Kapitel 56 - Durst

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Lily öffnete ihre Augen, sie wusste nicht wo sie war, spürte nur ein unerträgliches Brennen in ihrer Kehle. „Durst." Murmelte sie und auf der Stelle setzte jemand etwas glattes an ihren Mund. Sie spürte das kühle Wasser an ihren Lippen, öffnete sie und trank gierig einige Schlücke, obwohl es sie wie Feuer in ihrer Kehle schmerzte. „Langsam, Lil." Flüsterte eine dunkle Stimme sanft. „Sev?" Fragte sie heiser und versuchte sich aufzurichten, wurde jedoch vorsichtig in die Kissen zurück gedrückt. Sie war zu schwach um sich dagegen zu wehren und versuchte es nicht weiter. „Nicht. Du musst dich ausruhen." Lily blinzelte gegen die Dunkelheit an. „Wo bin ich? Was ist..." – „Bitte Lily, du sollst nicht sprechen." Sagte die Stimme ruhig und Jemand strich ihr liebevoll über die Hand, und ein Kribbeln durchfuhr ihren müden Körper und belebte ihn sogleich ein wenig. Die Berührung fühlte sich gut an und sie wollte sie erwidern, aber die Erschöpfung übermannte sie, und es wurde wieder schwarz um sie.

Das nächste mal als sie erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und schien hell durch die großen Fenster in den Krankenflügel. Die Strahlen ließen darauf schließen, dass es ein schöner Wintertag war, aber Lily spürte davon nichts. Ihr Hals schmerzte und sie hatte unerträglichen Durst und griff zu dem Glas auf dem kleinen Nachttisch, der neben ihrem Krankenbett stand. Als sie den ersten großen Schluck nahm, zuckte sie bei dem Schmerz zusammen, der in ihrer Kehle brannte als hätte sie statt des Wassers glühende Lava getrunken. Sie hustete, was Madame Pomfrey auf sie aufmerksam gemacht hatte, die jetzt mit besorgter Miene angelaufen kam und ihr das Glas Wasser wieder abnahm. „Langsam meine Liebe. Ihr Hals hat einiges durchmachen müssen. Am besten vermeiden sie auch das Sprechen, wenn möglich." Sie lächelte und Lily überlegte fieberhaft, was passiert war. Doch die Gedanken an das Geschehene lagen wie hinter einem Schleier verborgen, und tauchten nur Bruchstückhaft in ihrem Geiste auf. Genau wie die Stimmen, die sie bei dem Überfall gehört hatte und zu denen sie kein Gesicht zuordnen konnte. Es frustrierte sie und machte ihr gleichzeitig Angst. Etwas schreckliches war geschehen, das wusste sie noch. Aber wie war sie hier her gekommen? Sie dachte an die Gestalt, die in der Nacht bei ihr gesessen hatte und überlegte, ob es ein Traum gewesen war, während Madame Pomfrey ihren Hals mit einer merkwürdig riechenden Salbe einrieb. „Was ist pa..." Ihre Stimme klang eher wie das Krächzen einer Elster und gleichzeitig war da wieder dieser stechende Schmerz, der sie auf der Stelle zusammen Zucken ließ. Madame Pomfrey legte ihr eine Hand auf den Arm und sah sie verständnisvoll, jedoch mit einer Spur Tadel auf dem Gesicht an. „Sie sollten wirklich nicht sprechen, Miss Evans." Madame Pomfrey seufzte. „Sie wurden gestern Abend überfallen. Es handelte sich wohl um eine Art Würgezauber, wie Professor Dumbledore anhand des Zauberstabs, den Mr. Snape am Tatort gefunden hat, feststellen konnte." Lily horchte auf. „Mr..." Wieder nur ein krächzen und ein weiterer tadelnder Blick von Madame Pomfrey. „Mr. Snape hat Sie in dem leeren Klassenzimmer gefunden und Ihnen vermutlich durch sein schnelles Handeln das Leben gerettet." Lily starrte sie an und Madame Pomfrey schüttelte unbeirrt weiter ihr Kissen auf. „Zudem ist er ein ziemlich impertinenter junger Mann." Sie runzelte wütend die Stirn, jedoch glaubte Lily den Anflug eines Lächelns bei ihr zu erkennen, während sie eine kleine rote Flasche entkorkte und fortfuhr. „Ich habe ihn des Krankenflügel verwiesen, aber irgendwann hat er sich einfach wieder hereingeschlichen, hat die ganze Nacht an ihrem Bett gewacht." Sie hielt Lily das Fläschchen hin. „Bitte trinken sie das. Nun, ich habe ihn nicht hinaus geworfen, weil der arme Junge selbst völlig unter Schock stand. Es hat also nicht geschadet, dass ich auch ihn ein wenig im Blick hatte." Lily, die glaubte, dass ihr Kopf gleich zerplatzen würde nahm ohne Widerspruch die kleine Flasche und trank sie mit Schmerzverzerrtem Gesicht aus. Sie hustete und Madame Pomfrey sah sie mitleidvoll an. „Es wird gleich besser werden." Und tatsächlich spürte Lily, dass der Trank ihre Kehle beruhigte und sie angenehm kühlte, und sie atmete erleichtert auf. „Übrigens waren ihre anderen Freunde ebenfalls ziemlich schwer von hier fern zu halten. Ich denke spätestens heute Nachmittag werden sie sich nicht mehr durch meine Drohungen abhalten lassen. Also ruhen Sie sich besser noch ein wenig aus." Lily lächelte müde, denn sie hatte nichts anderes von ihren Freunden erwartet, aber dass Severus so hartnäckig gewesen war, verstand sie nicht im geringsten. Madame Pomfrey musste sich irren, warum sollte Severus die ganze Nacht hier rum sitzen? Selbst wenn er sie gerettet hatte, vermutlich durch einen dummen Zufall. Die Erinnerung an die Person, die letzte Nacht an ihrem Bett gesessen hatte, passte allerdings zu der Aussage von Madame Pomfrey. Oder konnte sie sich irren und es lag eine Verwechslung vor? Erschöpft ließ sie sich tiefer in ihre Kissen fallen. Das ganze Nachdenken würde sie jetzt nicht weiter bringen. Die wichtigste Frage war jetzt erst einmal, wer sie angegriffen hatte und wieso. Erinnerungen blitzten in ihr auf und Lily zog sich der Magen zusammen, als ihr einfiel, aus welchem widerlichen Grund die Täter sie angegriffen hatten. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt