Severus eilte den Gang entlang. Er musste weg. Weg von Lily. Ihre Erklärungen zu dem Patronus-Zauber hallten durch seinen Kopf. „... dem man vertraut.", „Verbundenheit." Er rieb sich die Schläfen. Wie sollte er eine glückliche Erinnerung aufrufen um einen Patronus zu erzeugen, wenn er doch versuchte genau diese Erinnerungen zu verdrängen? Die ganze Nacht hatte er mit der Lehre der Okklumentik verbracht, zwanghaft versucht alle Erinnerungen und Gefühle die mit Lily zu tun hatten tief in seinem inneren zu verschließen. In seinem Kopf pochte ein unerträglicher Schmerz. Heute Morgen hatte er sogar die ersten beiden Stunden Kräuterkunde ausfallen lassen. Er hatte sich unfähig gefühlt aus seinem Bett aufzustehen. Seine Glieder waren schwer wie Blei gewesen, er hatte sich erschöpft und ausgelaugt gefühlt. Er öffnete die Tür zu den Toilettenräumen der Jungen und ging zu einem der Waschbecken. Wie es schien hatte die Okklumentik all seine Kräfte aufgebraucht, und der wenige Schlaf tat sein Übriges. Schwindel überkam ihn und er umklammerte das Waschbecken. Er fühlte sich krank. Er konnte das alles nicht mehr ertragen. Er drehte den Wasserhahn auf und beugte sich über das Becken. Mit beiden Händen spritze er sich das kalte Wasser ins Gesicht. Die Kälte tat ihm gut. Half ihm sich zu sammeln und die Dinge wieder klarer zu sehen. Plötzlich hörte er wie die Tür aufging, er drehte sich um und vor ihm stand Remus Lupin. Offenbar war dieser genauso überrascht über Severus Anblick wie dieser über seinen. Sie standen beide einen Moment da, keiner von ihnen schien zu wissen wie er reagieren oder was er sagen sollte. Lupin musterte ihn. „Ist alles... also brauchst du Hilfe oder so?" Begann Lupin zögerlich. Severus verzog das Gesicht. „Von dir, Lupin?" Er lachte verächtlich. „Wohl kaum." Lupin zuckte die Schultern und ging ohne etwas zu antworten in eine der Kabinen. Snape sah ihm misstrauisch nach. Was wollte dieser Köter von ihm? Das war doch sicherlich wieder einer dieser dummen Streiche die Potter und Black ausgeheckt hatten. Die letzten Tage machten sie ihm wieder vermehrt das Leben schwer. Als wäre dieses nicht schon schwer genug. Wut stieg in ihm hoch. Er richtete sich auf, rieb sein Gesicht mit einem Handtuch trocken und verließ die Toilettenräume. Er hatte jetzt noch eine Doppelstunde Zaubertränke. Mit Lily. Er musste aufhören an sie zu denken. Musste sie schützen. Er musste lernen sie auszublenden und einfach seine gesamte Aufmerksamkeit dem Unterricht zu widmen. Severus ging die schon fast leeren Gänge entlang. Die meisten Schüler waren bereits wieder in ihren Klassenräumen weil der Unterricht jeden Moment wieder beginnen würde. Er ging hinunter zu den Kerkern und blieb einen Augenblick vor dem Klassenzimmer für Zaubertränke stehen, holte tief Luft und trat ein. Lily saß relativ weit vorne in der Nähe von Potter und Black, links neben ihr saß ihre Freundin Lauren Baker mit der sie sich gerade unterhielt. Er entschied sich für einen der hinteren Plätze. Von dort würde er wenigstens nicht ihr Gesicht sehen können. Als er gerade sein Buch für Zaubertränke auspackte, ging erneut die Tür auf und Lupin trat ein, ging durch den Mittelgang und setzte sich auf den leeren Stuhl rechts neben Lily. Lily begrüßte Lupin mit einem herzlichen Lächeln. Ein Lächeln mit dem sie Severus früher auch begrüßt hatte. Es versetzte seinem Herz einen Stich und er wandte schnell den Blick ab. Im nächsten Moment begann Professor Slughorn bereits mit dem Unterricht und Severus gelang es für den Rest der Stunde, sich größtenteils auf seinen Zaubertrank zu konzentrieren.

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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...