Kapitel 6 - Eifersucht

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Severus beobachtete wie Lily die große Halle betrat. Sie war schon wieder, oder was noch schlimmer wäre, immer noch in Begleitung dieses räudigen Köters von einem Werwolf. Ja, er wusste was er war. Schon lange. Nur ein Narr konnte es nicht bemerken. Dass Lupin und seine Freunde immer bei Vollmond verschwanden. Oder die Kratzer in Lupins abgekämpften Gesicht wenn er nach Tagen wieder auftauchte. Sein Spitzname Mooney. Er wunderte sich, dass Lily noch nicht hinter das Geheimnis gekommen war. Sie war klug und hatte eine gute Beobachtungsgabe. Allerdings war es auch ihre Schwäche manche Unzulänglichkeiten einfach zu übersehen. Aber was wollte diese Kreatur von Lily? Wieso entführte er sie stundenlang und schlich alleine mit ihr durch die Gegend? Erst dieser Potter und jetzt auch noch dieses Ungeheuer. Wut flammte in ihm auf. Mit Entsetzen beobachtete er, dass Lily sich in Lupins Nähe wohl zu fühlen schien. Was hatten sie den ganzen Nachmittag zusammen gemacht? Sie waren vor Stunden an ihm vorbei gelaufen als sie aus dem Gryffindor Turm kamen. Er hatte sie aus seinem Versteck im Schatten einer Rüstung beobachtet und war ihnen mit einem kleinen Abstand gefolgt. Er hatte jedoch ihre Spur verloren als er dachte sie seien in die große Halle zum Mittagessen gegangen. Dort waren sie jedoch nicht aufgetaucht. Sie mussten draußen gewesen sein. Lily und dieses Ungeheuer, alleine. Angst überkam ihn. Was wäre wenn er ihr was antat? Oder was wäre wenn sie sich in ihn verliebte? Was ist wenn heute Nachmittag mehr passiert war. Er fühlte Ekel in sich aufsteigen und seine Verzweiflung schien ihm die Kehle zuzuschnüren. Gerade in dem Moment als sie zu ihm herüber schaute. Ihre Augen waren glasig, als hätte sie geweint. Er spürte einen Stich wie immer wenn er sie so traurig sah. Sie wandte den Blick von ihm ab und marschierte zu ihrem Haustisch. Auch Potter schien es zu missfallen, dass sein Freund Mooney sich so lange alleine mit seiner Herzensdame herumgetrieben hatte. Er konnte ein verächtliches Grinsen nicht unterdrücken. Wenigstens spürte Potter diese Demütigung ebenfalls. Doch in diesem Moment wandte sich Lily an James. Er schaute sie überrascht an, grinste aber im nächsten Augenblick. Lily lächelte zurück und erwiderte etwas auf seine Worte. Alle in ihrer Umgebung lachten, aber Potter zwinkerte Lily zu. Severus krallte sich am Tisch fest um nicht wieder dem Impuls nachzugehen seinen Zauberstab zu zücken und diesen arroganten Idioten zu verfluchen. Lucius Malfoy, der neben ihm saß und seine Anspannung bemerkt zu haben schien, folgte seinem Blick. „Aber, aber Snape. Schlag dir doch dieses Schlammblut Mädchen endlich aus dem Kopf. Such dir eine Frau die dir würdig ist." Er grinste höhnisch.

Snape unterdrücke den Drang Lily zu verteidigen. Jedoch hatte Malfoy in einer Sache Recht, er musste sie vergessen. Aber es gab keine Frau die so war wie Lily Evans. Es konnte keine geben. Deswegen murmelte er nur „Vielleicht", sprang auf und verließ die große Halle Richtung Kerker. Auch in dieser Nacht lag er wach. Gequält von seinen Gedanken und Gefühlen. Düstere, unaussprechliche Gedanken. Die hellen Lichtschimmer die Lily in sein Leben gezaubert hatte seit er sie kannte waren verschwunden. Es gab nichts mehr was ihn von den dunklen Mächten fern hielt die ihn sein Leben lang schon bannten. Schon morgen um diese Zeit würde er wieder in dem düsteren Haus seiner Eltern in seinem dunklen Zimmer liegen. Vielleicht hätte sein Vater wieder getrunken und seine Eltern würden sich genau jetzt im Wohnzimmer streiten. Er würde seine Mutter weinen und schreien hören wenn sein Vater immer wieder zuschlug. Er würde von Hass getrieben alle Flüche abrufen die er seinem Muggelvater gerne entgegen werfen würde. Und seine Mutter. Seine schwache, feige Mutter. Sie hatte diesen Muggel geheiratet und konnte sich noch nicht einmal gegen ihn wehren. Lächerlich. Ein kleiner Fluch und er würde sie beide nie wieder quälen. Aber sie war feige. Sie war schwach.

Das einzig schönen Erinnerungen an die Ferien in Spinner's End war die Zeit, die er immer mit Lily verbracht hatte. Unter ihrer Weide. Er hörte in Gedanken ihr glockenhelles Lachen. Hörte das beruhigende Rauschen des Flusses. Er sah ihre dunkelroten Haare im Kontrast zu dem grünen Gras auf dem sie lagen. Ihre Augen strahlten. Sie drehte sich zu ihm und zog zärtlich einen Grashalm aus seinem Haar. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Sie hatte ihm Hoffnung gegeben. Auf die Liebe. Auf ein glückliches Leben. Sie hatte ihn in ihre Welt blicken lassen. Eine Welt, die er nicht gekannt hatte. Eine Welt nach der er sich sehnte. Ein schwarzer trüber Nebel legte sich über diese Erinnerung. Er war wieder allein. Allein in seinem Bett in den Kerkern. Und er würde die nächsten Wochen allein in Spinner's End sein. Das erste mal seit er Lily kannte. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt