223. Kapitel Selbstnutzen

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Die restliche Flugzeit vergeht dann doch recht zügig, weil ich die Zeit mal wieder zum Arbeiten genutzt habe, da mich die Muse heimgesucht hat. Somit den neuesten Mangaband jetzt auch fast fertig habe. Zwischendurch haben die anderen Vier mich immer mal wieder abgelenkt und interessiert nachgefragt, wie und wo ich meine Inspiration her bekomme, wieso ich so zeichnen kann. Doch zum Glück hat James mich wieder gerettet, in dem er festgestellt hat, dass wenn sie mich ablenken, ich ja gar nicht voran komme. Er deshalb jetzt aus reinem Selbstnutzen die anderen mal bremsen muss, schließlich möchte er ja bald was neues zu lesen haben. So kann ich also meinem kreativen Fluss dann doch recht ungestört nachgehen, nur Erik zu zeichnen ist etwas schwer für mich. Fällt mir nämlich jetzt erst auf, dass er meinem Charming schon extrem ähnlich sieht. Was eigentlich verwunderlich ist, habe ich meinen stolzen Wikinger doch das erste Mal mit 15 Jahren gezeichnet und da kannte ich Charming ja nun wirklich nicht und sah dieser bestimmt damals auch noch nicht so wie heute aus. Okay, Erik hat dann ein paar Jahre im Dornröschenschlaf tief in meinem Hirn gelegen. Da ich ja in der Zeit mit Sascha nicht wirklich was gezeichnet hab. Er mochte das nicht, hielt es für Zeitverschwendung und wenn er ganz besonders gemein zu mir war ohne mich körperlich zu bestrafen, hat er meine künstlerischen Ergüsse sogar vernichtet, wenn er sie in die Finger bekommen hat, da er genau wusste, wie sehr er mir damit wehtut. Ich deshalb irgendwann damit aufgehört habe etwas zu Papier zu bringen und meine Kreativität eh zu wünschen übrig ließ. Erst nachdem ich von ihm regelrecht befreit war, hat sich Erik wieder in meinen Gedanken und sogar Träumen gezeigt, so dass ich irgendwann nicht mehr anders konnte, als zum Stift zu greifen. Aber auch zu dem damaligen Zeitpunkt kannte ich Samu nicht und war mir bis eigentlich gerade eben gar nicht bewusst, wie ähnlich sich die zwei doch in ihrem Äußeren sind. Der Steward kommt auch mal wieder vorbei, um mich nun endlich darauf aufmerksam zu machen, dass der Flug sich bald seinem Ende nähert und ich ja schon mal meine Sachen vor dem Anschnallen wieder verstauen könne. Ich seufze erleichtert auf und freue mich jetzt schon auf meine Wohnung, mein eigenes Bett und hoffe, dass meine innere Schaukelei sich dann bald gibt, da sich die Zeit auf dem Wasser leider doch mit Gleichgewichtsstörungen bemerkbar macht. Den anderen geht es aber auch nicht besser und Svea meint, dass das wohl sich so gehört und wir Landratten da jetzt durch müssen. Na fein, wenn sie das meint, dann schaukeln wir halt vor uns hin. Die Landung erfolgt auch ohne Probleme, das anschließende Verlassen des Fliegers ebenfalls. Die Trulla ist wohl an den von mir entferntesten Ausgang versetzt worden und somit mich auch noch nicht mal mit Todesblicken bedenken kann. Wir schnappen uns unsere Plörren einschließlich meiner Rose und begeben uns dann mal auf die Suche nach unserem restlichen Gepäck. Meine erste Amtshandlung ist das Anschalten meines Handys und nach dem Hochfahren fängt es auch schon wie wild an neue Nachrichten anzukündigen. Woah, es vibriert und tütet an einer Tour und macht mich ganz rappelig. "Oh, ich glaube da hat jemand Sehnsucht und ganz viel mitzuteilen" lacht sich Ian schlapp, worin die anderen einstimmen und mich dazu veranlasst hektisch die Vibration und den Ton auszustellen. Die Zahl an eingegangenen Whatsapp erhöht sich auch gefühlt sekündlich und irgendwie bin ich gerade versucht dieses nervende Teufelsgerät einfach wieder auszuschalten. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt