Am nächsten Tag ging es Lily wesentlich besser und Madame Pomfrey hatte ihr bereits am Morgen in Aussicht gestellt, dass sie den Krankenflügel vielleicht sogar noch am selben Tag würde verlassen können, wenn sie versprach, ihren Trank die nächsten paar Tage gewissenhaft einzunehmen, bis ihr Hals sich vollkommen erholt hatte. Lily langweilte sich im Krankenflügel und war froh, dass sie morgen wieder in den Unterricht konnte. Somit würde sich der Stoff, den sie in den zwei Tagen verpasst hatte eventuell noch in Grenzen halten und sie konnte das Wochenende nutzen, um alles aufzuholen. Sie war vollkommen in ihre Gedanken vertieft als Dumbledore fast lautlos zur Tür hinein kam und mit einem herzlichen Lächeln auf sie zu kam. „Miss Evans. Schön, sie wieder mit etwas mehr Farbe im Gesicht zu sehen." Am Fußende ihres Bettes blieb er stehen. „Wie geht es Ihnen?" Lily räusperte sich, da ihr das Sprechen bei den ersten Wörtern immer noch etwas schwer fiel. „Schon viel besser, Danke." Sagte sie freundlich und Dumbledore nickte zufrieden. „Gut. Gut. Das sind gute Nachrichten. Erlauben Sie?" Er deutete auf den Stuhl der neben Lilys Bett stand und sie nickte. Elegant ging Dumbledore zu dem Stuhl und setzte sich, bevor er weiter sprach. „Sie können sich denken, dass ich nicht nur hier bin, um mich nach Ihrem Wohlbefinden zu erkundigen." Wieder nickte Lily. „Der Angriff auf Sie ist natürlich eine Ernst zu nehmende Sache und wir versuchen alles, die Täter zu finden. Nur muss ich leider zugeben, dass sich das bis jetzt als äußerst schwierig erweist." Er seufzte und sah Lily nachdenklich an. „Zunächst dachte ich, den oder die Täter schnell finden zu können, da Mr. Snape den Zauberstab bei Ihnen gefunden hat, der sich tatsächlich als der Zauberstab erwies, mit dem Ihnen das..." Er deutete auf ihren Hals. „...angetan wurde. Aber leider, brachte uns der Zauberstab nicht viel, da er gestohlen war." Lily riss die Augen auf. „Gestohlen?" Fragte sie mit heiserer Stimme. „Wem?" Dumbledore schien kurz zu überlegen. „Miss Evans, bevor ich Ihnen verrate von wem dieser Zauberstab gestohlen wurde, würde ich gerne Ihre Geschichte hören, ungetrübt von weiteren Informationen, wenn Sie verstehen." Lily überlegte einen Moment wo sie anfangen sollte, und erzählte Dumbledore die gesamte Geschichte, in fast allen Einzelheiten. Nur den wahren Grund für ihren Besuch in der Bibliothek ließ sie dabei aus, um James und Sirius zu schützen. Er hörte aufmerksam zu und unterbrach sie kein einziges Mal. Sie brauchte ein wenig länger für ihre Erzählung, weil sie ab und zu einen Schluck Wasser trinken oder Sätze neu beginnen musste, weil ihre Stimme sie immer wieder im Stich ließ. Als sie geendet hatte, sah Dumbledore sieh mit ernstem Gesichtsausdruck an. „Also waren es vermutlich drei Täter. Aber sie haben niemanden von Ihnen erkannt." Lily schüttelte den Kopf. „Das macht das ganze nicht einfacher Miss Evans." Lilys Kehle schnürte sich zu, was nicht nur an den Nachwirkungen des Angriffs lag. „Wie kann man sowas nur tun? Nur weil meine Eltern keine Zauberer sind..." Dumbledore sah sie traurig über seine halbmondförmige Brille an. „Ich weiß, es ist abscheulich und wird an dieser Schule keinesfalls geduldet. Allerdings wird es ohne Täter schwierig, jemanden dafür zur Rechenschaft zu ziehen." Lily verspürte plötzlich Wut. Wut auf solche Menschen die dachten, dass sie was besseres seien, nur weil sie einen anderen Blutstatus hatten. Waren sie nicht alle Hexen und Zauberer? „Professor Dumbledore? Wem gehörte denn jetzt der Zauberstab, der... Sie wissen schon." – „Nun der Zauberstab gehörte oder gehört immer noch Mr. Pettigrew." Lily riss die Augen auf. „Er wurde ihm wohl kurz vor dem Vorfall gestohlen. Kurz nach Ihrer Unterrichtsstunde Verwandlung gab es eine kleine Rangelei, bei der der Zauberstab abhanden gekommen sein könnte. „Dann kennen Sie doch bestimmt die Beteiligten." Platze es aus Lily heraus und Dumbledore lächelte sie erneut traurig an. „Leider nein, Miss Evans. Es waren mehrere Schüler verwickelt und Mr. Pettigrew hat erst bemerkt, dass sein Zauberstab verschwunden war, als er bereits im Gryffindor-Turm war. Er kann ihn also auch genauso gut auf dem Weg dorthin verloren haben und der oder die Täter haben ihn irgendwo gefunden. „Aber Sir, die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Rangelei..." Dumbledore hob beschwichtigend die Hände und unterbrach sie freundlich. „Das sind Vermutungen. Aber hier in Hogwarts bleibt man unschuldig, bis die Schuld bewiesen wurde." Er stand auf. „Es tut mir Leid, dass ich keine befriedigenderen Antworten für sie habe, aber wir können niemanden einfach wegen Vermutungen und eventuellen Zufällen verurteilen. Aber bitte glauben Sie mir, dass einige Schüler seitdem unter besonderer Beobachtung stehen. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute für eine baldige Genesung." Er lächelte und wandte sich zum Gehen, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte. „Ach und Miss Evans?" Lily sah ihn überrascht an. „Ja, Sir?" – „Ein Buch über Gestaltwandler scheint mir wirklich eine interessante Lektüre für Zwischendurch zu sein." Er zwinkerte und seine Augen funkelten Jungenhaft als er hinzufügte: „Wenn Sie mich fragen, schadet es nicht über sie informiert zu sein." Lily sah ihn unsicher an, unfähig auf seine Bemerkung zu antworten. Aber er schien keine Antwort von ihr zu erwarten, denn bevor sie überhaupt den Mund öffnen konnte, war er bereits aus dem Krankenflügel verschwunden. Woher wusste er, dass sie wegen diesem Buch in der Bibliothek gewesen war? Und bedeutete seine Anspielung, dass er wusste wofür sie es brauchte? Und dass er folglich auch von James und Sirius Animagi Fähigkeiten wusste? Er hatte einmal zu Severus gesagt, kurz nachdem sie von Remus angegriffen worden waren, dass in Hogwarts selten etwas geschah, ohne dass er, Dumbledore, davon wusste. Aber wieso hatte dann niemand mitbekommen wer sie angegriffen hatte? Und wieso hatte er James und Sirius nicht bereits zur Rede gestellt oder vielleicht sogar der Schule verwiesen, weil sie illegale Animagi waren? Lily schwirrte der Kopf und erschöpft ließ sie sich in die Kissen zurück sinken. Prompt kam Madame Pomfrey und flößte ihr etwas von dem süßlich, bitterem Trank ein, der ihre Kehle so wohltuend kühlte. „Miss Evans, ich denke, dass es besser wäre, wenn sie die Nacht noch hier verbringen würden." Lily nickte müde. Sie war zu kraftlos zu widersprechen, und vielleicht war es wirklich besser wenn sie sich noch etwas unter Madame Pomfreys Obhut erholte. Sie merkte, wie viel Kraft sie das Gespräch mit Dumbledore gekostet hatte und ihr graute davor, morgen einen ganzen Schultag in diesem Zustand zu überstehen, auch wenn sie sich auf den Unterricht gefreut hatte. Aber morgen war ein neuer Tag und sie würde sehen, wie es ihr bis dahin ging. Müde schloss sie die Augen und fiel fast Augenblicklich in einen tiefen Schlaf.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...