Kapitel 16 - Der fahrende Ritter

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Der nächste Tag begann hektisch. Lily und Amber hatten verschlafen und suchten nun eilig ihre Sachen zusammen, um noch rechtzeitig zum Hogwartsexpress zu kommen. James und Sirius saßen bereits beim Frühstück als Lily und Amber die Treppen herunter gestürmt kamen und grinsten den beiden Freundinnen breit entgegen. Es schien sie zu amüsieren, dass es einmal nicht sie waren die zu spät kamen. „Wir haben den fahrenden Ritter bestellt." Sagte Sirius munter. „Wir sollten uns beeilen, er müsste jeden Moment hier sein." James warf Lily einen Blick zu, die diesem verlegen auswich. Amber stöhnte. „Jetzt haben wir doch keine Zeit mehr zum frühstücken." – Sirius lachte und drückte ihr und Lily jeweils ein Croissant in die Hand, bevor er sich mit James daran machte ihr ganzes Gepäck vor den tropfenden Kessel zu stellen. Sie waren kaum fertig damit, als der dreistöckige Bus auch schon wie aus dem Nichts erschien, direkt vor ihnen anhielt und die Tür aufschwang. Der Schaffner sah auf seine Uhr und bedeutete Ihnen mit einer Handbewegung sich zu beeilen. Sie schleppten Ihre Koffer und Eulenkäfige in den Bus und noch bevor sie sich setzen konnten, fuhr dieser auch schon wieder los und sie konnten sich gerade noch rechtzeitig festhalten um nicht durch den ganzen Bus geworfen zu werden. Lily hasste den rasenden Ritter, ihr wurde immer schlecht bei der rasanten Fahrt. Amber und sie waren bereits letztes Jahr mit dem Zaubererbus zum Bahnhof gefahren und hatten ausgemacht, dieses Jahr ein Muggel-Taxi zu nehmen. Dafür war jetzt leider keine Zeit mehr gewesen und nun saß sie wieder in diesem verrückten Bus, der durch den Londoner Verkehr raste, sich schmal machte wenn er zwischen zwei Autos oder Busse hindurch sauste und der buchstäblich durch jede Kurve flog. Sie dachte daran, dass es wohl ein Vorteil war, dass sie noch nichts gefrühstückt hatte. Das Croissant hatte sie in Ihre Schultasche gestopft und würde es später im Zug essen. Es ruckelte noch einmal heftig und endlich waren sie am Bahnhof Kings Cross angekommen. Der rasende Ritter war so abrupt stehen geblieben, dass sie fast von ihren Sitzen geschleudert wurden. Erleichtert stiegen sie aus und machten sich auf den Weg zum Bahngleis 9 ¾. Als sie endlich im Hogwartsexpress saßen, den sie gerade noch rechtzeitig erreicht hatten, entspannte sich Lily ein wenig. Sie war froh wieder auf dem Weg nach Hogwarts zu sein. Sie freute sich auf den Unterricht und darauf endlich wieder zaubern zu dürfen. Im Januar würde sie 17 Jahre alt werden und wäre somit in der Zaubererwelt volljährig. Das bedeutete dass sie dann auch außerhalb von Hogwarts zaubern durfte. Amber tippte ihr auf die Schulter. „Möchtest du etwas vom Imbisswagen?" Es war schon Mittag und Lily spürte in diesem Moment erst, wie hungrig sie war. „Ach Amber du bist ein Schatz. Für mich einmal alles bitte." Amber lachte und ging hinaus um ihnen was zu Essen zu holen.

Als es zu Dämmern begann rollte der Hogwartsexpress in den Bahnhof von Hogsmeade ein. Sie fuhren mit den selbstfahrenden Kutschen hoch zum Schloss. Am ersten Abend des neuen Schuljahres herrschte immer eine besondere Aufregung in der großen Halle. Es war der Abend an dem die neuen Schüler den jeweiligen Häusern zugeteilt wurden und sie wusste noch wie aufgeregt sie selbst damals gewesen war. Severus war sich sicher gewesen nach Slytherin zu kommen, sie hingegen hatte wirklich nicht gewusst wie der sprechende Hut entscheiden würde. Doch als sie ihn sich an ihrem ersten Abend aufgesetzt hatte, hatte er nicht lange überlegt als er sie Gryffindor zuordnete. Severus hatte nie etwas zu der Entscheidung des Hutes gesagt, sie war sich aber sicher, dass er sich gewünscht hatte dass sie auch nach Slytherin kommen würde. Sie dachte traurig daran, dass das damals wohl der Anfang vom Ende ihrer Freundschaft gewesen war. Die Interessen und Wertvorstellungen der Slytherins und Gryffindors waren einfach zu verschieden um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten. Abwesend schaute sie zu wie die Erstklässler nach und nach in ihre Häuser verteilt wurden. Dumbledores Rede bekam sie kaum mit weil sie angestrengt versuchte nicht zum Tisch der Slytherins zu schauen. Sie war froh als sie endlich in ihrem Bett im Gryffindor-Turm lag, ohne Severus an diesem Abend über den Weg gelaufen zu sein.

Severus lag in dieser ersten Nacht in Hogwarts schlaflos in seinem Bett und dachte nach. Über Lily. Über den dunklen Lord. Seit dem Abend an dem Lucius Malfoy ihn in der Gasse in Spinner's End abgeholt hatte, beschäftigte ihn etwas, das ihm an diesem Abend geschehen war. Voldemort hatte Lily in seinen Gedanken gesehen. Er hatte dem dunklen Lord Einblicke in seine Erinnerungen mit Lily gegeben und sie damit in Lebensgefahr gebracht. Voldemort wusste jetzt, was er für sie empfand. Oder empfunden hatte, denn der dunkle Lord hatte aus der Erinnerung am See einfach nur die falschen Schlüsse gezogen. Aber was wäre, wenn er erneut in seine Gedanken eindringen würde. Er würde Lily sehen, denn sie war überall, nahm fast jeden seiner Gedanken ein. Immer. Er musste sie um jeden Preis schützen. Sie war muggelstämmig und der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutete. Er durfte sie nicht unnötig angreifbar machen. Er musste lernen seine Gedanken und Gefühle zu verbergen. Nie wieder würde er eine Erinnerung von Lily vor Lord Voldemort preisgeben. Das hatte er sich geschworen.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt