Kapitel 36 - Die Unbelehrbaren

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Am nächsten Vormittag saß Lily in ihrer Doppelstunde Verwandlung wie gewohnt neben Remus. Er war tatsächlich heute Morgen aus seinem Bett gekommen und mit ihnen zum Frühstück hinunter gegangen. Jedoch fiel Lily auf, dass er schweigsamer war als sonst und sie spürte eine tiefe Traurigkeit die ihn umgab. Sie sah immer wieder verstohlen zu ihm herüber und musterte ihn prüfend. Er arbeitete scheinbar konzentriert an den Zaubern die sie ausprobieren sollten, aber Lily hatte den Eindruck, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Sie bemerkte, dass er immer wieder nervös zu Severus sah, der sie beide bereits die gesamte Stunde keines Blickes würdigte. Lily stieß Remus zärtlich in die Seite und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich rede mit ihm. Versprochen." Flüsterte sie ihm zu und Remus lächelte dankbar zurück. Tatsächlich schien Remus sich jetzt etwas zu entspannen, dafür konnte Lily ihre eigene Anspannung umso mehr fühlen. Der Gedanke mit Severus zu sprechen und ihn um einen Gefallen bitten zu müssen machte sie nervös. Sie überlegte schon seit gestern Abend fieberhaft, wann und wo sie Severus abpassen sollte und wie er wohl reagieren würde. Auf gar keinen Fall wollte sie zwischen ihren gemeinsamen Schulstunden oder bei den Mahlzeiten inmitten von Schülerscharen mit ihm reden, sie musste ihn irgendwo alleine antreffen. Unauffällig sah sie auch zu ihm herüber und sah, dass sein rechter Arm leicht zuckte und er einen wütenden Blick über seine Schulter nach hinten warf. Sie sah ebenfalls nach hinten wo Sirius und James saßen und Severus jetzt provokant angrinsten. Severus drehte sich wieder nach vorne, aber Lily merkte ihm an wie wütend er war. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und seine Kiefermuskulatur zuckte. Lily drehte sich erneut um und sah gerade noch, wie James unauffällig seinen Zauberstab auf Severus zielte und etwas murmelte. Sirius entdeckte, dass Lily sie beobachtete und stieß James an, bevor er in ihre Richtung nickte und schuldbewusst den Blick senkte. James sah daraufhin zu Lily und für einen kurzen Moment sahen sie sich genau in die Augen. Lily starrte James ungläubig an. Wie konnte er es wagen. Wieso machte er schon wieder alles kaputt? Wütend zückte sie ihren Zauberstab und zielte damit in James Richtung. Sie flüstere „Fidiculus" und machte eine kleine Stoßbewegung mit dem Zauberstab, woraufhin James Tintenfass mit einem leisen Klirren umfiel und die gesamte Tinte sich über seinen Pergamentrollen und Büchern verteilte. Entgeistert sah James sie an. „POTTER. BLACK." Rief Professor McGonagall gereizt und kam auf die beiden zugeeilt. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs beförderte sie die Tinte wieder in ihr Fässchen und stand jetzt direkt vor dem Pult der beiden und sah auf sie hinab, die Hände wütend in die Hüften gestemmt und sagte mit schneidender Stimme: „Bitte erklären Sie mir, wieso in Merlins Namen Sie nicht eine einzige Schulstunde einfach nur das tun können was man Ihnen aufgetragen hat." James und Sirius antworteten nicht sondern sahen sie bloß mit schuldbewusster Miene an. McGonagall seufze resigniert und ging mit großen Schritten wieder nach vorne. Lily wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln wieder ihrer Pergamentrolle zu. Sie spürte Severus Blick auf sich und ein Kribbeln durchfuhr ihren gesamten Körper. Sie drehte sich schnell zu Remus, der sie amüsiert musterte. Lily grinste verlegen und Remus zwinkerte ihr zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Mitschrift widmete.

Severus starrte Lily an. Er wollte nicht, aber er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie hatte ihn wieder in Schutz genommen. Vor Potter, mit dem sie erst vor einigen Tagen eng umschlungen im Gemeinschaftsraum der Gryffindors gesehen wurde. Eifersucht brannte in ihm auf. Er versuchte das Bild, dass diese unbändige Eifersucht ihm gemalt hatte aus seinen Gedanken zu verdrängen. Lily hatte Potter eine kleine Abreibung verpasst, nur das zählte. Es sollte aber nicht zählen, rief Severus sich in Erinnerung. Gedanken an Lily waren töricht. Ein Beweis seiner Schwäche. Es konnte ihm egal sein was sie tat. Er schloss einen kurzen Augenblick die Augen und konzentrierte sich ganz allein auf seine Atmung. Eine Okklumentik-Übung. Er war der Herr seiner Gedanken und Gefühle, das musste er sich bewusst machen. Er öffnete die Augen und konzentrierte sich weiter auf seine Atmung. Seine Gedanken begannen sich zu einem großen Päckchen zu bündeln. Es musste verschlossen und in den Tiefen seiner Seele verborgen werden. Er atmete ein letztes Mal tief ein und aus. Er nahm seine Feder und schrieb weiter an den Aufgaben, die sie von McGonagall bekommen hatten. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt