen. Ich habe noch keinen Hunger." – „Aber Mooney..." setzte Black an. „Wir sehen uns später." rief Lupin ihnen über die Schulter zu und verschwand. Die anderen zuckten die Schultern und gingen lachend in den großen Saal.

Als Lupin Lily einholte war sie schon im Gemeinschaftsraum der Gryffindors angelangt. „Lily warte." Sagte er sanft. Sie drehte sich mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihm um. Er schaute nicht belustigt oder gehässig. Sondern besorgt und mitfühlend. Seine Stirn war in Falten gelegt und er streckte die Hand nach ihr aus. „Lass uns ein Stück gehen." sagte er mit ruhiger Stimme zu ihr. Ohne zu überlegen ergriff sie seine Hand und ließ sich von ihm zurück durch das Portraitloch und in den Gang führen. Eigentlich war sie geflüchtet um alleine zu sein, aber es fühlte sich in diesem Moment richtig an mit Remus mitzugehen. Er legte ihr den Arm um die Schultern und sie gingen weiter den Gang entlang Richtung Treppe. Sie bemerkten die Gestalt, die sich in den Schatten einer Rüstung gedrängt versteckte und ihnen nachschaute nicht. Sie gingen die Stufen zur Eingangshalle hinunter, durchquerten diese und standen einige Sekunden später im warmen Sonnenschein. Es war Ende Juni und die Temperaturen waren angenehm. Lupin schaute sie an. „Lass uns einen Spaziergang um den See machen." Lily nickte. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her als Lily schließlich das Wort ergriff. „Ich habe dich einige Tage nicht gesehen." –  „Ja." Antwortete Remus. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst müde aus." Er schwieg. „Wie immer wenn du einige Tage verschwunden warst." Setzte sie hinzu und musterte Lupin interessiert. „Ja. Manchmal geht es nicht anders." Sagte er knapp und Lily spürte, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte. Sie gingen wieder eine Weile schweigend nebeneinander her.

Langsam spazierten sie das Ufer am See entlang, jeder in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen. Doch diesmal fing Lupin an zu sprechen. „Was ist passiert? Ich meine vorhin, als Krone und du hier am See wart. Du sahst," er zögerte, als würde er nach dem passenden Wort suchen. „verstört aus." Beendete er seinen Satz. Lily schaute auf den See. „verstört" murmelte sie. Ja, vielleicht war das genau das richtige Wort. „Ja", sagte sie. „ich war sehr wütend und... traurig." Sie spürte wie ihr erneut Tränen in die Augen traten. Sie erzählte ihm was am See geschehen war. Lupin unterbrach sie kein einziges Mal. Er hörte ihr einfach zu und wartete, bis sie mit ihrer Erzählung geendet hatte. Er seufzte. „Ich möchte nicht leugnen, dass ich genau wie alle anderen noch nie verstanden habe was du an diesem Snape findest." er hob einen kleinen Stein vom Boden und ließ ihn über den See flitschen. Er schaute dem Stein nach wie er unzählige Male auf das Wasser traf um dann weiter zu hüpfen und immer größere Kreise zu ziehen. Auch Lily schaute dem Stein nach. Bis sie nach kurzer Zeit mit brüchiger Stimme antwortete. „Er war so viele Jahre mein bester Freund. Ich kenne ihn schon seit unserer Kindheit. Ich stamme von Muggeln ab. Er hat mir alles über unsere Welt erzählt. Er war immer da. Hat mich beschützt, und ich ihn." Sie machte eine Pause. Eine Träne lief ihr über die Wange als auch sie einen kleinen Stein aufhob um diesen über das jetzt wieder glatte Wasser hüpfen zu lassen. „Du würdest es nicht verstehen. Er ist nicht so wie ihr denkt. Er hat viel mehr Seiten als... Also als..." Lupin schaute sie erwartungsvoll an. „Du weißt was ich meine." Lupin nickte langsam. „ich glaube schon" sagte er nachdenklich. Sie setzten sich in das Gras am Seeufer. Von hier konnten sie die Stelle sehen an der sie vorhin mit James gesessen hatte. „Manchmal..." begann er, „kann man das wahre Gesicht eines Menschen nur sehen wenn man ihn liebt." Lily sah ihn an. „Was findest du an Potter und diesen anderen beiden Wichtigtuern?" Lupin lachte kurz auf, wurde aber schnell wieder ernst. „Weißt du, auch diese drei sind anders als das was sie nach außen zu sein scheinen. Auch ich habe meine Gründe warum ich sie meine Freunde nenne. In gewisser Weise beschützen sie mich auch." Sie dachte über seine Worte nach. „Also meinst du, dass sie eigentlich ganz nett sind?" Sie musste unwillkürlich grinsen. Auch Lupin grinste. „Ja. Lily..." Lupin sah ihr direkt in die Augen. „Lily, James ist in Ordnung. Er mag dich wirklich. Vielleicht solltest du ihm eine Chance geben. Ihn wenigstens besser kennenlernen." Lily rupfte mit ihrer rechten Hand gedankenverloren am Gras herum. „Naja. Immerhin fühlt er sich nicht zu den dunklen Künsten hingezogen." Sie lachte freudlos auf. Lupin blieb stumm. Nach einem Augenblick sagte er. „Es ist jedem selbst überlassen, ob er gut oder böse sein möchte. Jeder Mensch hat die Wahl." Lily senkte ihren Blick, sie konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Sie liefen ihr heiß und brennend über die Wangen. Lupin zog sie in seine Arme. An seine Schulter gelehnt schluchzte sie hemmungslos allen Schmerz heraus. Etwas unbeholfen tätschelte er ihre Schulter. Irgendwann hörte sie auf zu weinen und er reichte ihr ein Taschentuch, das sie dankbar annahm. „Oh Remus, ich habe deinen ganzen Umhang nass geweint." Lupin lächelte. „Das trocknet wieder. Hauptsache es geht dir besser." – „Danke. Ja. Ich glaube schon." Lupin lächelte. „Lass uns zum Schloss zurück. Du musst etwas essen. Und um ehrlich zu sein, könnte ich auch eine Kleinigkeit vertragen." Lily schaute ihn entsetzt an. „Oh Remus, es tut mir so Leid. Du hast meinetwegen das Mittagessen verpasst." Er grinste breit. „Dann sollten wir zusehen dass wir nicht auch noch das Abendessen verpassen." Und tatsächlich, als Lily sich umschaute bemerkte sie, dass es bereits anfing zu dämmern. Sie standen auf und beeilten sich zum Schloss zurück zu kommen. In der großen Halle war schon reges Treiben und einige Schüler saßen bereits an den Gemeinschaftstischen und aßen. Sie spürte, dass ein Paar dunkle Augen auf sie gerichtet war. Sie spürte es immer. Diesen durchdringenden Blick. In Lilys Magen kribbelte es als ihr Blick den von Severus traf. Sie konnte seinen Blick nicht deuten. Es lag eine Spur Abscheu oder Entsetzen darin. Auch Lupin schien es bemerkt zu haben, denn auch er schaute zum Slytherin Tisch. „Ich glaube ich habe mir mit unserem kleinen Spaziergang nicht viele Freunde gemacht." Bemerkte er trocken und ging zum Gryffindor Tisch auf Potter, Black und Pettigrew zu. Und tatsächlich schaute auch James etwas zerknirscht. Lupin schien das nicht zu stören. Er schaufelte sich gelassen seinen Teller voll und begann zu essen. Lily nahm auf dem leeren Platz neben James platz und lächelte ihn an. Es fiel ihr schwer zu lächeln. Severus Blick ließ sie nicht los. Er hasste sie, das war eindeutig gewesen. Sie musste nach vorn schauen. Vielleicht hatte Lupin Recht und Potter war doch kein so übler Kerl. „James?" – „Mh?" James blickte erstaunt auf, den Mund voller Kartoffelpüree und Schweinebraten. „Ich würde gerne mit dir nach Hogsmeade." James Miene hellte sich auf. Eilig schluckte er sein Essen hinunter und lächelte sie strahlend an. „Ich wusste dass du nicht nein sagen kannst." Lily schmunzelte. „Nicht so arrogant Potter. Noch bin ich nicht mit dir nach Hogsmeade gegangen." Seine Freunde grölten vor Lachen. Aber auch James lachte und zwinkerte ihr zu. Sie sah wie er verstohlen zu Lupin rüber schaute der sich wieder seinem Essen zugewandt hatte. Im Rücken spürte sie Severus Blick. Sie wusste dass er sie in diesem Moment anschaute und versuchte sich auf ihr Essen zu konzentrieren.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt