Kapitel 31 - In Dumbledores Büro

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Lily überlegte nicht lange als sie die Stimmen hörte. Der Tarnumhang sollte sicherlich nicht entdeckt werden, wem auch immer er gehörte. Sie ging eilig zu der Stelle and der Mauer an der der Hirsch ihr das Versteck des Umhangs gezeigt hatte. Sie nahm den losen Stein heraus und legte vorsichtig den Umhang hinein. Dann nahm sie den Stein, verschloss den Hohlraum damit wieder und ging schnell zurück zu Amber und Severus. In diesem Moment sahen sie drei Gestalten zügig auf sich zukommen. So wie sie im Mondlicht erkennen konnte, handelte es sich bei den Personen um Professor McGonagall, Professor Slughorn und dem Schulleiter Professor Dumbledore. Lily warf einen kurzen Blick auf Severus. Er stand mit angespanntem Gesichtsausdruck da und schaute den Gestalten entgegen. Er hatte ihr Leben gerettet. Irgendwie hatte er erfahren was Amber und sie vorgehabt hatten und war ihnen in den verbotenen Wald gefolgt. Als Remus sie angreifen wollte hatte er sich ohne zu zögern vor sie gestellt und den Angriff abgewehrt. Er hatte sie fort geschickt um ihr Leben zu retten und war selbst zurück geblieben. Wieso hatte er das getan? Wieso rettete er ein Schlammblut wie sie? Sie wandte den Blick von ihm ab als die Gestalten nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt waren. „Geht es Ihnen allen gut?" Rief Dumbledore ihnen besorgt entgegen. Bei ihnen angekommen sah Dumbledore zu Amber hinunter, die immer noch am Boden saß und ihren Knöchel hielt. „Ist nur mein Knöchel." Sagte Amber verlegen. „Professor wir... James, Sirius und Peter sind..." Versuchte Lily aufgeregt zu erklären aber Dumbledore unterbrach sie. „Wir sind darüber im Bilde was geschehen ist, Miss Evans. Die Herren Potter, Black und Pettigrew sind bereits in Sicherheit." Lily spürte die Erleichterung über seine Worte wie eine große Last die von ihr abfiel. Dumbledore sah sich aufmerksam um während Professor McGonagall neben Amber kniete und ihren Knöchel begutachtete. „Mister Lupin ist nicht mehr in der Nähe?" Fragte Dumbledore an Lily und Severus gewandt." – „Ich denke nicht. Er ist tiefer in den Wald geflüchtet." Dumbledore nickte. Professor Slughorn stand neben ihm und schien nicht Recht zu wissen was er tun sollte. Er ließ ebenfalls den Blick über das Gelände schweifen bis Severus sich zu Wort meldete. „Aber woher wissen Sie, dass wir hier sind?" Dumbledore schaute ihn erstaunt an. „Mister Snape, Sie meinen doch nicht, dass etwas das in diesem Schloss vor sich geht vor mir verborgen bleibt." Er sah Severus dabei vielsagend an und dieser senkte den Blick. Irgendetwas an Dumbledores Worten ließen ein ungutes Gefühl in Lily aufsteigen. Sie schaute wieder zu Severus, der jetzt noch blasser und angespannter aussah. Was meinte Dumbledore damit? Mit Sicherheit nicht nur die Geschehnisse an diesem Abend. Wut stieg in ihr hoch. Severus konnte es nicht lassen, wer weiß wie weit er mittlerweile in die dunkle Magie vorgedrungen war. Mit welchen Todessern er bereits Bande geknüpft hatte. Sie hatte ihn in letzter Zeit oft mit diesem Lucius Malfoy gesehen. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken und sie war froh, dass Professor McGonagall ihre düsteren Gedanken unterbrach. Diese stand gerade auf und beförderte Amber mit einem Schlenker ihres Zauberstabs auf eine unsichtbare Trage. „Miss Prewett muss in den Krankenflügel gebracht werden." Sagte sie zu Dumbledore. Dieser nickte ernst und ging voran zurück zum Schloss. Dicht gefolgt von McGonagall die Amber auf der unsichtbaren Trage vor sich herschweben ließ. Als sie in der Eingangshalle angekommen waren drehte sich Dumbledore zu Lily und Severus um. „Miss Evans, Mister Snape. Sie kommen mit mir, wenn Ihnen soweit nichts fehlt." Lily und Severus schüttelten stumm die Köpfe. Schweigend folgten sie ihm in sein Büro, das sich hinter einem großen und äußerst imposanten Wasserspeier verbarg. Lily war in all ihren Jahren in Hogwarts noch nie hier gewesen und bestaunte die Wendeltreppe, die sich automatisch nach oben schlängelte sobald man sie betrat. Dumbledore bemerkte ihren staunenden Gesichtsausdruck und zwinkerte ihr amüsiert zu. Sie lächelte verlegen und sie folgten ihm in einen großen runden Raum. Die Wände waren voll mit Regalen mit Büchern und der ganze Raum war voll kurioser Gerätschaften, die Lily noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Ihr Blick blieb an einem großen Vogel mit rot-goldenem Gefieder hängen, der neben der Tür auf einer goldenen Stange saß. Ein Phönix stellte sie fasziniert fest. Was für ein wunderschönes Wesen. Er strahlte eine unglaubliche Eleganz und Erhabenheit aus, wie er ruhig da saß und sie neugierig mit seinen kleinen schwarzen Perlenaugen musterte. Er legte den Kopf schräg und ließ einen kurzen, durchdringenden Schrei hören. „Fawkes scheint Sie zu mögen." Bemerkte Dumbledore schmunzelnd. Lily lächelte wieder verlegen und Severus warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Dumbledore setzte sich in einen großen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch und bedeutete ihnen sich ebenfalls zu setzen. Sie nahmen beide in den gemütlichen Sesseln auf der anderen Seite des Schreibtischs platz, und erst jetzt bemerkte Lily wie müde und durchgefroren sie war. „Nun..." Begann Dumbledore. „Sie wissen vermutlich selbst, dass Sie heute Abend mehr als eine Schulregel gebrochen haben." Er schaute Severus und sie ernst über seinen Brillenrand an. „Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch beeindruckt bin." Lily schaute Dumbledore überrascht an und er fuhr mit einem amüsierten Funkeln in seinen Augen fort. „Sie haben großen Mut bewiesen, als sie versuchten ihre Freunde vor einer möglichen Bedrohung zu schützen." Lily sah aus dem Augenwinkel wie Severus das Gesicht bei dem Wort „Freunde" verzog. Aus irgendeinem Grund verletzte es sie. Dumbledore sprach weiter. „Wie sie nun wissen leidet ihr Mitschüler Remus Lupin unter einer Krankheit namens Lykranthopie. Das bedeutet, er verwandelt sich in Vollmondnächten wie dieser..." Er deutete mit einem Kopfnicken aus dem Fenster. „... in einen Werwolf." Er seufzte. „Bedauerlicherweise werden Menschen, die unter dieser Krankheit leiden in unserer Welt immer noch gesellschaftlich geächtet und ausgegrenzt. Sie können sich vielleicht vorstellen, warum nur wenige von Mister Lupins Krankheit wissen." Er schwieg einen kurzen Moment und sah nachdenklich aus dem Fenster. „Ihm persönlich war es ein dringliches Anliegen, nur ausgewählte Personen darüber in Kenntnis zu setzen. Es sind nur einige Lehrer, der Wildhüter Rubeus Hagrid und seine engsten Freunde eingeweiht." Dumbledore sah sie abwechselnd mit forschendem Blick an und fuhr mit ernster Miene fort. „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dieses Geheimnis ebenfalls für sich behalten könnten." Lily schaute Dumbledore stirnrunzelnd an. „Das ist selbstverständlich, Sir. Remus ist mein Freund und ich würde nie etwas tun, das ihm schaden könnte." Dumbledore lächelte. „Da bin ich mir sicher, Miss Evans." Lily wurde rot. „Professor?" Fragte sie nun schüchtern und er schaute sie mit einem überraschten aber aufmunternden Blick an. „Ja, Miss Evans?" Lily wusste nicht so Recht ob sie ihn danach fragen sollte, aber etwas beschäftigte sie bereits den ganzen Abend. „Sir, vorhin im verbotenen Wald, also als wir dort nach James, Sirius und Peter gesucht haben, da ist etwas passiert das ich mir nicht erklären kann." Er sah sie neugierig an und auch Severus schaute aufmerksam zu ihr herüber. „Als wir im Wald waren und Remus uns angriff, da ist uns ein Hirsch zur Hilfe gekommen. Er kam plötzlich aus der Dunkelheit und wollte unbedingt, dass Amber und ich auf seinen Rücken steigen. Er hat uns in Sicherheit gebracht." Dumbledore sah sie mit überraschtem Gesichtsausdruck an. Da er jedoch nichts sagte, sprach sie weiter. „Als ich mit ihm zurück in den Wald geritten bin um Severus zu helfen, hat dieser Hirsch Remus abgewehrt und von uns fern gehalten. Später kam noch ein großer schwarzer Hund dazu der ebenfalls mit Remus kämpfte. Ich frage mich, warum diese Tiere das gemacht haben? Und wie kommt ein Hund in den verbotenen Wald?" Dumbledore schaute sie nachdenklich an. „Nun, Miss Evans. Es gibt Dinge, die werden wir wohl nie herausfinden. Es wurde jedoch schon oft beobachtet, dass gewöhnliche Tiere bei einem Werwolf-Angriff eine entscheidende Rolle gespielt haben. Manche Tiere besitzen ein Gespür für andere Lebewesen in Not, zumal ihnen Werwölfe nichts anhaben können. Ich denke, dass dieser Hirsch und dieser Hund heute Abend einfach irgendwelchen Instinkten gefolgt sind. Und was den Hund im Speziellen betrifft. Nun, noch nicht einmal ich möchte mir anmaßen zu wissen, welch Vielzahl an Geschöpfen der verbotene Wald verbirgt." Er lächelte sie an. Lily dachte kurz über seine Worte nach und nickte schließlich, auch wenn sie sich eine befriedigendere Antwort erhofft hatte. Dumbledore sah nun zu Severus. Dieser starrte auf seine Hände und sprach immer noch kein Wort. „Miss Evans, Sie möchten bestimmt Ihre Freundin Miss Prewett aus dem Krankenflügel abholen. Ich bin mir sicher, dass ihr Knöchel mittlerweile von Madame Pomfrey versorgt wurde und sie wieder mit Ihnen in den Gryffindor-Turm gehen kann." Lily nickte erneut und stand auf. Und auch Severus erhob sich. „Mister Snape, Sie möchte ich bitten noch einen Moment zu bleiben." Severus hielt inne und sah Dumbledore mit einem gequälten Lächeln an. „Natürlich, Sir." Er setzte sich wieder. Lily warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie eine gute Nacht wünschte und das Büro verließ. Was wollte Dumbledore mit Severus besprechen was sie nicht hören sollte? Glaubte Dumbledore er würde Remus verraten? Severus hatte nichts auf seine Bitte geantwortet. Sie dachte über Dumbledores Worte nach und eine andere Frage kam ihr in den Sinn. Offenbar hatten James, Sirius und Peter von Remus Krankheit gewusst. Wieso hatten sie ihn dann in einer Vollmondnacht suchen wollen? Wieso waren sie besorgt gewesen als er nicht zum Abendessen erschienen war? Lilys Kopf schmerzte und fühlte sich an als würde er gleich zerbersten, so viele Gedanken und Fragen wirbelten ihr durch den Kopf. Auf dem Weg zum Krankenflügel dachte sie bereits sehnsuchtsvoll an ihr warmes, weiches Bett. Sie konnte morgen noch über alles nachdenken. Jetzt würde sie Amber abholen und dann erst einmal eine Nacht über alles schlafen. 

Lily und Severus - Der Kampf zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt