Langsam begann der Frühling seine Fühler auszustrecken. Die Sonne ließ sich die letzten Tage immer häufiger blicken und vertrieb somit langsam die eisige Winterkälte. Lily und ihre Freunde verbrachten wieder mehr Zeit draußen, wodurch Lily noch weniger Gelegenheiten hatte, Severus irgendwo alleine anzutreffen, was wiederum ihren Mut fast täglich weiter schwinden ließ. Sie versuchte Ambers Zuversicht zu teilen, dass sich schon im richtigen Moment eine Gelegenheit ergeben würde und bemühte sich, sich erstmal auf den anstehenden Apparierunterricht zu konzentrieren, der sie eigentlich nicht viel weniger in Aufregung versetzte, als das bevorstehende Gespräch mit Severus. Heute nach dem regulären Schulunterricht, begann die erste Stunde des zwölfwöchigen Kurses, weswegen es seit Tagen unter den Sechstklässlern kaum ein anderes Thema mehr gegeben hatte. Der Apparierunterricht war für Hexen und Zauberer eine große Sache und ein wichtiger Meilenstein in ihrem Leben. Das Apparieren war das gängigste Fortbewegungsmittel in ihrer Welt, und ohne die Prüfung abgelegt und bestanden zu haben, war man ziemlich aufgeschmissen. Dieser Gedanke versetzte die meisten ihrer Mitschüler noch mehr unter Druck als Lily, die bereits von klein auf auch andere, „muggeligere" Fortbewegungsarten gewohnt war und diese als durchaus akzeptabel empfand. Das nahm ihr zwar etwas die Angst, aber da sie eine Hexe war und auch so leben wollte, war sie nicht mit weniger Ehrgeiz bei der Sache als die anderen Hexen und Zauberer ihres Alters, mit denen sie jetzt in der großen Halle stand und auf die ersten Anweisungen von ihrem Apparierlehrer Mr. Twycross wartete. Wilkie Twycross war ein kleiner, zierlicher Mann der nur ein Hauch seiner selbst zu sein schien. Lily musterte ihn neugierig und fragte sich insgeheim, ob er wohl wegen des ganzen Apparierens und Disapparierens so seltsam farblos und zerbrechlich aussah und bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. In der Halle, aus der die großen Haustische für diesen Zweck verschwunden waren, herrschte aufgeregtes Gemurmel. Es dauerte einige Minuten bis die Hauslehrer für Ruhe gesorgt hatten und Mr. Twycross sie begrüßen konnte. Fast nahtlos an die Begrüßung folgte bereits die Erläuterung der goldenen Dreierregel, die kurz zusammengefasst die drei Regeln „Ziel; Wille; Bedacht"beinhaltete. Nachdem Mr. Twycross seine Erklärungen beendet hatte, tauchte vor jedem von ihnen ein Ring auf, in den sie versuchen sollten hinein zu Apparieren. Lily sah sich unsicher in der Halle um. Amber, Sirius und James sahen wie das personifizierte Selbstbewusstsein aus und ihr Blick wanderte weiter zu Peter und Remus, bei denen es schon eher wie bei ihr auszusehen schien. Peter trat nervös von einem auf das andere Bein und Remus starrte nachdenklich in seinen Ring. Sie schaute sich suchend um und entdeckte Severus fast augenblicklich. Sein Gesichtsausdruck war vor Konzentration angespannt und fasziniert beobachtete sie, wie er plötzlich verschwand und nur ein paar Zentimeter neben seinem Ring wieder auftauchte. Sie freute sich für ihn, weil es eine beachtliche Leistung war, bereits bei einem der ersten Versuche überhaupt zu disapparieren. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er sich jedoch darüber zu ärgern, es nicht sofort in den Ring geschafft zu haben. Lily riss ihren Blick von ihm los und atmete tief durch, ehe sie in ihrem Kopf noch einmal die Dreierregel durch ging. Ziel; sie musste sich darauf konzentrieren, wo sie hin wollte. Zu Severus, schoss es ihr durch den Kopf. Wille; sie musste es mit jeder Faser ihres Körpers wollen. Ja, das wollte sie. Sie versuchte sich auf den Ring zu konzentrieren, aber Severus ging ihr nicht aus dem Kopf, und das gerade jetzt, dachte sie verärgert. Die dritte Regel: Bedacht; mit einer zielgerichteten Bewegung musste sie sich drehen und plötzlich war es, als würde sie am Bauchnabel durch einen engen Schlauch gezogen werden. Sie hatte das Gefühl erdrückt zu werden und keine Luft mehr zu bekommen und als sie dachte, dass sie es nicht mehr ertragen könnte, tauchte sie plötzlich mit einem Plöpp wieder auf und kam ins schwanken. Jemand packte sie am Arm und verwirrt sah sie in Severus überraschtes Gesicht. Sie sah sich um. Sie war genau in Severus Ring appariert, stellte sie bestürzt fest und sah wieder zu Severus hoch, der sie immer noch am Arm hielt. „Sehr schön, Miss Evans. Aber leider nicht in ihren eigenen Ring." Bemerkte Slughorn, der als Hauslehrer der Slytherins in der Nähe von Severus gestanden hatte, amüsiert über seinen eigenen Scherz glucksend. Auch Twycross war jetzt zu ihnen hinüber gekommen. „Beide sehr gut. In der ersten Stunde schon zu disapparieren und zu apparieren ist außergewöhnlich. Weiter so." Sagte er mit monotoner Stimme und war schon wieder zu den nächsten Schülern unterwegs, bevor Lily oder Severus auch nur ein Wort erwidern konnten. Sie sahen sich an und Severus zog eilig seine Hände von ihren Arm weg. „Sorry." Murmelte sie mit klopfendem Herzen und machte sich, diesmal besser zu Fuß, auf den Weg zurück zu ihrem Platz auf der anderen Seite der Halle.
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Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...