Kapitel 147 - Konsequenz

16 1 0
                                    

Entsetzt blickte Severus auf die zerzaust aussehende Lily, die er in seinen Armen hielt, nachdem sie ihm überraschender Weise fast direkt vor die Füße gefallen war. „Sev.", flüsterte sie mit belegter Stimme und klammerte sich fest an seinen Arm. „Was ist passiert?", fragte er alarmiert und half ihr sich aufzurichten, bevor er um sie herum in den Raum spähte und erstarrte. Mit pochendem Pulsschlag blickte er zurück in ihr blasses Gesicht und eine undefinierbare Angst überfiel ihn, als er ihre Kleidung bemerkte, die vollkommen durcheinander gekommen zu sein schien. „Was ist passiert?", fragte er so barsch, dass Lily zusammen zuckte und ihn augenblicklich ein schlechtes Gewissen durchfuhr. Der Ton hatte nicht ihr gegolten und er zog sie sanft an seine Brust, obwohl er darauf brannte zu erfahren, was Mulciber ihr angetan hatte. „Hat er...?", fragte er vorsichtig, aber Lily schüttelte stumm den Kopf, während sie sich noch enger an ihn schmiegte. „Fast.", flüsterte sie heiser und er spürte wie seine Haut vor Wut zu kribbeln begann. Er musste sich zusammen reißen nicht in diesen verfluchten Raum zu gehen und Milcibers erbärmlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Diesen Schwebezustand, zwischen dem Bedürfnis Lily zu trösten und seiner Mordlust, ertrug er nur wenige Sekunden, bevor er Lily sanft von sich schob und trotz ihrer Prostete mit erhobenen Zauberstab auf die am Boden liegende Gestalt zu ging. „Nicht.", rief Lily panisch und versuchte ihn festzuhalten, aber Severus hörte sie nicht. Es war, als befände er sich in einem Nebel, der alles um ihn herum verschluckte und ihn nur noch Hass, Verachtung und die blanke Wut spüren ließ. Er würde diesem widerlichen Objekt das Leben aushauchen, und allein der Gedanke daran ließ ihn freudig erschaudern. Er hörte ein lautes Stimmengewirr und Rufe um sich herum, und hörte es gleichzeitig auch nicht. Es war ihm egal. Erst als ihm sein Zauberstab aus der Hand flog erwachte er aus seinem Tranceartigem Zustand und blickte verdutzt auf seine leere Hand. „Mr. SNAPE!", hörte er McGonagalls schneidende Stimme rufen und drehte sich langsam um. „Was ist hier los?", fragte sie barsch und blickte in die Runde von Schülern, die in diesem verlassenen Flur standen und sich stumm anblickten. Erst jetzt bemerkte er, dass Potter und seine Freunde neben Lily standen und war zu verwundert, um etwas zu erwidern. „Darf ich fragen was meine halbe Klasse hier unten in den Kerkern macht, nachdem sie ohne eine Erklärung buchstäblich vor mir geflüchtet ist?", fragte sie streng, ging auf Severus zu und schob ihn unsanft beiseite. „Was..." Sie verstummte, starrte einen Moment auf Mulciber, der inzwischen wieder zu sich gekommen war und sich fluchend eine Stelle am Kopf rieb. „Mr. Mulciber, Mr. Snape. Was ist hier los?", schallte ihre Stimme erneut durch den ansonsten beängstigend stillen Gang, während sie bereits auf Mulciber zu ging und ihm auf die Beine half.

Lily wusste, dass sie antworten musste, aber sie war wie gelähmt. Voller Verachtung blickte sie auf Mulciber, der sie wütend anfunkelte. „Diese...", begann er und erhob mahnend seinen Zeigefinger gegen Lily, die den Drang unterdrückte ein Stück zurück zu weichen. „Dieses kleine..." Wieder stockte er unter dem strengen Blick McGonagalls. „Ja?", fragte diese mit hochgezogener Augenbraue. „Was möchten Sie sagen?", fragte sie und warf Lily einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder an Mulciber wandte, der offenbar um passende Worte rang, mit denen er diese Situation plausibel erklären konnte. „Ich kann das erklären.", sagte Lily mit bemüht fester Stimme und drückte selbstbewusst ihren Rücken durch. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und die Spannung in dem kalten Flur war fast körperlich zu spüren. Aber sie musste es tun. „Mulciber hat mir aufgelauert, mich in die Kammer gedrängt und..." Sie stockte. „...hat versucht mir schlimme Dinge anzutun.", presste sie hervor und senkte voller Scham ihren Blick. Jetzt war es James der seinen Zauberstab ergriff und auf Mulciber richtete. „DU...", schrie er, aber McGonagall stoppte auch ihn mit einem Schlenker ihres eigenen Zauberstabs. Lily bemerkte die vor Wut pulsierende Ader an Mulcibers Schläfe, während McGonagall sich jetzt vollkommen wieder ihr zuwandte. „Was genau meinen Sie mit schlimmen Dingen?", fragte sie ruhig, den Zauberstab immer noch erhoben. Lily holte tief Luft, blickte zu Severus, der blass zwischen ihr und Mulciber stand und das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen hatte. „Er hat versucht mich zu vergewaltigen.", sprach sie die unvermeidlichen Worte aus und spürte, wie ihre Knie erneut weich und zittrig wurden. Einen Moment starrte McGonagall sie fassungslos an, während James und Siris scharf die Luft einsogen und Remus leise stöhnte, bevor er ihr eine Hand auf den Rücken legte. „Du kleines dreckiges... glauben Sie ihr kein Wort! Sie wollte mich verführen und ist sauer, weil ich sie habe abblitzen lassen.", brüllte Mulciber und Lily sackte ein Stück in sich zusammen, weil sie plötzlich den Mut verlor. Wer würde ihr glauben? Wer würde glauben, dass jemand wie Mulciber eine Muggelstämmige überfallen würde? Was hatte sie nur getan? Wieso hatte sie sich nicht einfach eine Ausrede einfallen lassen? „Sie kommen besser beide mit mir mit.", sagte McGonagall kalt und ihrem Gesicht war keine Regung zu entnehmen, als sie mit einem auffordernden Kopfnicken Lily und Mulciber deutete ihr zu folgen. Lily warf einen hilflosen Blick zu Severus, der bereits zum Protest angesetzt hatte. „Ich möchte mitkommen.", warf er ein, aber McGonagall ignorierte ihn. „Mr. Mulciber gehen Sie vor. Die anderen gehen zurück in mein Klassenzimmer. Alle.", sagte McGonagall und warf Severus einen mahnenden Blick zu. Auch Lily blickte noch einmal in sein blasses Gesicht, auf dem deutlich die Verzweiflung und Hilflosigkeit geschrieben standen, die sie selbst gerade verspürte, bevor sie McGonagall wie betäubt folgte. Sie nahm auf dem Weg nach oben nichts um sich herum wahr, versuchte bloß Mulcibers Anwesenheit zu verdrängen und den Abstand zu ihm so groß wie möglich zu halten. Sie hatte ein mulmiges Gefühl vor dem, was gleich geschehen würde und wusste nicht, wie sie das alles ohne jeden Beistand überstehen sollte.

Severus blickte Lily hinterher. In hilfloser Ohnmacht stand er einfach da, während seine Gedanken wie wild in seinem Kopf umher rasten. Erst als ihm jemand unbeholfen auf die Schulter klopfte, riss er sich aus seiner Erstarrung und bemerkte, dass es Lupin war, der neben ihn getreten war. „Sie schafft das.", murmelte er heiser und blickte ebenfalls voller Sorge zu der Stelle, an der Lily gerade mit McGonagall und Mulciber um die Ecke verschwunden war. Die Stille wurde plötzlich durch wütende Schritte unterbrochen, als Potter auf Severus zuging und ihm seinen Zeigefinger schmerzhaft in die Brust bohrte. „Du.", knurrte Potter und Severus blickte teilnahmslos auf ihn hinab. „Du bist an allem Schuld! Ohne dich hätte sie gar nichts mit solchen Menschen wie dir und deinen Todesser Freunden zu tun.", brüllte er ihn an und Severus hätte sich wehren können, aber er tat es nicht. Er widersprach Potter noch nicht einmal, denn er wusste, dass Potter recht hatte. Er würde es niemals zugeben, aber dieser arrogante Schnösel hatte absolut recht. Severus war selbst Schuld an Lilys Schicksalsschlag. „Krone.", hörte Severus die beschwichtigende Stimme des Werwolfs sagen, während seine eigenen Gedanken vollkommen bei Lily waren und ihm jegliche Konzentration raubten. „Darauf fällt dir wohl nichts ein, oder Snape?", schnauzte Potter ihn an. „Was soll er dazu sagen, Krone? Snape weiß, dass es so ist.", mischte Black sich ein und trat neben Potter. Mit blassem Gesicht starrte Severus die beiden an, drehte sich kommentarlos um und ging.

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt