241. Kapitel Generalüberholung

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Die Kommissarin nickt mir wohlwollend zu "keine Angst, der Typ wird seine Lektion jetzt endlich lernen und du brauchst auch keine Sorge haben, der wird dich endlich in Ruhe lassen, da bin ich mir ziemlich sicher." Ich schaue sie an, lege mein halbfertig gegessenes Brötchen zur Seite und weiß gerade nicht, was und wie ich ihr meine Gefühlswelt erklären kann. Habe ich Angst, nein gerade nicht oder besser gesagt nicht mehr. Gestern Abend in dem Moment, wo er mich bedrängt hat, ja da hatte ich Angst. Beschissen große Angst, wobei das eigentlich dumm war, da ich nicht alleine war, mir eigentlich nix passieren konnte. Doch anscheinend hat genau diese Tatsache mein ach so toller Verstand ausgeblendet gehabt und mal wieder den Notknopf betätigt, ohne aber die Furchtemotionen ebenfalls mit auszuschalten. Ganz toll, denke ich mir, ich glaube mein Verstand muss mal zur Generalüberholung und upgedatet werden. Aber im Moment habe ich keine Angst. Nein, ich bin einfach nur wütend, so furchtbar wütend. Wütend und vielleicht auch noch fassungslos. Darüber, dass ich mich wieder in die Opferrolle hab drängen lassen, mich nicht selbst wehren konnte. Mein Körper nur reagiert hat und das auf einer Art und Weise, die ich nie wieder erleben wollte. Wütend auch auf diesen Typen, der meint meine Entscheidung nicht respektieren zu müssen und mir seinen Willen aufzwingen wollte. Der meint er ist der Nabel der Welt und sich deshalb jedes Recht rausnehmen darf. Tja, und eben dieser Umstand macht mich genau so fassungslos. Verstehe ich einfach wieder mal nicht, warum es Individuen gibt, die meinen das zu dürfen. Die Freude daran haben, andere zu quälen, zu erniedrigen und sich über deren Empfindungen hinwegsetzen. Ja sogar daran ergötzen und noch Schlimmeres. Diese beiden Gefühle treiben mir diesmal Tränen in die Augen und lassen mich auch wahrscheinlich komisch gucken, so dass die beiden Damen neben und vor mir am Tisch vermutlich wirklich davon ausgehen, dass ich Angst habe. Ich schüttel meinen Kopf, gucke zu Omi Hikkonen, welche mich aufmunternd anlächelt und dabei mir beruhigend über die Hand streichelt, um dann dem forschenden und neugierigen Blick von dieser Arja zu begegnen. "Ich habe gerade keine Angst. Gestern, ja da hatte ich eine Heidenangst, doch gerade bin ich wütend. So furchtbar wütend auf diesen Typen und fassungslos dazu. Wieso wagt er es mich auf so eine widerliche Art und Weise anzugehen, obwohl ich ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben habe, dass ich es nicht will, keinerlei Interesse an ihm wie auch immer geartet habe. Arja, du warst damals dabei, was bitte kann Mann daran nicht verstehen? Bin ich so schizophren, drücke mich nicht klar verständlich genug aus oder merkt der einfach nix und lebt nach dem Pipi-Langstrumpf-Motto. Macht sich die Welt wie sie ihm gefällt, ohne Rücksicht auf alle anderen Personen darin." Nun werde ich von beiden doch leicht verwundert angeschaut, wobei sich die Verwunderung bei beiden relativ schnell in sichtbar andere Emotionen verwandelt. Omi Hikkonen ist die Erste, die sich gefangen hat "sehr gut Engelchen, Wut ist sehr gut und wird dich stark machen gegen solche Arschlöcher und außerdem bist du ja nicht mehr alleine." zwinkert sie mich zum Schluss hin auch noch an. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt