Kapitel 48 - Die von den Geistern heimgesuchten

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Durchgefroren stapften Severus und Remus durch den Schnee zurück zum Schloss. Severus stützte den völlig erschöpften Remus, der immer noch am ganzen Leib zitterte, obwohl Severus ihn mit dem Siccum-Zauber weitestgehend getrocknet hatte. Das kaltschwarze Wasser des Sees hatten ihn ausgekühlt und ausgelaugt und seine psychische Verfassung tat sein übriges. Sie sprachen beide kein einziges Wort auf dem Rückweg, aber Severus überlegte fieberhaft, was er jetzt mit Lupin machen sollte. Er konnte ihn in diesem Zustand wohl kaum alleine lassen, aber in den Krankenflügel würde er sich mit Sicherheit nicht bringen lassen. Und wenn Severus es sich recht überlegte, wäre es ihm auch lieber wenn seine Rolle in dieser Tragödie unter den Tisch fallen würde, falls jemals jemand von dieser Geschichte erfuhr. Am besten würde es sein, wenn er Lupin auf direktem Wege in den Gryffindor-Turm brachte und so schnell wie möglich wieder verschwand. Damit wäre seine Schuldigkeit getan, denn schließlich ging ihn das alles überhaupt gar nichts an. Es war Lupins Problem, auch wenn er ihm Leid tat. Das was er in Lupins Gedanken gesehen hatte, Remus Krankheit, die ein immer wiederkehrender Alptraum war und ihm solche Angst und Qualen bereitete, hatte ihn selbst mit Grauen erfüllt. Severus bugsierte Remus durch das große Eichenportal in die Eingangshalle und schleppte ihn mehr als das er selber lief die Marmorstufen hinauf in den ersten Stock und von da weiter hinauf zum Gryffindor-Turm. Vor dem Portrait der fetten Dame blieben sie stehen und Remus murmelte atemlos „Schabernack", was das Passwort für den Zugang in den Turm war. Die fette Dame nickte zufrieden und schwang zur Seite, um den Eingang freizugeben. „Dann... gute Nacht." Sagte Severus und wandte sich zum Gehen, als Remus sich in seinen Arm krallte. „Bitte... bitte nicht... ich... also, würde es dir was ausmachen, also wenn du vielleicht... nun wenn du noch ein wenig bei mir bleibst?" Fragte Remus leise und Seine Stimme klang rau. Es schien ihn alle Überwindung zu kosten Severus um so einen Gefallen zu bitten und Severus musterte ihn nachdenklich. Er wusste nicht was er jetzt tun sollte, denn seiner Meinung nach hatte er Lupin an diesem Abend bereits genug geholfen. Allerdings war Lupin allein, er war Verzweifelt und versuchte den Geistern die ihn heimsuchten um jeden Preis zu entfliehen. Wusste er selbst nicht gut genug wie es sich anfühlte? Wer weiß was Lupin anstellen würde wenn er wieder allein war. Niemand würde ihn vermutlich aufhalten, wenn er das nächste mal in den See ging, oder einen anderen Ausweg suchte seinem Leben zu entkommen. Lily würde es ihm niemals verzeihen wenn Lupin etwas zustieße, das er hätte verhindern können. Lily. Remus liebte sie auch. Aber die Art der Liebe in Remus Gedanken hatte Severus überrascht, hatte sie sich doch ganz anders angefühlt als das, was er für Lily empfand. Remus liebte Lily als Freundin und auf keine Weise leidenschaftlich, was Severus auf eine merkwürdige Art erleichterte und seine Eifersucht gegenüber Lupin etwas abmilderte. Er sah in Lupins Gesicht, das ihn immer noch flehend ansah. „Gut." Sagte Severus und Lupin schien erleichtert. Die fette Dame räusperte sich gereizt. „Wollen die Herrschaften nun eintreten oder die ganze Nacht hier verbringen?" Snape und Lupin ignorierten sie und stiegen hintereinander durch das Loch in den Gemeinschaftsraum. Severus sah sich neugierig um, während Remus sich müde auf ein altes rotes Samtsofa direkt vor dem wohlig lodernden Kamin fallen ließ, sich leise stöhnend die Schuhe abstreifte und seine Füße Richtung Feuer hielt. Severus musste zugeben, dass der Raum der Gryffindors wirklich behaglich eingerichtet war. Alles war in Rot- und Goldtöne gehalten und die Möbel waren zwar alt, strahlten aber allesamt eine gemütliche Erhabenheit aus. Über dem Kamin hing ein großes Ölgemälde, auf dem ein Löwe abgebildet war, das Wappentier der Gryffindors. Langsam ging Severus zu einem Sessel in Remus Nähe und ließ sich auf ihm nieder, um sich ebenfalls am Kamin zu wärmen und etwas auszuruhen. Eine Weile saßen sie schweigend da und sahen in das Feuer des Kamins und ließen ihre durchgefrorenen Körper von seiner Wärme durchfluten. „Das war wirklich ein schlechter Legilimentik Versuch." Sagte Remus plötzlich, ohne seinen Blick von den leuchtenden Flammen des Kamins abzuwenden, und Severus warf ihm einen fassungslosen Blick zu, bevor er sich wieder fing und gleichgültig antwortete. „Er hat seinen Zweck erfüllt." Remus schnaufte. „Ja. Vielleicht." Snape beobachtete Lupin, dessen Gesichtszüge angespannt waren. „Wieso hast du das getan?" – „Dich gerettet? Oder Legilimentik an dir probiert?" Fragte Snape in einem sarkastischen Tonfall, während Remus mit seinen Fingern nervös auf der Sofalehne trippelte. „Nun, beides." Sagte er gedankenverloren und Snape überlegte einen Moment. Er wusste nicht, was er auf Lupins Frage antworten sollte, schließlich wusste er selbst nicht warum er das getan hatte. Er fühlte sich unwohl in dieser Situation, er wollte nicht, dass Lupin ein falsches Bild von ihm bekam. Er wollte noch nicht einmal hier sein, in diesem Gemeinschaftsraum der nicht den Slystherins gehörte, mit einem Werwolf, in ein nettes Pläuschen vertieft. Ihm schauderte. Lupin hob den Blick und sah ihn erwartungsvoll an, als Severus schließlich antwortete. „Nun Lupin, ich war zufällig vor Ort und hätte wohl kaum erklären können, wieso ich dich nicht davon abgehalten habe dich zu ertränken wie einen räudigen Köter." Antwortete Snape gehässig und er sah Bestürzung und Trotz in Lupins Augen aufflammen. „Du hast es für Lily getan." Entgegnete Lupin ihm und Snape erstarrte. „Du hattest Angst, dass sie es dir nicht verzeihen würde." Sagte Remus leise und sprach nach kurzem Überlegen weiter. „Du bist ein elender Feigling, Snape." Snape krallte seine Hände in die Lehne des Sessels. Wie konnte diese Kreatur es wagen so mit ihm zu sprechen. Er war wütend, verstand jedoch nicht was an seiner Tat feige gewesen sein sollte. Er hatte ihn schließlich gerettet, was wollte Lupin mehr? „Halt den Mund!" herrschte Snape Lupin an, der nur die Augenbrauen hob und ihm unvermittelt ins Gesicht sah. „Wieso hast du meine Gedanken gelesen?" Snape war verwirrt. „Wieso ich deine... Ist das nicht egal?" Fragte er genervt. Remus sah wieder in die Flammen als er antwortete. „Nein, ist es nicht." Sie schwiegen bis Lupin nach einer Weile weiter sprach. „Du hast gesehen was ich bin. Wieso hast du mich nicht in den See gelassen, Snape? Dann hätten wir jetzt beide unseren Frieden. Ich müsste das alles nicht mehr ertragen und du hättest Ruhe vor mir gehabt. Lily hätte nie erfahren müssen, dass du mich nicht zurück gehalten hast." Seine Stimme klang kalt und verbittert. „Du hörst dich an wie ein altes zeterndes Großmütterchen." Antwortete Snape gereizt und Remus sah ihn überrascht an, seine Mundwinkel hatten sich leicht verzogen und deuteten den Anflug eines Lächelns an, was jedoch schnell wieder verschwand, als er sich offenbar wieder in seine eigene Welt zurück zog und mit ausdruckslosen Blick weiter in den Kamin starrte. Snape dachte über Lupins Worte nach. Er hatte Recht, Lily hätte es vermutlich nie erfahren. Wieso hatte er es dann getan? Er musste sich eingestehen, dass vermutlich auch etwas wie Eifersucht im Spiel gewesen war. Eine Eifersucht darauf, den Mut zu haben diesem Leben zu entfliehen. „Ich verstehe dich nicht Lupin. Du hast so vieles für das es sich zu Leben lohnt. Und du willst alles wegen einer dummen Krankheit wegwerfen? Weil du ein paar Tage im Monat unpässlich bist?" Fragte Snape spöttisch und ahnte nicht, wie ähnlich seine Worte denen von Lily vor ein paar Wochen waren. Remus sagte nichts. „Wer ist hier also der Feigling?" Fragte Snape provokant, doch Lupin reagierte immer noch nicht. Es war, als würde er Severus überhaupt nicht hören. „Du rennst vor deinem Leben weg, weil du Angst hast nach einem Weg zu suchen. Du bist dir zu bequem, einfach zu akzeptieren was du bist und spielst stattdessen lieber das arme Opfer. Du machst es dir ganz schön leicht, Lupin." Snapes Stimme klang wütend und er starrte Lupin an, der ihm jetzt doch den Blick zuwandte und ihn mit ausdrucksloser Miene ansah. „Und was ist mit dir, Snape?" Fragte jetzt Remus und verzog wütend das Gesicht. „Rennst du nicht vor deinem Leben weg? Spielst mit deinen kleinen dunklen Zaubern und deinem niedlichen Chemiebaukasten herum, weil du dich nicht traust dir einfach ein normales Leben aufzubauen. Du versteckst dich hinter den dunklen Künsten und hängst mit diesen zukünftigen Todessern rum, was im übrigen für mich genau das gleiche ist, wie seinem Leben ein Ende zu bereiten." Er hatte Remus noch nie so gesehen, so voller Hass und Zorn und es erschreckte ihn fast, seine Miene blieb jedoch unbewegt. „Wenn du nur wüsstest, wie sehr du Lily damit verletzt." Fügte Remus leise hinzu und Snape sprang von seinem Sessel auf, den Zauberstab auf Remus gerichtet. „Hör auf! Halt deinen Mund!" Presste Snape wütend hervor, aber Remus blieb unbeeindruckt. „Was denn, Snape? Gefällt es dir nicht, was du Lily antust? Nun, es sieht allerdings ganz danach aus." Snapes Hand mit seinem Zauberstab zitterte. „Nur zu." Sagte Remus gelangweilt und in diesem Moment konnte Snape sich vor Wut nicht mehr halten. „Stupor." Brüllte er, verfehlte Lupin allerdings knapp, da dieser seinem Schockzauber geschickt ausgewichen war, in dem er ebenfalls von seinem Sitzplatz aufgesprungen war und jetzt auch seinen Zauberstab von sich gestreckt hielt. Beide fixierten sich mit ihren Blicken, voller Wut und abschätzend, was der andere als Nächstes tat. Remus ließ zuerst seinen Zauberstab wieder sinken. „Ich denke, das muss nicht sein." Sagte Remus erschöpft und resigniert und setzte sich wieder auf das rote Sofa. Snape beobachtete ihn verwundert, unschlüssig, was er jetzt tun sollte. Eigentlich war es ihm Recht einem Duell zu entgehen, er fühlte sich ausgelaugt und müde, und schließlich entschied er sich dafür, sich ebenfalls wieder zu setzen. Diesmal schwiegen sie noch länger als die Male zuvor und es war wieder Lupin, der die Stille durchbrach. „Du liebst sie." Sagte er und es klang wie etwas, das zweifellos fest stand. Snape war zu überrumpelt, um es zu bestreiten. Und es hatte auch keinen Zweck, deshalb nickte er, fast unmerklich und versuchte krampfhaft, nicht in Lupins Gesicht zu sehen. „Wie sehr?" Fragte Lupin und Snapes Herz schlug schnell. „Mehr als mein Leben." Antwortete er ohne zu zögern und erstarrte im nächsten Moment. Was hatte er da gesagt? Entsetzt sah er zu Lupin, der nachdenklich nickte, aber nichts antwortete. Snape war erleichtert, dass Lupin sich offensichtlich zufrieden gab als dieser wieder zu sprechen begann. „Das kann ich dir nicht so richtig glauben." Sagte er schlicht und Snape sah ihn sprachlos an. „Wenn du sie wirklich lieben würdest, nun, dann würdest du auf ihrer Seite stehen. Nicht auf der dunklen, wenn du verstehst was ich meine." Snapes Magen krampfte sich zusammen, und er wusste nicht wohin mit seinen ganzen Gefühlen. Er wusste nicht warum er diese Unterhaltung überhaupt führte. Er wollte nicht an Lily denken, geschweige denn mit Lupin über sie und seine Gefühle zur ihr sprechen. „Es ist zu spät." Sagte Severus niedergeschlagen und rieb sich mit den Handflächen über das Gesicht, als Remus mit sanfter Stimme sagte. „Es ist niemals zu spät das Richtige zu tun, so lange es noch etwas Richtiges zu tun gibt." Snape sah müde zu Lupin hinüber und verzog das Gesicht zu einer Art Lächeln, antwortete jedoch nicht. Es bedurfte keiner Antwort, und Lupin schien auch keine zu erwarten, denn er ließ mit einem Aufrufezauber aus einer Kiste, die aussah wie eine alte Schatztruhe, zwei dicke Wolldecken auf sie zu schweben und warf Severus kommentarlos eine hinüber. Dieser fing sie und betrachtete die Weiche, dunkelrote Decke in seinen Händen, ehe er es Lupin gleich tat uns sich darin einwickelte. Gemeinsam betrachteten sie das immer kleiner werdende Feuer im Kamin, ohne ein weiteres Wort an diesem Abend zu verlieren, bis sie schließlich beide einschliefen. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt