203. Kapitel große Kompromisse

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Ein Weilchen liege ich noch in seinen Armen und genieße es sehr, beruhigen mich doch auch sein regelmäßiger Herzschlag und Atmung sowie seine kleinen Schlafgeräusche. Sollte vielleicht wirklich selber auch etwas pennen, kann es nur leider nicht, da mein Gedankenkarussel der Meinung ist, es müsste heute Freifahrten verteilen. So liege ich also im Bett und mache mir über ungelegte Eier meine Gedanken. Jedenfalls würde der schlafende Herr neben mir das so bezeichnen. Zu allererst denke ich über unsere Zukunft nach. Wie wird sie sein, in welcher Form werden wir Zusammenleben oder uns nur hin und wieder begegnen, will ich das dann so überhaupt und was will er und wie? Haben wir überhaupt eine gemeinsame Zukunft mit unseren unterschiedlichen Alltagen oder müssen wir zu große Kompromisse gegenseitig für einander eingehen? Ist es das dann überhaupt wert? Meine inneren Fraggels sind mittlerweile auch wieder soweit ausgenüchtert, haben aber alle einen riesigen Kater, so dass sie mir nicht wirklich mit Rat und Tat zur Seite stehen können. "Boah Marga, muss das sein." fragt das Engelchen auch leicht grantelig über meine Gedanken hinweg und Teufelchen raunzt mich an "ey Alte, schließ mal die ganzen offenen Tabs und fahr mal deinen Rechner runter. Wir brauchen Ruhe und nicht noch so ein Durcheinander". Pfff, denke ich mir, nur weil die gesoffen haben, werde ich hier bestimmt nicht nach deren Pfeiffe tanzen. Die ganze Zeit über habe ich wohl unbewusst über mein Amulett gestrichen, was mir jetzt erst auffällt und genau dies lässt einen weiteren imaginären Tab aufploppen. Wieso kennt Charming mich und meinen Geschmack schon so gut? Hat er den gleichen? Kann er nur gut beobachten und einschätzen, was ich mag und was nicht oder weiß er es einfach, weil er so sensibel ist? Wobei es ja eigentlich vollkommen Wurscht ist, wieso, weshalb und warum. Ich liebe alles, was er mir bis jetzt geschenkt hat, egal ob es materiell ist oder nur seine mir entgegengebrachten Gefühle und Liebe. Ach was heißt denn hier nur, bin ich denn bekloppt, seine Liebe ist das Wertvollste und Größte überhaupt und mit nichts auf der Welt zu bezahlen. Glücklicher kann er mich nicht wirklich machen und die materiellen Dinge sind dabei eindeutig zweitrangig und doch so schön. Wobei es mich jetzt doch wieder beschämt, dass ich selbst nicht auf die Idee gekommen bin, etwas für ihn zu kaufen, damit er auch ein Stück von mir immer bei sich trägt. Nur wann hätte ich das auch machen sollen, bin ja zuletzt nicht wirklich vom Schiff runtergekommen oder er war dann mit dabei und dann wäre da noch, dass er behauptet, ich hätte ihm ja schon was geschenkt. Wobei ich immer noch nicht drauf gekommen bin, was und wann das gewesen sein soll. In diese Gedanken hinein betrachte ich meinen entspannt schlafenden Schatz und muss mal wieder verzückt über sein Lausbubengesicht und das darauf selbst im Schlaf befindliche Grinsen lächeln. Ich schließe auch meine Augen und hoffe endlich selbst ein bisschen schlafen zu können, doch nein das will mein Kopf nicht. Ich nicke noch nicht mal etwas ein und so gebe ich es resigniert auf. Bewege mich vorsichtig aus Charmings Arm und erhebe mich leise und bedächtig aus dem Bett. Mein Kopf überlegt fieberhaft zusammen mit dem Herzen, was wir Charming von uns mitgeben können, nur die anderen beiden Fraggels haben es wenigstens geschafft ins Land der Träume zu gehen und ratzen friedlich und aneinander geschmust vor sich hin. Na super, denke ich mir und ich lasse meinen Blick durch die Kabine wandern.

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt