Kapitel 62 - Endlich Volljährig

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Endlich war der Tag, den Lily schon so lange sehnsüchtig herbeigesehnt hatte. Sie öffnete die Augen und sah nur einen blonden Lockenkopf, der in ihr Bett gesprungen kam. Dann sah sie unmittelbar in Ambers grinsendes Gesicht. „Happy Birthday, Liebes. Raus aus den Federn, heute ist dein Tag." Jauchzte Amber fröhlich und entriss ihr die Decke, küsste sie auf die Wange und sprang wieder aus dem Bett hinaus um sich anzuziehen. Lily streckte sich kurz und kletterte aus ihrem Bett, wo bereits Lauren und Mary auf sie warteten und sie ebenfalls grinsend in die Arme schlossen. „Endlich bekomme ich Verstärkung im Team Volljährig." Sagte Lauren und sah mit einem neckenden Schmunzeln zu Mary und Amber, die beide noch minderjährig waren. Amber verdrehte genervt die Augen. „Noch zwei Wochen, Baker. Also sei mal nicht so überheblich." Antwortete sie grinsend und Mary seufzte. „Ihr habt es gut." Lily tätschelte ihr kurz den Rücken und lächelte sanft. „Du wirst schon sehen, die Zeit wird wie im Fluge vergehen. Noch haben wir ja gar nichts von unserer Volljährigkeit. Das wird erst im Sommer richtig interessant, und da bist du dann auch endlich 17 und wir dürfen dann alle zaubern." – „Und hoffentlich apparieren." Fügte Lauren hinzu und die Freundinnen unterhielten sich bis hinunter zum Frühstück aufgeregt über den Apparierunterricht, der in ein paar Wochen anstehen würde und dem beteits alle Sechstklässler sehnsüchtig entgegen fieberten.

In der großen Halle angelangt wurden sie von den Rumtreibern eingeholt, die sich offenbar extra beeilt hatten ihnen hinterher zu kommen. James nahm Lily stürmisch in den Arm und wirbelte sie so schnell herum, dass ihre Haare wild umherflogen. „James Potter." Rief sie in lachendem Tadel und James grinste sie frech an. „Alles Liebe zum Geburtstag, Evans." Jetzt drängte sich Sirius zwischen die beiden. „Mach mal Platz Prongs. Lily gehört nicht dir." Sirius umarmte Lily und James lachte. „Noch nicht Tatze." James zwinkerte Lily zu und sie hatte kaum Zeit sich über seine Bemerkung zu ärgern, da auch Remus bereits bei ihr stand, sie in den Arm nahm und sie herzlich drückte. Auch Peter schloss sich den Gratulanten an und umarmte sie, bevor sie alle gemeinsam zum Gryffindor Tisch gingen um etwas zu frühstücken. Heute ließen sie sich besonders viel Zeit und nach dem Frühstück mussten sie sich beeilen noch Rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. „Zum Glück ist morgen Samstag." Stöhnte Sirius als sie sich aufmachten. „Und was für ein Glück das ist." Flüsterte James, der direkt neben Lily herging in ihr Ohr und lachte fröhlich. „Unser Date steht doch, oder?" Fragte er jetzt leicht besorgt und Lily schmunzelte „Klar." Antwortete sie grinsend und sie betraten den Klassenraum von Professor Bancroft. Lily war glücklich, denn ihre Ängste wurde von Tag zu Tag schwächer und je mehr die Angst schwand, desto mehr beschloss sie glücklich zu sein, was wiederum auch die Angst weiter bekämpfte. Tatsächlich hatte es sich einige Zeit so angefühlt, als wenn in ihr ein innerer Kampf getobt hatte. Die plötzliche Angst vor alltäglichen Dingen gegen den Wunsch, endlich wieder unbeschwert und glücklich zu sein. Nach dem Überfall war sie nicht mehr sie selbst gewesen, aber bereits nach einigen Tagen hatte sie beschlossen, das Glück bei diesem Kampf siegen zu lassen, auch wenn es ihre ganze Willenskraft erforderte und unendlich ermüdete. Um keinen Preis wollte sie zulassen, dass das Böse so viel Macht über sie hatte, dass es ihr Leben und ihr Wesen so sehr beeinflusste, dass sie sich selbst fremd geworden war. Sie hielt sich immer wieder vor Augen, dass das, was ihr angetan wurde nur einen winzig kleinen Teil ihres Lebens ausmachte. Es war so viel Gutes in ihrem Leben, das diesem schlimmen Erlebtem gegenüberstand. Also wieso sollte sie ihr Leben durch so einen kleinen Teil so sehr abwerten? Wieso sollte eine einzige Grausamkeit so viel Schönheit zunichte machen? Wieso sollte jemand, der sich selbst und sein Leben liebt so etwas zulassen? Diese Fragen hatte sie sich die letzten drei Wochen oft gestellt und irgendwie hatte sie dadurch aus ihrer Dunkelheit heraus gefunden. Sie schaute nach vorne und war zuversichtlich, dass noch viel wunderbares auf sie wartete, auch wenn es nicht immer einfach sein würde.

Severus saß am Tisch der Slytherins in der großen Halle und starrte zu den Gryffindors, wo Lily gerade mit ihren Freunden frühstückte. Es war Lilys Geburtstag und es fiel ihm heute besonders schwer, sich von ihr fern zu halten. Eine Herzschlaglänge hatte er beim Betreten der großen Halle sogar überlegt, sie anzusprechen und ihr wenigstens zu gratulieren, so wie sie es an seinem Geburtstag gemacht hatte, bis Potter genau in diesem Moment aufgetaucht war und sie an sich gerissen hatte. In Severus Gedanken sah er immer wieder wie Potter seine Arme um Lily schlang und sie herumwirbelte, hörte ihr fröhliches Lachen, das so viele Gefühle in ihm entfesselte. Es bereitete ihm eine Gänsehaut, ließ ein glückliches Gefühl durch seinen Körper strömen und war gleichzeitig ein Dolch, der ihm von diesem nichtsnutzigen Potter ins Herz gestoßen wurde. Er blickte auf das Toast, das auf seinem Teller lag und mittlerweile eiskalt geworden sein musste. „Kommst du mit?" Jemand stieß ihm in die Seite und er blickte auf. Avery hatte ihn angesprochen und er sah ihn fragend an. „Wir haben gerade darüber gesprochen, wie wir ein paar Gryffindor Erstklässlern den Tag versüßen können." Fügte Avery erklärend hinzu und grinste Snape voller Vorfreude an. Mulciber, der ihnen gegenüber saß beugte sich etwas weiter zu ihnen hinüber. „Eher zu verschleimen." Stellte er richtig und beide lachten laut auf. Snape warf erneut einen kurzen Blick zum Tisch der Gryffindors, wo Potter aufgestanden war und Lily grinsend seine Hand hin hielt um ihr von ihrem Stuhl aufzuhelfen. „Warum nicht." Sagte er abwesend und Mulciber und Avery sahen sich einen Moment überrascht an, bevor sie mit noch größerer Begeisterung die Planung ihres Streichs wieder aufnahmen. Jetzt mischte sich auch Rosier ein, der die gesamte Zeit mit desinteressiertem Gesichtsausdruck in seiner Ausgabe des Tagespropheten gelesen hatte. „Bist du nicht zu sehr damit beschäftigt deinem Schlammblutmädchen nachzustellen, Snape?" Fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und faltete langsam seine Zeitung zusammen, während er Snape mit seinen Blicken fixierte und ein arrogantes Lächeln seinen Mund umspielte. Snape lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Rosier mit einem nicht weniger arroganten Lächeln an. „Ich denke, dass es dich nichts angeht, womit ich mir meine Zeit vertreibe. Und vielleicht ist es dir noch nicht in den Sinn gekommen, aber eventuell könnte ich einen Auftrag befolgen, der von..." Severus tat, als müsste er überlegen wie er den nächsten Satz formulieren sollte. „.. sagen wir, von etwas höheren befehligt wurde. Du weißt schon." Fügte er mit wissendem Blick hinzu und beobachtete genau Rosiers Reaktion auf seine Worte. Rosier versuchte sich nicht anmerken zu lassen was in ihm vorging, aber Snape entging nicht, dass der Spott aus seinen Augen und die Arroganz aus seinem Lächeln verschwunden war. Es war ein offenes Geheimnis, dass Rosiers Vater ein Todesser war und Snape war sich sicher, dass Rosier gerade überlegte, ob Snape mit seiner Aussage das meinen konnte, was er vermutete. Nämlich dass Snape einen Auftrag vom dunklen Lord erhalten hatte. Vermutlich war er nun hin und hergerissen zwischen dem Drang Snape weiterhin zu verspotten und der Angst, dem dunklen Lord in die Quere zu kommen, falls Snape wirklich für diesen arbeitete. Jetzt sprach Snape wieder zu Mulciber und Avery. „Sollen wir los? Ihr könnt mir unterwegs von eurem Plan berichten." Das Wort „Plan", hatte er besonders betont, da er nicht davon ausging, dass die beiden einen sinnvollen zustande bringen würden. Aber momentan war ihm das egal. Er wollte einfach weg aus der großen Halle. Weg von Lily und Potter, weg von Rosier und weg von all seinen finsteren Gedanken. Mulciber und Avery grinsten und gemeinsam verließen sie den Tisch und die große Halle. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt