Kapitel 66 - Kürbispasteten und Geheimnisse

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Lily saß an einem Tisch im hinteren Teil der Bibliothek und grübelte über einen Aufsatz für Verwandlung, strich immer wieder Passagen durch, die ihr nicht gefielen und und lehnte sich irgendwann seufzend zurück. Sie rieb sich erschöpft mit den Händen durch das Gesicht, als der Stuhl neben ihr herausgezogen wurde und sich jemand beschwingt neben sie setzte. „Wie wäre es mal mit 'ner Pause, Evans?" Lily sah müde in das Gesicht von James, der sie versöhnlich anlächelte. „James, was machst du hier?" Flüsterte Lily ungeduldig und James zuckte lässig die Schultern. „Meines Wissens ist das hier die Schulbibliothek. Jeder darf hier sein." Erklärte er verschmitzt und Lily verdrehte die Augen. „James, ich habe wirklich zu tun. Bitte." Sie nahm ihre Feder und tauchte sie etwas gröber als es nötig gewesen wäre in das Tintenfass und bekleckerte dadurch ihr Pergament mit Tintenklecksen. „Meinst du nicht, dass es sinnvoller wäre den Aufsatz morgen in neuer Frische zu Ende zu schreiben?" Fragte er leise, aber Lily ignorierte ihn. Sie war immer noch sauer auf ihn wegen seines Desinteresses an den Rechten der Hauselfen, und hatte seit ihrem Streit gestern Abend nur das nötigste mit ihm gesprochen. Mit ihrem Zauberstab tippte Lily auf die Tintenkleckse und sog die überschüssige Tinte mit ihm auf, wobei James sie mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete und anschließend sanft seine Hand auf ihren Arm legte. „Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen seit dem Frühstück? Ich habe dich gar nicht beim Mittagessen gesehen und das Abendessen hast du auch verpasst." Sagte er besorgt und Lily spürte erst jetzt das leise Knurren in ihrem Bauch. Tatsächlich hatte sie das Mittagessen ausfallen lassen um einige Hausaufgaben zu erledigen, dass sie jedoch auch das Abendessen verpasst hatte, war ihr entgangen und sie stöhnte innerlich. „Komm schon. Ich höre deinen Magen bis hier hin knurren." Flüsterte James kichernd und auch Lily musste jetzt schmunzeln. „Erwischt." Sagte sie ergeben und schnaufte leise. „Leider bringt mir das nichts. Das Essen ist schon vorbei." Erklärte sie wehmütig und packte ihre Sachen zusammen. „Aber nicht, wenn man James Potter kennt." Verschwörerisch grinste er sie an und sie musste unwillkürlich lächeln. „Na da bin ich mal gespannt, James Potter." Leise verließen sie die Bibliothek und James bedeutete ihr zu folgen. Sie gingen einige Stufen hinauf, durch mehrere Gänge und Lily wurde schnell klar, wo James mit ihr hin wollte. Kurz vor dem schmalen Treppenaufgang zu einem der Glockentürme blieb sie stehen. „James, das ist keine gute Idee. Können wir woanders hin?" Fragte sie und senkte den Blick. Sie war oft mit Severus hier oben gewesen und es fühlte sich nicht richtig an, jetzt mit James hier hoch zu gehen. Er sah sie verwundert an, und er sah aus als wollte er sie nach dem Grund fragen, beschloss aber wohl es zu lassen und lächelte nur etwas zerknirscht. „Wie du möchtest." Sagte er und bedeutete ihr ihm zu folgen. Sie gingen wieder hinunter und einen Gang im sechsten Stock entlang, in dem Lily noch nie gewesen war. An einer Tür blieb er stehen und stieß sie vorsichtig auf, sah sich in dem Raum um und winkte ihr, damit sie hinein kam. Zögerlich betrat Lily den schmalen Raum, der einem Erker sehr ähnlich war. Er hatte tiefe Fenster, vor denen so etwas wie Steinbänke standen und sie überlegte einen Moment, wie schön der Ausblick von hier auf das Schlossgelände bei Tageslicht sein musste. Heute Abend schien der Mond hell durch die hohen Fenster und tauchte den Raum in ein helles, silbriges Licht. In wenigen Tagen würde Vollmond sein und sie musste an Remus denken. Traurig dachte sie darüber nach, wie sehr er an Vollmond wieder leiden würde, während James auf einer der Bänke Platz nahm und aus seinen Taschen zwei Kürbispasteten und zwei Flaschen Butterbier herauszog. Sie sah ihn überrascht an. „Woher..." Begann sie, doch James winkte ab. „Keine Sorge. Ich habe nicht die Hauselfen ausgenutzt. Ich habe immer einen kleinen privaten Vorrat an Butterbier, und die Pasteten habe ich vom Abendessen mitgehen lassen." Lily nickte zufrieden, biss gierig in eine der Pasteten und stöhnte leise auf. „Mhhmm. Daff tut gut." Schmatzte sie mit vollem Mund, was James zum Lachen brachte. „Evans, ein bisschen mehr Manieren hätte ich aber schon von dir erwartet." Sagte er mit gespieltem Entsetzen, woraufhin Lily die Schultern zuckte und noch einmal herzhaft in ihre Pastete biss. Lachend schob James ihr auch noch die zweite zu. „Hier, die sind beide für dich. Ich hatte beim Abendessen genug." Sagte er und Lily nahm dankbar auch noch die zweite Pastete, nachdem sie einen großen Schluck von ihrem Butterbier getrunken hatte. Nach dem Essen lehnte sie sich zufrieden mit dem Rücken an das kühle Fenster und zog die Beine an ihren Körper heran. James machte es ihr gleich und sie saßen eine Weile schweigend da. „Lily. Es tut mir Leid. Das gestern Abend meine ich." – „Schon gut." Antwortete Lily. „Vielleicht habe ich auch ein wenig überreagiert." Sagte sie, aber James schüttelte ernst den Kopf. „Du hast schon Recht mit den Hauselfen. Wenn man in der Zaubererwelt aufgewachsen ist, empfindet man ihre Dienste als normal, aber wenn man darüber nachdenkt, dann sind sie das nicht." Lily lächelte. „Nein." Sagte sie. „Das sind sie wirklich nicht." Wieder saßen sie schweigend da, bis diesmal Lily das Wort als erstes ergriff. „James?" – „Mhm?" Lily zupfte nervös an ihrem Umhang herum. „Ich will dich schon ganz lange etwas fragen." Begann sie und James musterte sie interessiert. „Was denn?" Fragte er und Lily holte tief Luft. Eine bessere Gelegenheit würde es so schnell vermutlich nicht mehr geben. „Seit wann sind Sirius und du Animagi?" Platzte es aus ihr heraus und James Gesicht wurde blass. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte er sie an. „Wie kommst du darauf, dass..." Wollte er fragen aber Lily unterbrach ihn. „Bitte James. Ich bin nicht dumm und kann eins und eins zusammen zählen. Die Tiere im Wald und die zufällige Ähnlichkeit mit euren Patroni... Das konnte kein Zufall sein." James sah zu Boden und biss sich zerknirscht auf die Unterlippe. „Was willst du jetzt tun?" Fragte er leise und Lily sah ihn erstaunt an. „Wie meinst du das? Was ich jetzt tun will? Was sollte ich denn tun?" Misstrauisch sah er auf und es schmerzte sie, dass er sie offenbar so wenig kannte, dass er dachte, sie könnte ihn und seine Freunde verraten. „Uns melden, zum Beispiel." Sagte er schroff und Lily zuckte unmerklich zusammen. „Warum sollte ich das tun?" – „Weil es illegal ist?!" Erwiderte James aufgebracht und sprang von der Bank auf. Er lief jetzt im Raum auf und ab. „Aber ihr tut das doch um einem Freund zu helfen." Versuchte Lily ihn zu besänftigen. Seine Reaktion war genau die, die sie vermutet hatte. Er hatte Angst um seine Freunde und sie hatte Verständnis dafür, aber sie war enttäuscht, dass er ihr nicht vertraute. Sie stand auf, griff nach seinen Armen und sah ihm direkt in die Augen. „James Potter, hör mir zu. Ich bin keine Bedrohung für euch. Ich habe nicht vor euch zu verraten. Um ehrlich zu sein, finde ich es sogar ziemlich faszinierend, dass Sirius und du es geschafft habt.. also dass ihr eine so starke magische Fähigkeit in euch habt." Sagte sie mit ruhiger und ehrfürchtiger Stimme und James entspannte sich etwas. „Und Peter..." Sagte er nachdenklich und Lily sah ihn überrascht an. „Peter auch?" Fragte sie erstaunt und James nickte, bevor er sich wieder auf eine der Bänke sinken ließ und sich mit seiner rechten Hand durch sein Haar fuhr. „Aber wo war er damals, als wir alle im Wald waren?" Fragte Lily stirnrunzelnd und James lachte leise. „Peters Animagi Gestalt ist eine Ratte. Du wirst ihn einfach nicht bemerkt haben. Als alles aus dem Ruder zu laufen drohte, ist er zum Schloss zurück um Hilfe zu holen." Das hatte Lily nicht erwartet und sie konnte ihre Überraschung in ihrem Gesichtsausdruck nicht verbergen. James jedoch, schien ihre Gedanken erraten zu haben. „Erstaunlich, dass er es geschafft hat ein Animagi zu werden, oder?" Fragte er ohne jede Wertung in seiner Stimme und Lily errötete, weil sie genau das gedacht hatte, und sich für diese Gemeinheit schämte. „Schon gut Evans, er war selbst überrascht." Sagte James grinsend. „Wie lange habt ihr gebraucht um es zu lernen?" Fragte sie und setzte sich wieder neben ihn. James überlegte kurz. „Vier Jahre." Sagte er voller Stolz und Lily riss die Augen auf. „Wow." – „Ja." Erwiderte er und sein Blick wurde wieder ernst. „Wir haben das wirklich nur für Remus getan Lily. Er braucht uns." Erklärte er und Lily lächelte. „Ich weiß. Das ist ein unglaublicher Freundschaftsbeweis." – „Lily. Es tut mir leid. Meine Reaktion gerade... Dass du Bescheid weißt hat mich kurz aus der Fassung gebracht. Natürlich weiß ich, dass du der letzte Mensch wärst der uns verraten würde." Sagte er ernst und Lily nickte wieder. „Ist schon in Ordnung. Es ist verständlich, dass du Angst hattest." Sagte sie und strich sich verlegen ihren Umhang glatt. James lächelte und sprang plötzlich auf. „Ich glaube wir sollten langsam zu den anderen gehen, bevor Filch oder sein hässliches Katzenvieh uns hier zu dieser Uhrzeit erwischen." Erklärte er grinsend und Lily folgte ihm, den Kopf noch voller Fragen. Jedoch beschloss sie, dass es für heute genug war und sie schlichen leise durch die dunklen Gänge zum Gryffindor Turm, wo sie den restlichen Abend mit ihren Freunden verbrachten. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt