Kapitel 26 - Das große Quidditchspektakel

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Es war Samstag Morgen als Lily verschlafen aus dem Fenster schaute. Heute würde das Quidditchspiel Gryffindor gegen Ravenclaw stattfinden, der Tag begann jedoch trüb. Der Himmel war von dunklen Wolken verhangen und es regnete in Strömen. Unwillig kletterte Lily aus ihrem warmen Bett und begann sich anzuziehen. Auch Lauren und Mary waren bereits aufgestanden und zogen sich an. Nur Amber lag noch in ihre Decke gerollt in ihrem Bett und schlief. „Meint ihr, dass das Spiel heute abgesagt wird?" Fragte Mary besorgt. Lauren schaute sie entsetzt an. „Wieso sollte es? Weil es ein bisschen regnet?" Mary sah stirnrunzelnd aus dem Fenster und Lily musste lachen. Es lag einfach nicht in Laurens Natur ein Quidditchspiel wegen einer Nichtigkeit wie des Wetters ausfallen zu lassen. Aber Lily hielt Marys Befürchtung nicht unbedingt für unbegründet. „Darüber habe ich auch schon nachgedacht." Sagte Lily vorsichtig und Lauren schüttelte ungeduldig den Kopf. Wie auf ein Stichwort blitzte es genau in diesem Moment und der Raum war für einen Augenblick hell erleuchtet. Ihm folgte ein lauter, grollender Donnerschlag und Mary zuckte erschrocken zusammen. Nun schaute auch Lauren besorgt aus dem Fenster. Amber regte sich unter ihrer Decke und gähnte während sie sich ausgiebig streckte. „Was ist denn hier los?" Fragte sie schläfrig. „Wir diskutieren gerade ob das Quidditchspiel heute ausfällt." Antwortete Lauren missmutig. Amber setzte sich auf, warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und verzog das Gesicht. „Das wäre vielleicht besser." Bemerkte sie und Lauren verdrehte die Augen. „Nicht du auch noch." Lauren nahm eines ihrer Kissen und schmiss es Amber entgegen. Die fing es lachend auf und stieg ebenfalls aus ihrem Bett. Sie machten sich fertig und gingen gemeinsam nach unten in den Gemeinschaftsraum. Ihnen fiel sofort das große Blatt Pergament am schwarzen Brett auf, auf dem in großen Lettern geschrieben stand: „DAS QUIDDITCHSPIEL GRYFFINDOR GEGEN RAVENCLAW AM HEUTIGEN SAMSTAG VORMITTAG WIRD VORLÄUFIG AUF DEN NACHMITTAG VERSCHOBEN." Lauren grinste triumphierend. „Seht ihr, nur verschoben." Lily, Amber und Mary mussten grinsen und sie gingen gemeinsam zum Frühstück in die große Halle.

Lily aß schweigend ihr Müsli und überlegte gerade was sie mit dem freien Vormittag anfangen würde, als die Rumtreiber an den großen Tisch kamen und sie fröhlich begrüßten. Sirius ging wie gewohnt direkt zu Amber und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Amber lächelte ihn an. „So Ladies, was machen wir jetzt mit unserem freien Nachmittag?" Fragte James strahlend in die Runde, als er sich zu ihnen an den Tisch setzte. „Wie wäre es wenn wir endlich die neuen Feuerwerkskörper von Dr. Filibuster ausprobieren?" Rief Sirius begeistert. Lauren schaute mit einem finsteren Blick zu James hinüber. „Wage es nicht, Potter! Wage es nicht heute noch Nachsitzen zu kassieren und das Spiel zu verpassen!" Sirius verdrehte die Augen und James schaute Lauren mit gespieltem Entsetzen an. „Liebe Lauren. Wie kommst du darauf, dass wir mit den Feuerwerkskörpern Schindluder betreiben wollen?" Lauren bedachte ihn mit einem wütenden Blick und bevor sie etwas erwidern konnte ging Lily dazwischen. „Wie wäre es mit einer Runde Knallpoker oder Zauberschach?" Fragte sie schnell. James und Lauren waren beide gleichermaßen Quidditch begeistert, allerdings nahm Lauren das ganze etwas ernster als James und es kam deswegen nicht selten zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Lily war jedoch der Meinung, dass es besser war einen Streit so kurz vor dem nächsten Spiel zu vermeiden und sie war froh, dass James offenbar ähnlicher Ansicht war. Dieser grinste Lauren zwar herausfordernd an, sagte aber nichts und wandte sich mit einem Zwinkern Lily zu. „In Ordnung Evans. Der Verlierer im Knallpoker gibt die nächste Runde Butterbier in den drei Besen aus. Wer ist dabei?"

Nach dem Frühstück gingen sie zusammen in den Gryffindor Gemeinschaftsraum zurück und verbrachten den Vormittag mit einigen unterhaltsamen Runden Knallpoker. Am Ende gab es mehrere Verlierer unter den Freunden und sie diskutierten eine Weile darüber, welcher der Verlierer den Wetteinsatz würde zahlen müssen. Irgendwann einigten sie sich darauf, dass einfach jeder der Verlierer eine Runde Butterbier spendieren würde, wenn sie das nächste mal nach Hogsmeade gingen. An diesem Morgen hatten sie alle viel gelacht und die Stimmung war ausgelassen. Sie genossen alle die Momente in denen sie einfach Spaß haben konnten, ohne an die Schule oder irgendwelche Prüfungen zu denken. Diese Momente waren in diesem Schuljahr selten geworden und Lily genoss die Ablenkung sehr. Allerdings war ihr trotzdem nicht entgangen, dass Remus heute stiller gewesen war als sonst. Sie nahm sich vor ihn später darauf anzusprechen, sobald sie die Gelegenheit hatten alleine und in Ruhe zu sprechen. Sie sah nachdenklich aus dem Fenster. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, aber der Himmel war immer noch dunkel und der Wind fegte stürmisch über das Schlossgelände. Sie nahmen sich für das Quidditchspiel vorsorglich ihre Reiseumhänge mit zum Mittagessen in die große Halle, denn sie wollten anschließend direkt zum Spielfeld gehen um sich die besten Plätze zu sichern. In der großen Halle setzten sie sich wieder gemeinsam an den langen Haustisch der Gryffindors. Sie hatten kaum mit dem Essen begonnen, da sprangen Sirius und James schon wieder von ihren Plätzen auf. „Wir müssen noch eine Kleinigkeit vor dem Spiel erledigen." Erklärte James grinsend als er in ihre fragenden Gesichter sah. Sirius grinste ebenfalls über das ganze Gesicht und Amber sah ihn misstrauisch an. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und zwinkerte ihr zu. „Wurmschwanz? Moony? Kommt ihr auch?" Rief James ihnen über die Schulter zu als er sich mit Sirius auf den Weg Richtung Ausgang machte. Peter sprang sofort auf und eilte seinen Freunden hinterher, Remus wehrte jedoch ab. „Ich muss nochmal nach oben gehen, ich habe meinen Reiseumhang vergessen." James und Sirius zuckten die Schultern, riefen „bis später" und waren im nächsten Moment auch schon aus der großen Halle verschwunden. Peter warf Remus beim Hinausgehen noch einen fragenden Blick zu, aber Remus schüttelte fast unmerklich den Kopf und Peter verschwand ebenfalls im Gedränge der Schüler. Lily musterte Remus. Dieser bemerkte, dass er von ihr beobachtet wurde und lächelte sie zaghaft an. „Mir ist heute nicht nach Tatzes und Krones Scherzen." Erklärte er und stand auf. „Bis später." – „Ja. Bis später." Sagte Lily nachdenklich und schaute ihm nach. „Was die drei wohl vorhaben?" Fragte Amber neugierig. „Mir ist egal was diese Idioten machen, Hauptsache sie machen es NACH dem Spiel." Knurrte Lauren und Amber und Lily grinsten sich an. Mary runzelte besorgt die Stirn. „Ich dachte, dass sie mittlerweile ein bisschen vernünftiger geworden wären." Lily seufzte. „Vielleicht ist es ja etwas harmloses." Ihre Freundinnen sagten nichts. Aber ihnen allen war klar, dass Potter und Black vermutlich nichts harmloses im Sinn hatten wenn sie so ein Geheimnis daraus machten. Da das Quidditchspiel in einer halben Stunde anfangen würde, hüllten sie sich in ihre Umhänge und machten sich auf den Weg zum Spielfeld. Dort angekommen verabschiedete sich Lauren von ihnen um zum Rest der Mannschaft in die Umkleiden zu gehen und Lily, Mary und Amber suchten sich ein paar freie Plätze auf den Gryffindor Rängen. Einige Minuten später stießen auch Sirius und Peter zu ihnen. Von Remus war keine Spur zu sehen. Vielleicht ist er oben im Gryffindor Turm geblieben, überlegte Lily als das Spiel anfing. Es wehte ein eisiger Wind über das Spielfeld und sie zogen ihre Umhänge noch fester um sich. Vor ihnen sausten die Spieler auf ihren Besen vorbei und Lily beobachtete James, der über den anderen kreiste und angestrengt Ausschau nach dem Schnatz hielt. Der Wind wehte durch sein schwarzes Haar und sein Gesichtsausdruck war angespannt. Es stand bereits 20 zu 10 für Ravenclaw und er schien langsam nervös zu werden. Es fiel noch ein Tor für Ravenclaw und James schlug sich wütend auf den Oberschenkel. Auch die Laune der restlichen Mannschaft schien mit jeder Minute schlechter zu werden und sie wurden unkonzentriert. Lily sah mit Besorgnis wie Lauren auf einmal mit ihrem Besen ins Taumeln geriet. Lauren war einen Moment unaufmerksam gewesen und wurde böse von einem Klatscher an der Schulter getroffen. Sie schrie vor Schmerz auf, kam kurz ins Schleudern, fing sich aber schnell wieder und flog unermüdlich weiter.

Auf der anderen Seite des Feldes hielt Clark Wilson, der Sucher der Ravenclaws ebenfalls verbissen Ausschau nach dem Schnatz. Wilson und James ließen sich keinen Moment aus den Augen. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, schossen beide fast gleichzeitig los. Lily konnte den Schnatz nicht entdecken, aber die beiden flogen in einer unglaublichen Geschwindigkeit direkt auf eine Stelle nahe am Boden zu. Beide streckten ihre Hand nach etwas aus und Lily hielt den Atem an. Die beiden rasten immer weiter auf den Boden zu während sie versuchten den anderen abzudrängen. James streckte seinen Arm ein Stück weiter aus, er hatte jetzt ein paar Zentimeter Vorsprung. Er griff nach etwas und zog im letzten Moment, nur eine Handbreit vom Boden entfernt, seinen Besen wieder nach oben. Wilson prallte mit einem Krachen auf den Boden auf und rollte, seinen Besen fest umklammert, einige Meter über das Spielfeld. James streckte lachend den Arm in die Luft und jetzt sah man ihn. In seiner rechten Hand hielt er etwas kleines goldenes. Den Schnatz! Die Gryffindors sprangen von ihren Plätzen und jubelten und brüllten vor Begeisterung. Sie hatten das Spiel tatsächlich noch gewonnen und konnten ihr Glück kaum fassen. Lily schaute sich um. Sirius und Peter waren wieder verschwunden und sie ahnte Böses. Auch Amber hatte es bemerkt. Sie zog Lily und Mary von ihren Sitzen. „Kommt, wir suchen besser nach den Jungs." Flüsterte sie ihnen zu und sie gingen hinunter und hielten Ausschau nach den Rumtreibern. Es dämmerte bereits und es waren so viele Schüler unterwegs, dass sie die drei in dem Gedränge nicht finden konnten.

Sie hatten gerade die Suche aufgegeben und gingen langsam Richtung Schloss zurück, als sie plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen hinter sich hörten. Erschrocken drehten sie sich um und ihnen blieben vor Staunen die Münder offen stehen. Bunte Funken sprühten über das Spielfeld hinweg und hinauf in den Himmel. Es wurden immer mehr, wechselten die Farben und formten sich zu magischen Gestalten am Himmel. Begleitet von begeisterten Rufen einiger Schüler formten sie sich zu Einhörnern, Drachen und Hippogreifen. Die Funken sausten unermüdlich durch die Luft, drehten Kreise und Schleifen. Dieses bunte Farbspiel war wunderschön und fasziniert betrachteten sie das Spektakel. Sie vergaßen für einen Moment, dass das Ganze ziemlichen Ärger für die Verursacher geben würde und sahen gespannt zu wie jetzt goldschimmernde Strahlen in den Himmel stoben, dort in tausende winzige Teile zersprangen und sich zu etwas großem zusammensetzten. Ein riesiger Löwenkopf, das Wappen der Gryffindors hing jetzt in goldenen Funken über dem Quidditchfeld. Nach einigen Momenten verschwand er und das Feuerwerk war vorüber. Jubel brach erneut unter den Gryffindors aus. Amber, Mary und Lily schauten sich an, jede von ihnen wusste was das bedeutete. Sie begannen zu lachen und waren erleichtert, dass der Streich vergleichsweise harmlos war. Dieses wunderbare Feuerwerk war wirklich eine gelungene Überraschung gewesen und Lily hoffte, dass die drei nicht zu viel Ärger bekommen würden. Sie ging mit Amber und Mary zurück zum Schloss und nach oben in ihren Schlafsaal, um sich vor dem Essen trockene Sachen anzuziehen. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt