Lily lag noch wach als Amber leise in ihr gemeinsames Zimmer schlich, sich umzog und vorsichtig zu ihr ins Bett schlüpfte. Lily rührte sich nicht. Sie wollte nicht reden. Nicht jetzt. Sie wollte einfach nur hier liegen und weiter ihren Gedanken nachhängen. Sie dachte an James. Remus hatte wohl Recht gehabt, er war wirklich kein übler Kerl. Er und Sirius hatten zwar noch viele Flausen im Kopf, aber die letzten Tage war seine Gesellschaft nicht unangenehm gewesen. Sie dachte darüber nach, wie es wäre mit ihm zusammen zu sein. Er war offensichtlich in sie verliebt, aber fühlte sie das gleiche für ihn? In ihre Gedanken drängte sich ein schwarzes Paar Augen. Es schaute sie nicht mehr kalt an, sondern warm und ein bisschen unsicher. So wie früher. Sie konnte förmlich spüren wie eine Hand ihre umschloss. Fest, aber zugleich ganz sanft. Sie spürte den Wind, der durch die Blätter der Weide und durch ihre Haare wehte. Und in Gedanken bei Severus schlief sie schließlich ein.
Den nächsten und somit letzten Tag der Ferien und in der Winkelgasse verbrachten sie wieder zu viert. Sie stöberten ein bisschen in dem Zauberscherzladen, deckten sich mit Süßigkeiten in Dulcinds Leckereien Laden ein und trafen so viele Mitschüler, dass der Tag schnell vorbei ging. Abends schlenderten sie zurück in den tropfenden Kessel und setzten sich an einen kleinen Tisch nahe am Ausgang zum Hinterhof. Sie aßen gemeinsam, tranken einige Butterbiere und es wurde ein fröhlicher und ausgelassener Abend. Sirius und Amber hatten irgendwann nur noch Augen füreinander und waren vollkommen in ihre Gespräche vertieft. James und sie unterhielten sich über Professor Praevid, die die Fächer Wahrsagen und Astronomie in Hogwarts unterrichtete. Das kommende Schuljahr würde ihr letztes sein, da sie in den Ruhestand gehen würde. Sie diskutierten eifrig darüber, ob es wohl einen neuen Lehrer geben oder die Fächer einfach gestrichen werden würden, als Amber und Sirius sich plötzlich erhoben. „Wir machen noch einen kleinen Abendspaziergang." Sagte Sirius grinsend und Amber sah Lily mit glühenden Wangen an. „In Ordnung. Ich passe in der Zeit auf Evans auf." Sagte James und zwinkerte Lily zu. Sirius und Amber winkten ihnen kurz zum Abschied und verschwanden aus der Tür, die in den Hinterhof und in die Winkelgasse führte. Ein verlegenes Schweigen trat ein. Die Unbefangenheit mit der sie sich den Abend über unterhalten hatten schien mit Amber und Sirius verschwunden zu sein. „Es scheint ernst zu werden." Lily schaute fragend zu James. „Wie Bitte?" – „Naja zwischen Amber und Sirius." Sagte James. Lily lächelte verlegen. „Ja, sieht so aus." Sie schwiegen wieder. Lily nahm einen großen Schluck von ihrem Butterbier, vor Nervosität verschluckte sie sich und verschüttete das halbe Butterbier über ihren Pullover. James lachte, griff nach den Servietten und reichte ihr eine. Sie versuchte das schlimmste zu beseitigen, aber es war zwecklos. Die Flecken würde sie so nicht mehr herausbekommen. James griff zu einer weiteren Serviette. „Warte Evans, du hast da noch etwas." Er wischte ihr sanft einige Tropfen von ihrer Wange. Sie schaute in seine Richtung. Er saß direkt neben ihr und sie konnte die Wärme seines Körpers spüren. Wieso hatte sie den ganzen Abend nicht bemerkt wie nah er ihr war? Er schaute ihr direkt in die Augen. Zum ersten Mal nahm sie seine Augenfarbe wahr. Sie waren graublau und funkelten jetzt in dem Licht der Laternen. Langsam beugte er sich zu ihr hinüber. Lilys Herz begann zu klopfen. Sie schloss die Augen und seine Lippen trafen sanft auf ihre. Sie waren warm und es fühlte sich schön an. Sie erwiderte den Kuss. Doch in ihren Kopf schlichen sich wieder diese schwarzen Augen, die sie so gut kannte. Sie sahen sie traurig und vorwurfsvoll an. Lily schreckte zurück und sprang auf. James schaute verwirrt. „Lily, es..." Aber sie hatte bereits ihre Tasche von der Stuhllehne gezogen und eilte in Richtung Treppe, die zu den Pensionszimmern führte. „Lily, es tut mir Leid!" Rief James ihr hinterher aber sie drehte sich nicht um. In ihrem Zimmer angekommen sank sie mit zitternden Beinen zu Boden. Ihre Gedanken rasten in ihrem Kopf umher. Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie in diesem Moment an Severus denken müssen? Der Kuss hatte sich schön angefühlt. Wieso konnte sie es nicht einfach genießen? Vielleicht könnte sie wieder glücklich werden. Mit James. Lily fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. Sie ging ins Bad und spritze sich kaltes Wasser ins Gesicht, aber ihre Gedanken hörten nicht auf sich im Kreis zu drehen. Die Zimmertür ging auf und Amber kam hereingestürmt. „Lily, du wirst es nicht glauben." Sie strahlte, aber als sie in Lilys Gesicht sah verschwand ihr Lächeln. „Lily, was ist passiert? Du bist leichenblass." Lily versuchte zu lächeln. „Mir ist nur ein bisschen übel. Ich habe das letzte Butterbier wohl ein bisschen zu schnell getrunken." Amber musterte sie forschend. „Wirklich Amber, es ist alles in Ordnung. Aber was ist mit dir? Ich glaube du wolltest mir was erzählen." Versuchte sie von sich abzulenken und das Strahlen trat wieder auf Ambers Gesicht. „Sirius hat mich geküsst. Es war unglaublich." – „Oh Amber. Das ist ja wunderbar!" Lily umarmte ihre beste Freundin fest. „Ich freue mich so für dich." Sie versuchte ihre eigenen Gefühle beiseite zu schieben und sich auf Amber zu konzentrieren. Diese ließ sich mit einem Seufzen auf das Bett fallen. „Ist er nicht wunderbar?" – „Ja." Sagte Lily lächelnd und ließ sich neben Amber auf das Bett fallen. Eine Weile lagen sie einfach schweigend da. Amber nahm ihre Hand und drückte sie. Als würde sie wissen was in Lily vor sich ging. In dieser Nacht schlief keine von ihnen gut. Amber vor Aufregung und Verliebtheit, und Lily weil sie zutiefst verwirrt war.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...