Kapitel 30 - Geheimnisvolle Retter

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Severus spürte eine tiefe Erleichterung als Lily endlich auf dem Rücken des Hirsches saß, der sie hoffentlich in Sicherheit bringen würde. Er hatte keine Ahnung woher der Hirsch gekommen war und warum er ihnen half, aber er hatte auch keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Er war einfach dankbar über eine Möglichkeit, Lily sicher von hier fort schaffen zu können. Der Hirsch scharrte mit den Hufen und wandte sich um. Severus hatte immer mehr Probleme den Incarcerus, der den Werwolf fesselte aufrechtzuerhalten. Werwölfe waren zu mächtige Geschöpfe um sie lange mit einem so einfachem Fesselzauber in Schach halten zu können. Wenn er doch nur einen anderen, effektiveren Zauber anwenden... Nein. Er konnte nicht. Der Werwolf wehrte sich weiter unermüdlich und der Hirsch setzte sich mit Lily und Amber auf seinem Rücken in Bewegung. Severus spürte wie der Zauber sich langsam löste und bevor er einen erneuten Fluch abfeuern konnte, riss ihn etwas zu Boden. Er hörte einen gellenden Schrei. Lilys Schrei. Was war passiert? War sie in Gefahr? Angst überkam ihn. Einen kurzen Moment sah er wie etwas großes schwarzes sich über ihn beugte und er erkannte, dass es ein großer bärigen Hund war. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, der Hund ließ jedoch sofort wieder von ihm ab und ging auf den Werwolf los. Der Hund sprang an dem Werwolf hoch und bellte. Dieser schlug mit seinen großen Pranken nach dem Hund, der ihm immer wieder erfolgreich auswich. Es sah aus als wolle der Hund die gesamte Aufmerksamkeit des Wolfes auf sich selbst ziehen um ihn von Severus abzulenken. Severus erwachte aus seiner Starre, rappelte sich auf und tastete nach seinem Zauberstab.

Entsetzt stellte er fest, dass er diesen bei seinem Sturz verloren haben musste. Ihm wurde heiß und kalt zugleich und Panik stieg in ihm hoch. Hektisch tastete er den feuchten Waldboden ab, während der Hund mit dem Werwolf kämpfte. Ein jämmerliches jaulen und ein dumpfer Aufschlag erklangen und Severus sah aus seinem Augenwinkel, wie der Werwolf sich aufrichtete und jetzt langsam wieder auf Severus zu ging. Es schnürte ihm vor Angst die Kehle zu. Mit blankem Entsetzen beobachtete er, wie die Kreatur seine großen scharfen Zähne fletschte. Seine gelben Augen funkelten ihn gierig an. Wie in Zeitlupe sah er zu, wie der Wolf zum Sprung ansetzte und auf ihn zu flog. Er spürte wie er erneut zu Boden gerissen wurde und unsanft auf dem Waldboden aufprallte. Die unheimlichen gelben Augen waren jetzt direkt über seinen, er spürte den heißen, widerlichen Atem des Werwolfs auf seinem Gesicht. „Lupin. Remus. Bitte." Flüstere er verzweifelt und in dem Wissen, dass Lupin in diesem Zustand noch nicht einmal seine eigene Mutter erkennen oder verschonen würde. Er würde sterben, das wusste er. Er dachte an Lily. Hoffentlich war sie in Sicherheit. Lupin gab wieder sein kehliges, unheilvolles Knurren von sich. Severus schloss die Augen. Es war zu spät. Er versuchte sich trotz seiner Angst Lilys lächelndes Gesicht in Erinnerung zu rufen. Ihre mandelförmigen grünen Augen, die ihn glücklich anstrahlten. Voller Güte. Er fühlte wie er sich entspannte und eine tiefe Ruhe sich in seinem Geist und seinem Körper ausbreitete. Gleich wäre alles vorbei. Er spürte wie die Erde unter ihm leicht zu vibrieren begann und stutze. Er hörte Hufgetrappel und es keimte eine wage Hoffnung in ihm auf. Er schlug die Augen auf und sah, dass der Werwolf ebenfalls den Kopf erhoben hatte und knurrend in die Dunkelheit starrte. Die Hufschläge verstummten und Severus hielt den Atem an. Es raschelte und im nächsten Augenblick kam der große Hirsch auf sie zu galoppiert. Der Werwolf schrak zurück und Severus nutzte die Gelegenheit um wieder auf die Beine zu kommen, als ihn plötzlich Jemand an den Schultern packte. „Sev." Flüsterte eine leise Stimme und erstaunt sah er in Lilys blasses Gesicht. „Sev, ist alles in Ordnung?" Severus starrte Lily an. War er tot? Aber Lily schien wirklich vor ihm zu stehen. Er hörte ihren schnellen Atem, spürte ihre Hände auf seinen Schultern. „Lil? Lily was machst du hier? Du solltest..." Lily unterbrach ihn. „Ich erkläre dir alles später, komm. Wir müssen hier weg." Severus sah sich suchend um. „Mein Zauberstab. Ich habe ihn verloren." Der Wolf jaulte und sie sahen beide nervös zu dem Hirsch und dem Werwolf, die immer noch in ihren Kampf vertieft waren. Der Hirsch stieg auf die Hinterläufe und schlug immer wieder seine Vorderläufe nach dem Werwolf aus. Dieser wich ein Stück zurück und schnappte vor Wut knurrend nach dem Hirsch. Der Werwolf schien sich um keinen Preis von seiner menschlichen Beute abbringen lassen zu wollen. Lily hob ihren Zauberstab und flüsterte mit brüchiger Stimme: „Accio Severus Zauberstab" Keine zwei Meter von ihnen entfernt erhob sich Severus Zauberstab vom Waldboden und flog direkt auf sie zu. Lily fing ihn auf und reichte ihn Severus. Unter einem Baum, ganz in ihrer Nähe kam gerade der große Hund wieder zu sich. Severus spürte Lily erschrocken zurück weichen als sie den Hund bemerkte und sagte leise: „Schon gut Lil. Er scheint in Ordnung zu sein." Sie entspannte sich etwas und sah kurz zu Lupin hinüber. Dann nahm sie wie selbstverständlich Severus Hand und flüsterte: „Komm." Da war es wieder. Dieses Kribbeln, das ihre Berührung auslöste. Er versuchte sich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Der bärige Hund war bereits auf den Beinen und schüttelte sich. Dann sah er sich um und sprang dem Hirsch zur Hilfe als er diesen entdeckte. Der Werwolf schien nun doch zu kapitulieren und sich für einen Rückzug entschieden zu haben. Er jaulte sein unheimliches Wolfsgeheul, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit des Waldes. Ohne zu zögern folgten ihm der Hirsch und der große Hund in die Schwärze der Nacht. Für einen kurzen Augenblick standen Severus und Lily einfach da, Hand in Hand und starrten auf die Stelle, an der gerade noch der Kampf zwischen dem Werwolf und den beiden geheimnisvollen Tieren stattgefunden hatte. Severus durchbrach zuerst die Stille. „Wir sollten gehen." Lily nickte Stumm. Er konnte es spüren, so dicht stand sie bei ihm. Sein Herz klopfte und er musste den Drang unterdrücken mit seinem Daumen über ihre weiche Hand in seiner zu streicheln. Er wollte nicht, dass sie ihre Hand zurück zog. Er wollte nicht gehen und sich wieder von ihr Trennen müssen. Er fühlte einen tiefen Schmerz. Aber er musste Lily hier fort bringen. Im verbotenen Wald lauerten auch ohne Werwolf zu viele Gefahren. Sie flüsterten „Lumos" und gingen, ohne die Hand des anderen los zu lassen, den Weg zurück den sie gekommen waren.

Sie verließen den Wald, löschten das Licht ihrer Zauberstäbe und gingen im Licht des Mondes auf das Schloss zu. Severus Herz wurde mit jedem Schritt schwerer. Gleich wäre Lily wieder fort. „Sev." Flüsterte Lily ihm zu und ihn durchlief ein wohliger Schauer. Ihre Stimme klang wie früher. „Wir müssen Amber holen." Severus schaute sich um. „Wo habt ihr sie hingebracht?" Fragte er stirnrunzelnd. Lily deutete auf eine Stelle nahe der Schlossmauer. Sie waren jetzt nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, aber er konnte Amber immer noch nicht entdecken. „Lily." Flüsterte jetzt eine aufgeregte Stimme. „Beim Barte Merlins, es geht dir gut." Severus schrak zurück als Amber plötzlich direkt vor ihnen auf dem Boden saß. Sie sah mit hochgezogen Augenbrauen zu ihm herauf. „Du erschreckst dich vor meinem Anblick mehr als vor dem eines Werwolfes? Das lässt tief blicken, Snape." Er ignorierte ihren Kommentar. Lily ließ ein schnaufendes lachen von sich hören und umarmte ihre Freundin herzlich. Dann nahm sie etwas aus Ambers Händen, das aussah wie ein silbernes Stück Stoff. Er schaute ungläubig auf den Umhang den Lilys jetzt in ihren Händen hielt. Ein Tarnumhang. Woher hatte sie den? Wie war sie so schnell daran gekommen? Er hatte keine Gelegenheit mehr sie zu fragen, da plötzlich Stimmen zu hören waren. Sie schienen direkt auf sie zu zu kommen. Severus schaute in Richtung Schloss und versuchte etwas in der Finsternis zu erkennen. Eine große, dunkle Wolke hatte sich jetzt vor den Mond geschoben und es war stockdunkel geworden. Angespannt sah er den Stimmen entgegen. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt