Kapitel 35 - Abnehmender Mond

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Der Mond nahm bereits seit einigen Tagen wieder ab. Von Remus jedoch, war immer noch keine Spur zu sehen und langsam machte Lily sich wirklich Sorgen um ihn. Wenn sie James, Sirius oder Peter nach ihm fragte, wichen sie ihren Fragen geschickt aus oder erfanden irgendwelche fadenscheinigen Ausreden. Auch Amber bekam von Sirius keine zufriedenstellende Antwort über Remus Verbleib oder seinem Zustand. Es war bereits Mittwoch Abend als Lily beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte. Amber und Sirius waren gemeinsam im Schloss unterwegs und James und Peter saßen an einem kleinen Tisch im Gemeinschaftsraum und spielten Knallpoker. Lily saß in ihrer Nähe auf einem der Sessel und sah ihnen dabei zu. Sie dachte wieder an Remus und fragte sich, ob es ihm gut ging. Er musste sich nach dem Vorfall in Wald schrecklich fühlen, dachte sie. Aber er konnte sich auch nicht für immer vor ihr und Amber verstecken. Remus war ihr Freund und sie würde nicht zulassen, dass er sich grundlos so schlecht fühlte, dass er sich nicht traute ihnen unter die Augen zu treten. Sie erhob sich von ihrem Sessel und James und Peter sahen sie neugierig an. Sie lächelte unschuldig und sagte: „Ich muss kurz ins Badezimmer." James und Peter nickten und vertieften sich wieder in ihr Spiel, ohne sie weiter zu beachten. Lily war erleichtert, dass sie sie diesmal in Ruhe ließen und offenbar nicht ahnten was sie im Schilde führte. Sie ging zu den Treppen, die nach oben in die Schlafsäle führten und sah sich unauffällig um. Niemand schien von ihr Notiz zu nehmen und anstatt die rechte Treppe zu den Mädchenschlafsälen anzusteuern, lief sie schnell die Stufen der linken Treppe zu den Jungenschlafsälen hinauf. Oben angekommen warf sie einen prüfenden Blick über ihre Schulter und öffnete langsam die erste Tür in dem Korridor. Dieser Schlafsaal war jedoch menschenleer und sie schlich zur nächsten Tür. Auch diese öffnete sie leise und warf einen Blick hinein. Im Schein der Laternen konnte sie in einem der Betten eine Gestalt unter einer dicken Decke erkennen. Sie ging vorsichtig auf das Bett zu. „Krone?" Fragte eine heisere Stimme, die Lily als Remus erkannte. „Nein." Antwortete sie zögerlich. „Ich bin es. Lily." Remus setzte sich schnell auf und sah sie erschrocken an. Lily zerbrach es bei seinem Anblick fast das Herz. Sein Gesicht war aschfahl und er sah müde und krank aus. Seine Augen waren gerötet und unter ihnen lagen dunkle Schatten. Tiefe Kratzer verliefen in unregelmäßigen Linien über sein Gesicht. Er wandte sich ab. „Bitte, geh." Sagte er forsch, aber Lily ließ sich nicht beirren. „Remus, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich wollte nur sehen ob es dir gut geht." Erklärte Lily sanft. Lupin lachte freudlos auf. „Sorgen? Um mich?" Lily ging auf ihn zu und setzte sich auf das gegenüberliegende Bett. Lupin ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippe. „Ja." Sagte sie schlicht. „Du bist mein Freund, natürlich mache ich mir Sorgen." Lupin starrte sie an. „Lily. Ich hätte Amber und dich beinahe umgebracht." Sagte er aufgebracht. „Nur ein Dummkopf sorgt sich um ein Monster wie mich." Lily runzelte die Stirn. „Remus. Du bist kein Monster." Wieder lachte Lupin freudlos auf. Er starrte auf seine Bettdecke und schüttelte jetzt traurig den Kopf. „Ich bin eine Gefahr. Vor allem für die Menschen die ich liebe. Ich..." Seine Stimme brach ab und Lily stand auf und setzte sich auf die Kante seines Bettes. Sie griff nach seiner Hand und für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, dass er sie wegziehen wollte, tat es allerdings nicht. Sie sah ihn mitfühlend an. „Remus, es war ein Unfall. Sowas wird nicht wieder passieren. Wir wissen jetzt von deiner Krankheit und können uns entsprechend verhalten." Lupin hob seinen Kopf und sah sie mit seinen grauen Augen traurig an. „Lily. So etwas wie Samstag Abend kann immer wieder passieren. Das weißt du genauso gut wie ich." Lily schwieg. „Ich kann nicht hier bleiben." Murmelte er mit belegter Stimme und Lily sah ihn entsetzt an. „Was soll das heißen?" Remus senkte wieder den Blick. „Ich habe meinen Eltern bereits geschrieben, dass ich Nachhause kommen werde." Ungläubig sah Lily ihn an. „Nein." Brachte sie leise hervor. „Nein. Nein Remus. Du musst hier bleiben. Deine Ausbildung beenden. Du hast doch Freunde hier. Du hast uns." Flehte sie ihn an. Lupin lächelte traurig. „Genau deswegen muss ich gehen, Lily." Lily spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen und langsam über ihr Gesicht rannen. Lupin verzog gequält sein Gesicht und drückte ihre Hand. „Es gibt in dieser Welt keinen Platz für mich. Das ist mir schon lange klar. Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Ich wusste, dass ich eines Tages verdammt sein werde ein Leben als Einzelgänger zu führen." Lily kletterte neben Remus ins Bett und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er drückte ihr einen Kuss auf ihr Haar. Auch ihm rannen jetzt Tränen über das blasse Gesicht.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt