Als Lily aufwachte stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Es musste schon Mittag sein. Sie setzte sich verschlafen auf und streckte sich. Diese ungeplante Pause hatte ihrem Geist und ihrem Körper gleichermaßen gut getan. Sie hatte in letzter Zeit wenig Schlaf bekommen. Und wenn sie dann endlich in den Schlaf gefunden hatte, wurde sie oft von Alpträumen geplagt. Aber dieser Ort hier brachte ihr Frieden. Auch oder vielleicht gerade weil er sie so sehr an Sev erinnerte. Sie überlegte kurz ob sie noch bleiben sollte, entschied sich aber dafür Nachhause zu gehen. Sie packte ihre Sachen zusammen und machte sich langsam auf den Rückweg. Zuhause angekommen stellte sie fest, dass niemand dort war. Ihre Eltern waren noch auf der Arbeit und ihre Schwester wollte den Tag bei einer Freundin verbringen. Sie überlegte ob sie in ihr Zimmer gehen sollte, holte jedoch nur Pergament, Tinte und eine Feder und setzte sich in den Garten. Sie hatte beschlossen einen Brief an Amber zu schreiben. Sie hatte nichts aufregendes zu berichten, wollte jedoch ihre beste Freundin fragen, ob sie sich in den Ferien mit ihr verabreden wolle. Sie hatte ihren Brief gerade abgeschlossen als eine kleine dunkelbraune Eule vor ihr landete und ihr ihr Bein mit einem Brief entgegen streckte. Sie musste lachen. „Charly, was machst du denn hier? Warte einen Moment, du kannst direkt einen Brief für Amber mit zurück nehmen." Charly krächzte vorwurfsvoll.
„Natürlich darfst du eine Pause machen. Ich hole dir gleich einen Eulenkeks." Sie streichelte dem kleinen Kautz kurz über den Kopf, und er schaute ihr mit großen gelben Augen hinterher als sie hineinging. Sie holte eine kleine Schale Wasser und ein paar Eulenkekse aus der Küche, die sie für ihre eigene Eule Picaldi dort aufbewahrte. Zurück im Garten stellte sie Charly beides hin und er begann sich über die Leckerbissen herzumachen. Währenddessen las sie Ambers Brief. „Hey Lil. Ich hoffe du hast schöne Ferien. Bei mir ist nichts aufregendes los, deswegen schreibe ich auch erst jetzt. Heute Morgen kamen meine Prüfungsergebnisse, überall ein Ohnegleichen oder Erwartungen übertroffen. Nur in Zaubertränke habe ich ein M wie mies. Das war zu erwarten und bekümmert mich nicht weiter. Gott sei Dank bin ich dieses Fach los. Meine Liebe Lily, ich denke, dass deine Ergebnisse hervorragend ausgefallen sind und hoffe, dass du den ganzen Tag mit einem Grinsen umher läufst! Das steht dir definitiv besser als dieses melancholische Gestarre in der letzten Zeit. Bitte schick mir doch schnell eine Antwort, wann wir uns in den Ferien treffen können. Es grüßt und küsst dich herzlich. Deine Amber." Lily musste lachen. „Ach Amber." Schnell kritzelte sie eine Antwort und befestigte sie zusammen mit ihrem Brief an dem Bein der kleinen Eule. Charly knabberte kurz an ihrem Finger, spannte die Flügel und flog in den Abendhimmel hinein. Lily schaute ihm nach bis er am Horizont verschwunden war und hoffte, dass Amber schnell antworten würde.
Kurze Zeit später kamen ihre Eltern Nachhause und sie aßen zu dritt zu Abend. Hinterher setzten sie sich gemeinsam auf die Bank im Garten und stießen sie gemeinsam auf Lilys Ergebnisse an. Ihre Schwester hatte kurz vor dem Abendessen angerufen, dass sie über Nacht bei ihrer Freundin bleiben würde weil sie noch ausgehen wollten. Sie hatte mitbekommen wie ihre Mutter mit Petunia telefoniert hatte. Sie schien offensichtlich nicht gutzuheißen dass ihre älteste Tochter die kleine Feier verpassen würde. Aber Lily war es egal. Sie konnte Tunia verstehen und ärgerte sich nicht über das Verhalten ihrer Schwester. Sie hatten trotzdem einen schönen Abend gehabt, und das war schließlich das wichtigste.
Die Tage verstrichen und Lily freute sich auf ihr Treffen mit Amber in der Winkelgasse. Amber hatte damals direkt postwendend auf ihren Brief geantwortet und sie hatten sich darauf geeinigt, sich für die letzte Ferienwoche zu verabreden. Sie würden sich in London treffen und für ein paar Tage im tropfenden Kessel einquartieren. Dann konnten sie in Ruhe ihre Einkäufe erledigen und ein bisschen in den Läden der Winkelgasse stöbern bis sie zurück nach Hogwarts mussten.
Sie packte gerade ihren Koffer als ihr Vater in ihr Zimmer trat. Er sah nervös aus als er zu sprechen begann. „Lil, sag mal... also ich weiß nicht wie..." Lily schaute ihn erwartungsvoll an. „Naja ich wollte dich was fragen. So zwischen Vater und Tochter." Er ließ sich auf ihr Bett plumpsen und schaute auf seine Hände. „Du und Severus, also ihr trefft euch doch nicht mehr oder?" Lily war verwirrt. „Wieso fragst du mich das?" Ihr Vater schaute sich im Zimmer um, vermutlich um sie nicht ansehen zu müssen. „Naja wenn du jetzt alleine mit Amber - also du triffst dich doch mit Amber in London oder?" Sie zog die Augenbrauen hoch. „Ja. Natürlich. Das habe ich doch erzählt." – „Ja schon, aber ich dachte, dass Severus vielleicht auch kommt und ihr, ach du weißt bestimmt was ich meine Lily." Lily blinzelte ihren Vater an, sie ahnte worauf er hinaus wollte und war bestürzt und amüsiert zugleich. „Du möchtest mich fragen, ob ich mit Amber alleine im tropfenden Kessel übernachte, oder ob ich mich mit Severus verabredet habe." Ihr Vater schaute sie schuldbewusst an. Lily musste lachen. „Lily du bist 16 und ihr habt immer so viel Zeit zusammen verbracht und ich dachte einfach... also ich dachte einfach ich sollte dich das fragen." Er schaute zerknirscht.
Dass Petunia neuerdings einen Freund hatte schien ihn etwas mitzunehmen. Kurz nach dem Abend an dem sie auf Lilys Prüfungsergebnisse angestoßen hatten, hatte ihre Schwester ihnen erklärt, dass sie Jemanden kennengelernt und nun einen festen Freund habe, einen gewissen Vernon Dursley. Es schien etwas Ernstes zu sein. Und irgendwie schien diese neue Situation ihren Vater aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und nahm seine Hand. „Dad, ich treffe mich wirklich nur mit Amber. Severus und ich sind..." Sie stockte. „...waren nur gute Freunde. Und du weißt doch auch dass wir zerstritten sind." Eine Traurigkeit überkam sie bei dem Gedanken an Severus und vom Thema abzulenken fügte sie schnell hinzu „Aber wer weiß schon, wen ich in London noch so treffe." Ihr Vater schaute sie entsetzt an. Als sie jedoch anfing zu lachen stimmte er mit in ihr Lachen ein. Als sie sich beruhigt hatten nahm Richard Evans seine jüngste Tochter in die Arme und flüsterte „Es tut mir Leid mein Schatz." Sie wusste was er meinte. „Mir auch Dad." Sie stand auf und strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht als ihr Vater ebenfalls aufstand. „Dann lasse ich dich wohl mal besser weiter packen." Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.
DU LIEST GERADE
Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und Licht
FanfictionDie Geschichte einer Liebe, die in einem Kampf zwischen Schatten und Licht ausgetragen wird. In einem stetigen Kampf zwischen den verschiedensten Gefühlen, Ängsten und Sorgen, müssen Lily und Severus Entscheidungen treffen, die ihr Leben für immer v...