Kapitel 156 - Wirksame Schutzzauber

60 4 4
                                    

Es war bereits dunkel, als Lily und die anderen aus dem Hogwartsexpress stiegen und die abgestandene Hitze des Tages ihnen entgegenschlug, während sie ihre Koffer nach draußen auf das Gleis 9 ¾ bugsierten. Lily sah sich um und entdeckte Severus, der dicht hinter ihr geblieben war. Sie hätte sich nicht umdrehen müssen, um zu wissen, dass er ihr nicht von der Seite gewichen war. Sie spürte seine Nähe allgegenwärtig. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und sie streckte die Hand nach ihm aus, die er zögerlich ergriff. Sobald sich ihre Haut berührte, umfasste er ihre fester Hand und trat mit einem großen Schritt noch dichter an sie heran. Sie sah zu ihm auf und ein aufgeregtes Kribbeln ging durch ihren Körper, bevor jemand sie sanft an die Schulter fasste. Es war Amber, die ihr mit ihren großen blauen Augen, in denen eindeutig Tränen schimmerten, entgegen sah. Trotz ihrer Traurigkeit grinste sie über das ganze Gesicht und zog Lily in eine feste Umarmung. „Wir sehen uns alle morgen in Hogsmeade.", sagte sie und Lily nickte lachend, bevor sie sich auch ihren anderen Freunden zuwandten, die jetzt alle um sie herum standen. Mittlerweile hatte sie sich von Severus gelöst, aber sie spürte trotzdem ganz deutlich, wie er sich versteifte, als sie James umarmte und dieser sie fest an seinen Körper drückte. Sobald sie sich von allen verabschiedet hatten, suchten Severus und sie sich eine ruhige Ecke auf dem Gleis, von der sie disapparieren können würden. „Ich bringe dich Nachhause.", sagte Severus sanft und Lily lächelte müde, als sie sich wieder an den Händen fassten und im nächsten Augenblick in der Straße landeten, in der Lily mit ihren Eltern wohnte. Instinktiv hatte Severus sich eine Stelle ausgesucht, die nicht so sehr von den hellen Straßenlaternen beleuchtet wurde, weshalb sie jetzt im Halbschatten einer dieser standen. „Kommst du morgen mit nach Hogsmeade?", fragte Lily leise und beobachtete Severus Gesichtszüge, die sich unmerklich zu einer widerwilligen Grimasse verzogen. „Ich weiß nicht.", murmelte er und runzelte die Stirn. „James hat versprochen, dass sie dich in Ruhe lassen.", sagte Lily und legte zärtlich ihre Hand an seine Wange.

Severus schnaufte und betrachtete Lily einen Moment, bevor er widerwillig nickte. Er hatte keine Lust auf Potter und seine widerwärtigen Krötenfreunde, aber noch weniger wollte er, dass Lily ohne ihn einen Abend mit Potter verbrachte. Außerdem wollte er jede freie Sekunde mit ihr verbringen, auch wenn er dafür einen äußerst unangenehmen Abend mit diesen Volltrotteln verbringen musste.

Lily strahlte und sein Herz ging auf. Er wollte sie nicht enttäuschen und er wusste, wie sehr sie an ihren Freunden hing und wie viel ihr dieser Abend mit ihnen bedeutete. „Danke.", flüsterte sie mit rauer Stimme und küsste ihn sanft. Er schloss die Augen, spürte ihre Lippen auf seinen und plötzlich war auch Potter völlig aus seinen Gedanken gestrichen. Es war, als gäbe es nur sie beide auf dieser Welt, und als wäre in diesem Moment alles in Ordnung. Viel zu schnell lösten sie sich voneinander und er sah noch trunken von dem berauschenden Kuss auf Lily hinab. Selbst ohne Licht sah er die Röte auf ihren Wangen und spürte ihren schneller gehenden Atem auf seiner Haut. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und küsste sie sanft auf die Stirn. „Du solltest reingehen.", flüsterte er und Lily runzelte fragend die Stirn. „Wir müssen noch ein Stück die Straße hinauf. Oder hast du schon vergessen wo ich wohne?", fragte sie lachend und griff nach seiner Hand. Severus verkrampfte innerlich, weil er tatsächlich nicht mehr wusste, wo sie wohnte. Dafür hatte er selbst gesorgt. Und so lange sie ihm nicht ihre Adresse nannte, würde dies auch so bleiben. Nicht zum ersten Mal spürte er ein Gefühl von Reue über seine Entscheidung, aber er besann sich im gleichen Augenblick wieder. Lily musste jetzt, da sie Mitglied im Orden des Phönix war, noch mehr als vorher geschützt werden.

Sobald Lily gleich das Haus betreten und er sich abwenden würde, würde er noch nicht einmal mehr die ungefähre Stelle wissen, an der das Haus stand. Dafür würden seine eigenen Schutzzauber sorgen, die offensichtlich sehr zuverlässig funktionierten. Ihm war nicht Wohl dabei, dass er Lily nicht jederzeit in ihrem Zuhause erreichen konnte. Jedoch wusste er, das es das einzig richtige war. Sie verabschiedeten sich mit einem langen Kuss voneinander, bevor Lily fröhlich winkend verschwand und ihn in seiner düsteren Welt zurück ließ. Eine Weile stand er noch dort und blickte auf die Stelle, an der sie verschwunden war. Unfähig sich zu rühren. Er spürte eine Kälte durch seine Venen pulsieren, obwohl es immer noch warm war. Irgendwann musste er sich abwenden und in das Haus seiner Eltern zurückkehren. Ihm graute davor, was ihn dort erwarten würde und er war eigentlich noch nicht bereit dazu sich von Lilys Wärme und ihrem Licht zu lösen. Er wollte bei ihr sein. Immer. Nicht nur um sie zu beschützen. Auch um ihre Nähe zu spüren, die wie eine Sucht für ihn war. Er liebte sie mit jeder Faser seines Körpers und konnte den Gedanken an sein trostloses leeres Zimmer im Spinners End kaum ertragen. Weil sie nicht dort war. Weil ihn nichts dort mit ihr verband. Weil er dort allein war. Allein mit seinen Gedanken und seiner schwarzen Seele, die durch das dunkle Mal immer wieder in den Vordergrund rückte und alles Gute in ihm zu zerstören versuchte. Das Gute, dass Lily in ihm hervorbrachte und das ihm kurzzeitig Ruhe schenkte. Er schluckte hart, trat einen Schritt zurück in die Dunkelheit und disapparierte schließlich ins Spinners End.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 06, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt