256. Kapitel Denkerin und Träumerin

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'Was bloß nicht, bitte das ist ja noch peinlicher' und mir gefriert das Lachen, lässt mich sofort wieder vor Scham erröten und ich schaue dementsprechend Liisa an. Diese schüttelt ihren Kopf, kommt zu mir und schließt mich in ihre Arme "keine Sorge, selbst wenn er das tun wird, dein Schatz wird sich schon zu wehren wissen. Außerdem so wie du eben geguckt hast, war das eine tolle Sache und hat wohl mehr als Spaß gemacht, hm" und streicht mir beruhigend über den Arm. Tja, was jetzt, will sie von mir Details oder einfach nur ein zustimmendes Nicken. Wobei ich auch ihr keine Details erzählen werde. Selbst so von Frau zu Frau möchte ich das nicht, ist schließlich eine intime Angelegenheit zwischen Charming und mir, geht sonst niemanden was an und ich bin da auch eher gênant, was sowas betrifft. Liisas leises Lachen reißt mich nun aber endgültig aus meinen überschlagenden Gedanken "ach du Trulla, nu hör auf mit schämen. Klar bin ich neugierig, aber ich kann auf den passenden Moment warten und dann erzählst du es mir hoffentlich und wenn nicht, dann sterbe ich auch nicht. Los wir packen jetzt fertig und dann ist leider auch schon Zeit zum Fahren. Das war ja eigentlich auch der Grund, warum wir dich gestört haben". Wie jetzt, schon Zeit zum Losfahren, wie lange hab ich denn hier rumgestanden und die Zeit vertrödelt. Mann und noch eine Sache die anfängt mich zu nerven. Mein neuerdings permanent fehlendes Zeitgefühl. Okay, wenn ich im kreativen Schaffensprozess bin, ist das ein normaler Zustand bei mir, aber doch nicht im Alltäglichen. Da kenn ich das von mir nicht, dieses in Gedanken versinken oder vor mich hin träumen. Was aber an sich nicht schlimm ist, eher im Gegenteil, meistens jedenfalls. Doch war ich bisher eher die durchstrukturierte, immer pünktliche und zuverlässig Marga, nicht die größte Denkerin und vorallem schon mal gar nicht die Träumerin. Hab halt funktioniert und versucht nur die nötigsten Gefühle zuzulassen. Nur das, was für ein rationales und normales Leben notwendig ist. Alle anderen Gefühle wurden erfolgreich von meiner Schaltzentrale unterdrückt, ausgeschaltet und weggesperrt. Bloß keine unnötigen Komplikationen im Leben haben. "War ja auch gut so", befindet das Teufelchen, "schau dir doch mal an, was wir jetzt für ein Chaos haben, nee das ist absolut nicht schön". "Ach und was schlägst du vor, hm? Wir stellen alle Emotionen wieder auf kalt und vegetieren wieder vor uns hin? Ganz bestimmt nicht, du Knaller, das würde nämlich auch bedeuten, dass Marga nix mehr für Charming empfinden würde und ihn aus ihrem Leben schmeißt. Willste das, hä? Außer, dass wahrscheinlich beide an gebrochenem Herzen zugrunde gehen, passiert dann nämlich nix." blafft das Engelchen das Teufelchen mit jede Menge Zorn im Gesicht an, wendet sich dann aber weniger zornig an mich "bitte Marga, hör nicht auf die Flitzpiepe. Lass die Gefühle ruhig zu und verlier dich meinetwegen darin und ebenso in deinen Träumen, denn genau das bist du. Du bist ein Gefühls- und Herzensmensch, nicht diese gefühlskalte, funktionierende Maschine ohne Träume und Liebe." und eine kleine Träne kullert über sein Engelsgesicht. Herrje, war ich das wirklich all die Jahre. War ich eine Eiskönigin und hab ganz vergessen, wie meine Persönlichkeit eigentlich war oder vielmehr ist. Hab ich mich selbst all die Jahre verleugnet und nur funktioniert. Alles in mir schreit laut ja, naja fast alles, der Verstand und das Teufelchen gucken mich böse an und schütteln ihre Köpfe. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt