Kapitel 65 - Die Hauselfen von Hogwarts

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Lily und James waren bereits auf dem Rückweg, als Lily während einer kurzen Gesprächspause ihre Chance nutzte. Sie hatte sich bereits in Hogsmeade einen Plan zurecht gelegt, den sie jetzt in die Tat umsetzen wollte. „Hoffentlich brennt im Gemeinschaftsraum gleich ein schönes Feuer." Sagte sie unschuldig und rieb sich ihre kalten Hände aneinander. James sah sieh verwundert an. „Es brennt doch immer ein Feuer im Kamin." Sagte er stirnrunzelnd. „Stimmt." Antwortete Lily. „Dank der fleißigen Hauselfen." Fügte sie beiläufig hinzu und es entging nicht ihrer Aufmerksamkeit, dass James sie mit verständnisloser Miene von der Seite musterte. „Ich habe mich schon immer gefragt, wie die Hauselfen so leben und ob sie wohl zufrieden mit ihrem Leben sind." Erklärte sie und James legte seine Stirn noch heftiger in Falten. „Warum sollten sie nicht zufrieden sein? Es sind Hauselfen. Die sind dafür geboren, sich um alle möglichen Dinge im Haushalt zu kümmern. Und sie lieben es." Erklärte er lachend und Lily lächelte ihn erneut unschuldig an. „Würdest du sie mir vorstellen?" Fragte sie während sie geschickt den kleinen tiefen Pfütze auswich, die auf ihrem Weg lagen. „Jeden einzelnen? Ich weiß nicht, ob ich jeden mit Namen kenne." Sagte er grinsend und Lily rempelte ihn leicht mit ihrer Schulter an. „Du weißt was ich meine." Sagte sie schmunzelnd und James seufzte ergeben. „Ja. Ich kann es mir denken." Sagte er leise, und seine Stimme klang sanft. „Und?" Fragte Lily aufgeregt und sah ihn erwartungsvoll an. James dachte einen Moment über ihre Bitte nach. „Komm mit." Sagte er schließlich und hielt ihr seinen Arm hin, damit sie sich unterhakte.

Wenig später stand Lily mit großen Augen in der riesigen Küche im Keller von Hogwarts, in der gerade reges Treiben herrschte. Überall flitzten die kleinen Hauselfen herum, die gewissenhaft ihre Aufgaben erledigten, Feuer anheizten, in riesigen Töpfen rührten oder mit Bergen von Geschirr beladen durch die Küche eilten. In der Mitte der Küche standen vier große Holztische, genau wie die, an denen die Schüler oben in der großen Halle ihre Mahlzeiten einnahmen. „Hier stellen die Hauselfen das Essen drauf, das dann oben auf unseren Tischen erscheint. Mit dem schmutzigem Geschirr funktioniert das ganze dann wieder genau umgekehrt." Erklärte James ihr, während eine kleine Hauselfe direkt auf sie zugetapst kam. Sie sah James mit ihren großen, wässrigen Augen treuherzig an. „Mr. James Potter. Welch eine Ehre Sie wieder einmal in unserer Küche begrüßen zu dürfen." Sie verbeugte sich tief und James lächelte ihr freundlich zu. „Hallo Trixi, wie geht es dir?" Trixi richtete sich wieder auf. „Danke Sir, Trixi geht es sehr gut." Piepste die Hauselfe mit hoher Stimme und Lily vermutete, dass es sich um eine weibliche Elfe handelte. Jetzt wandte sie sich Lily zu, um diese ebenfalls zu begrüßen. „Guten Tag, Madam." Sie verbeugte sich wieder. „Bitte nicht." Warf Lily ein, aber Trixi vollendete ihre Verbeugung, ganz genau so, wie es sich ihrer Meinung nach für eine gute Hauselfe gehörte. „Das ist Lily. Lily Evans." Stellte James sie vor und Trixi strahlte sie an. „Miss Evans, möchten Sie und Mr. Potter etwas essen? Etwas trinken? Haben Sie sonst einen Wunsch?" Fragte sie aufgeregt und Lily schüttelte lächelnd den Kopf. „Danke Trixi. Das ist ganz lieb von dir, aber wir sind nur hier um ‚Hallo' zu sagen. Wir wollen gar nicht lange stören." Wieder weiteten sich Trixis Augen. „Hallo sagen, Miss?" Fragte sie ungläubig und sah Lily ängstlich an, der es fast das Herz brach, dass diese kleine Hauselfe offenbar noch nicht viel nettes in ihrem Leben erfahren hatte. Lily kniete sich hin, damit sie auf der gleichen Höhe wie Trixi war. „Wirklich Trixi. Ich wollte einfach nur wissen, wie ihr hier unten arbeitet." Sichtlich verwirrt und mit offensichtlichem Unbehagen blickte Trixi abwechselnd zu James und Lily. „Sir, Madam, Trixi möchte nicht unhöflich sein. Aber Trixi muss weiter arbeiten." Erklärte sie schüchtern. Man sah ihr an, dass sie einen inneren Kampf austrug, zwischen dem Pflichtbewusstsein ihre Aufgaben in der Küche zu erledigen und der Höflichkeit, die sie höhergestellten Zauberern und Hexen entgegen bringen musste. „Schon gut, Trixi." Beruhigte James sie sanft. „Wir kommen ein anderes mal wieder, wenn nicht so viel los ist." – „Natürlich nur wenn wir dürfen." Fügte Lily schnell hinzu und Trixi strahlte wieder bis über ihre beiden Fledermausartigen Ohren. „Sehr gerne, Sir und Madam. Trixi und die anderen Hauselfen freuen sich über Besuch. Leider müssen wir gleich das Abendessen fertig haben." Sagte sie bekümmert mit einem Blick in Richtung der großen Tische, die gerade von den anderen Hauselfen mit dampfenden Schüsseln voller köstlich aussehenden Speisen beladen wurden. „Das duftet wunderbar." Sagte Lily fröhlich und mit einem Winken verabschiedeten James und Lily sich von Trixi, die nach einer weiteren, tiefen Verbeugung zum Abschied davon eilte und Bestecke auf den Tischen verteilte. Vor der Tür grinste James sie verlegen an. „Tut mir Leid, ich habe nicht daran gedacht, dass die Hauselfen kurz vor den Mahlzeiten kaum ansprechbar sind." Sagte er mit einem seufzen. „Ob der Lohn den sie bekommen dafür ausreicht? Ich meine, für diese ganze Arbeit und den Stress, fast rund um die Uhr?" Fragte Lily skeptisch und James sah sie verwirrt an. „Hauselfen erhalten keinen Lohn." Erklärte er leicht belustigt, während sie die Treppen hinauf in die große Halle gingen. „Es sind Hauselfen." Fügte er Achselzuckend hinzu und Lily blickte fassungslos zu ihm herüber. „Sklaven, meinst du wohl?" Erwiderte sie spitz und James hob beschwichtigend die Hände. „Ich habe die Gesetze nicht gemacht." Versuchte er sich zu rechtfertigen, aber das ließ Lily nicht gelten. „Vielleicht nicht. Aber wir sind dafür verantwortlich wenn solche Gesetze nicht endlich geändert werden." Sagte sie verärgert. „Lily, es sind bloß Hauselfen. Die lieben es für uns zu arbeiten." Sie waren in der Eingangshalle angekommen und James hielt ihr die Tür zur großen Halle auf, aber Lily blieb stehen und musterte ihn mit einem wütenden funkeln in den Augen. „Bloß Hauselfen?" Fragte sie mit düsterer Miene und an James Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er wusste, dass er das Falsche gesagt hatte, aber es war zu spät. „Lily komm schon." Flehte er leicht genervt. „Es war so ein schöner Tag. Mach es nicht kaputt." – „Ich? Ich mache ihn kaputt?" Sie lachte freudlos. „Das muss ein Witz sein, Potter." Fauchte sie, drehte sich um und verschwand mit wehendem Haar nach die marmornen Stufen hinauf in die nächsten Etagen. James blieb verständnislos zurück und sah ihr einen Moment nach, bevor er schlecht gelaunt in die große Halle hinein ging.

Weder Lily noch James hatten Severus bemerkt, der nur wenige Meter von ihnen entfernt gestanden hatte und jetzt mit Genugtuung beobachtete, wie Potter nach seinem Streit mit Lily nun ebenfalls beleidigt abzog. Er hatte Lily nicht verdient. Dieser Trottel verstand noch nicht einmal, was sie bewegte, oder weshalb sie in diesem Moment so sauer geworden war. Lily hatte ein großes Herz und sie hasste Ungerechtigkeit mehr als alles andere auf dieser Welt, vorallem wenn es um schwächere ging, zu denen man die Hauselfen zweifelsohne zählen konnte. Er selbst fand diese kleinen untergebenen und übertrieben höflichen Kreaturen auch nicht sonderlich schützenswert und er musste Potter in diesem Punkt widerwillig zustimmen. – Sie liebten es zu dienen, das war ihr Leben und ihr Glück – und den Hauselfen in Hogwarts ging es gut. Sie wurden nicht geschlagen, bekamen genug zu essen, hatten es warm und trocken und vielleicht das wichtigste, sie hatten sich, durften in einer Gemeinschaft und unter ihres gleichen leben. Eigentlich ging es ihnen besser als so manchem Menschen, dachte er mit Verbitterung an sein eigenes Leben. Jedoch hatte er Verständnis dafür, dass Lily etwas an dem Leben der Hauselfen ändern wollte, und dass sie für die Lebewesen kämpfte, die schwächer waren und Hilfe benötigten. Dafür liebte er sie. Sie wollte die Welt zu einem besseren Ort machen, und alleine dafür war ihr Vorhaben es Wert, unterstützt zu werden, egal wie die Aussichten für einen Erfolg standen. Dieser Potter war wirklich ein selbstverliebter Idiot. Zu privilegiert um sich in andere hineinversetzten zu können, und zu dumm, um alles für Lily zu tun was sie glücklich machen würde, dachte er wütend und machte sich ebenfalls auf den Weg in die große Halle.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt