Suchend sah Lily sich in Gemeinschaftsraum nach Remus um und entdeckte ihn sogleich bei den anderen in der Nähe des Kamins sitzen. Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie zu ihm hinüber gehen sollte, entschied sich aber dagegen weil sie keine Lust auf eine Diskussion mit James hatte. „Remus?" rief sie und winkte ihm kurz, woraufhin er aufsah und sie anlächelte. Sie ignorierte demonstrativ James schmollendes Gesicht, als sie sich abwandte und bereits in Richtung Ausgang ging, wo wenige Augenblicke später Remus an ihre Seite trat und sie nacheinander durch das Porträtloch nach draußen kletterten. „Hoffentlich ist James Laune wieder besser, wenn dieser Spuk morgen vorbei ist." knurrte Remus genervt und blickte nach oben, wo der fast kopflose Nick gerade durch die Wand geschwebt kam. „Spuk? Wo spukt es?" fragte der Geist des Gryffindor-Turms und blickte besorgt zu den beiden hinab. „Nirgendwo, Sir Nicholas." sagte Lily lächelnd und der Geist verneigte sich beflissen vor ihr. „Denken Sie daran, dass Sir Nicholas Euch stets zu Diensten ist wenn Unheil naht, gnädiges Fräulein." erklärte er inbrünstig, bevor er sich verabschiedete und wieder durch die Wand auf der gegenüberliegenden Seite verschwand. Remus grinste Lily an, die lachend die Schultern zuckte. „Sei froh, dass Peeves nichts von spuken gehört hat." sagte sie amüsiert und Remus nickte mit weit aufgerissenen Augen. „Oh ja." war sein Kommentar, der Lily zum lachen brachte und auch gleichzeitig die Stimmung der beiden etwas hob. Sie waren froh über den ungewollten Themenwechsel und führten ihren Weg zu Slughorns Weihnachtsfeier mit amüsanteren Unterhaltungen weiter, als sich über James Verhalten aufzuregen.
Unten in dem Gang vor den Räumlichkeiten, in denen die Feier statt finden würde, stand bereits Severus und war sich unschlüssig, ob er schon hinein gehen sollte, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er drehte sich überrascht um und sah geradewegs in die Gesichter von Lily und dem Werwolf, die ihn beide breit angrinsten. „Wartest du auf uns?" fragte Lily verschwörerisch und lachte unbeschwert. Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie Remus und Severus mit sich und steuerte auf die Tür zu, woraufhin sich die beiden unwillkürlich einen kurzen Blick zuwarfen. In diesem Fall herrschte ein stilles Einverständnis zwischen den jungen Männern, die beide eigentlich nicht hier sein wollten, es aber aus ähnlichen Gründen nun doch waren. Severus sah sich in dem Raum voller Menschen um und fühlte großes Unbehagen in sich aufsteigen. Er war noch nie auf einer Feier wie dieser gewesen, bei der es hauptsächlich um das Knüpfen von Beziehungen ging. Eigentlich war er noch nie so richtig auf einer Feier gewesen und am liebsten hätte er sich den ganzen Abend nur mit Lily unterhalten, wenn es sein musste auch mit dem Werwolf, aber das würde natürlich nicht funktionieren. In keinem Fall durfte er sein Ziel aus den Augen verlieren. Ein normales Leben zu führen, für das er einen Job brauchte, den er hier eventuell finden konnte. Das einzige das er dafür tun musste, war sich einen Abend zusammen zu reißen und ein paar heuchlerisch freundliche Unterhaltungen zu führen. Ein geringer Preis für das, was ihm diese Chance geben würde.
Nachdem sie sich Getränke von einem umher schwebenden Tablett genommen hatten, stellten die drei sich in eine der ruhigeren Ecken und unterhielten sich leise miteinander. „Ist doch ganz nett hier." Bemerkte Lily, woraufhin Lupin leise etwas unverständliches brummte und sich mit unsicherem Blick umsah. Lily legte den Kopf schief und blickte dann fragend zu Severus, der nicht wusste was er antworten sollte. „Naja, immerhin schmeckt der Wein." sagte er schließlich und zuckte die Schultern, während er bedächtig einen Schluck aus seinem Weinglas nahm. „Gut, dass er dir schmeckt, Snape. Wir werden viel davon brauchen." sagte Remus zynisch und nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas. Lily lachte heiter und auch Severus musste gegen seinen Willen grinsen. So musste es sich anfühlen, wenn man mit Freunden unterwegs war, dachte er wehmütig und sah zu Lily. Ihr Blicke trafen sich und er verspürte ein fast unerträgliches Kribbeln in seinem Bauch, welches auch seinen Verstand auszulöschen schien. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. In seinem Kopf war nur sie und nichts konnte das verhindern.
Lily verlor sich in Severus Augen und war in diesem Moment unfähig ihren Blick abzuwenden. Ihr Herz schlug wie wild und sie fühlte sich fast etwas schwindelig. Wieso war alles nur so kompliziert? Wann hatte es überhaupt angefangen zwischen ihnen so kompliziert zu werden? So viele Jahre war immer alles so einfach und klar gewesen, aber jetzt. Ihre Gedanken wurden unsanft von Professor Slughorn unterbrochen der zu ihnen getreten war und Lily nun direkt ansprach. „Miss Evans, hier sind Sie ja. Ich würde Sie gerne für einen Moment entführen, wenn die Herren Lupin und Snape Sie kurz entbehren können." sagte er fröhlich, legte seine Hand auf Lilys Rücken und schob sie bereits fort. „Können wir das?" Fragte Remus leise und warf Severus einen vielsagenden Blick zu, den dieser geflissentlichen ignorierte. Severus sah Lily nach, die gemeinsam mit Slughorn zu einem Mann ging, der in der Nähe der extra für diesen Anlass errichteten Bar stand. Lächelnd begrüßte Lily den Mann mittleren Alters. Er war nur ein wenig kleiner als Lily, trug einen eleganten marineblauen Umhang und seine auffällig wachen Augen blickten Lily aufmerksam an. „Adam, darf ich Ihnen eine meiner begabtesten Schülerinnen Lily Evans vorstellen?" Der Mann streckte Lily seine Hand entgegen und lächelte sie freundlich an, während Slughorn ihn vorstellte. „Miss Evans, der gute Adam Carmody hier ist der Leiter der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit." Erklärte der Lehrer für Zaubertränke, bevor er Lily zuzwinkerte und sich entschuldigte um vermutlich die nächsten passenden Verbindungen anzustoßen. Carmody und Lily unterhielten sich kurz über die gelungenen Schwebezauber der Tabletts und die imposante Bar, die alles zu bieten hatte was das Herz begehrte, bis Carmody auf verfänglichere Themen zu sprechen kam. „Was haben Sie für Hauptfächer belegt?" fragte er interessiert und die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit über einige umstrittene Thesen zu diskutieren, die das Fach Zauberkunst mit sich brachten und sie schienen sofort auf einer Wellenlänge zu sein. Irgendwann kam Carmody zu der Frage, was Lily mit ihrer beruflichen Zukunft anstellen wolle und Lily zögerte kurz weil sie nicht wusste, er reagieren würde wenn sie ihm die Wahrheit sagte. „Ich würde gerne einen Beruf ausüben, mit dem ich in unserer Welt etwas bewegen kann." sagte Lily und ein Strahlen erhellte Carmodys Gesicht. „Dann wären Sie doch in meiner Abteilung genau richtig." Sagte er und wartete gespannt auf Lilys Reaktion. „Um ehrlich zu sein beschäftige ich mich seit einigen Monaten mit den Rechten der Hauselfen und vieler anderer Geschöpfe, die meiner Meinung nach in unserer Gesellschaft nicht so behandelt werden wie sie es verdient hätten." gestand Lily ernst und Carmody musterte sie nachdenklich. „Sind Sie sich wirklich sicher?" fragte er und zog die Stirn in Falten. „Sie könnten auch in meiner Abteilung großes erreichen." unternahm er einen seichten Versuch sie umzustimmen, wobei er vermutlich ahnte, dass er Lily nicht so einfach umstimmen können würde. „Danke Mr. Carmody. Aber ich bin mir wirklich sicher. Es ist mir aus persönlichen Gründen wichtig, dass genau in diesen Punkten etwas passiert." erklärte sie lächelnd und Carmody schmunzelte vergnügt. „Beeindruckend, Miss Evans. Sie sind so jung und wissen bereits genau was Sie wollen. Ich bewundere das. Auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich mich freue, dass sie mein indirektes Jobangebot so charmant abgelehnt haben." sagte er mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Trotzdem respektiere ich Ihre Entscheidung natürlich." sagte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich glaube, dass ich sogar etwas für sie tun könnte." überlegte er und Lily strahlte. „Das wäre großartig." antwortete sie glücklich und Carmody beugte sich ein Stück zu ihr hinüber. „Unter einer Bedingung." begann er und Lily horchte gespannt auf. „Sobald sie es sich anders überlegen, melden sie sich bei mir. Egal wann." fügte er hinzu und hielt Lily sein Weinglas hin, um mit ihr anzustoßen. „Meine Tür steht Ihnen immer offen, Miss Evans." Lily lächelte und tippte mit ihrem Weinglas an das seine. „Sie hören von mir." sagte er und deutete eine leichte Verbeugung an, als sie sich voneinander verabschiedeten.
Zufrieden besorgte Lily sich ein weiteres Glas Wein an der Bar und sah sich anschließend suchend nach Severus und Remus um. Die beiden standen an der gleichen Stelle wie vorhin und unterhielten sich scheinbar angeregt mit einem Mann, den Lily auf um die fünfzig schätzte. Sie konnte nur sein Seitenprofil sehen, aber er machte einen sympathischen Eindruck auf sie. Der Mann hatte eine Hand lässig in die Seite gestemmt und gestikulierte beim Sprechen leicht mit der anderen. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie besser nicht stören sollte und ließ ihren Blick erneut über die Gäste schweifen. Heute Abend waren viele interessante Hexen und Zauberer versammelt und sie beschloss sich einfach in das Getümmel zu stürzen bis Severus und Remus wieder zu ihr stoßen würden. Vielleicht würde sie nachher sogar noch ein wenig mit Severus allein sprechen können, hoffte sie und verspürte augenblicklich eine prickelnde Aufregung.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...