212. Kapitel Contenance

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Hach, jetzt bitte einmal Zeit anhalten und ich wäre die glücklichste Frau auf Erden, ach was im Universum. Nur leider ist das etwas, was zu meinem Bedauern nicht möglich ist und so beenden wir beide herzschmerzvoll aufseufzend unseren Kuss. Charming öffnet die Kabine und ich trotte wiedermal hinter ihm her. Das bei mir schon wieder Tränen laufen, kann ich auch nicht so wirklich verhindern. Hasse mich aber selbst wahrscheinlich am meisten dafür, solch eine Dramaqueen und Heulboje im Moment zu sein. Regt mich selbst tierisch auf, da ich mich ja ansonsten eigentlich bisher immer gut unter Kontrolle habe oder wohl eher hatte. Nur seit dieses Blondie sich nicht nur in mein Leben, nein sondern gleich in mein Herz gemogelt hat, ist das mit der Contenance bei mir nicht mehr so weit her. Ein lautes "Fuck" und Gepolter reißt mich auch aus meinen trüben Gedanken. Warum sie so sind, kann ich mir nicht ernsthaft erklären, gibt es doch keinerlei Anzeichen oder Hinweise dafür, dass das, was sich mein Hirn da gerade zurecht spinnt, auch so kommen wird. Wieso es davon ausgeht, dass Charming nach seinem Amerikaaufenthalt nix mehr von mir wissen will und sich lieber was hübsches, junges und meiner Meinung nach mehr repräsentationstaugliches sucht, weiß ich absolut nicht. Ein zweites Poltern und ein noch lauteres, wütendes "Paska" lässt mich jetzt doch nach meinem Schatz schauen, der aufgestützt am Waschbecken steht, die Augen geschlossen hat und doch laufen auch bei ihm die Tränen. Jetzt bin ich es, die ein "Fuck" leise von sich gibt und schnellen Schrittes ins Bad eilt. Ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und schmiege mich an seinen breiten Rücken, atme dabei tief seinen mir schon so vertrauten und innig geliebten Duft ein. 'Verdammt' schimpfe ich innerlich mit mir selbst, 'jetzt sieh dir an, was du gemacht hast, wegen deiner emotionalen Instabilität und den doofen Gedanken, bricht Charming auch noch zusammen', rege ich mich weiter auf. Dieser hat mittlerweile meine auf seinem Bauch befindlichen Hände mit seinen umfasst, dreht sich in meiner Umarmung zu mir um und als er dann seine schönen Augen öffnet, mich direkt ansieht, läuft mir ein Schauer den Rücken herunter. Die ganzen Emotionen, die ich in mir spüre, sehe ich wieder einmal in seinen Augen, und anscheinend hat Samu genau dieselbe Angst wie ich. Keine Ahnung, was da für ein Schalter bei mir gerade umgelegt wurde, aber ich für mich habe genau in diesem Moment die Gewissheit erlangt, dass nichts von meinen Ängsten wahr und eintreten wird. Wir uns schon ganz bald in Helsinki wieder haben werden und dann gemeinsam alt werden können. Diese Tatsache lässt mich ruhig und entspannt werden, gut in unsere Zukunft blicken und weiter veranlasst sie mich dazu, meine Hände zärtlich an Charmings bärtige Wangen zu legen und ihn so sanft zu mir runter zu ziehen "pschsch, mein großer Liebling, es ist alles gut". Lege nach meinen Worten auch sofort meine Lippen auf seine und gebe ihm hoffentlich mit meinem Kuss genauso viel Zuversicht, wie ich sie eben für mich gewonnen habe. "So und nu hörst du auf, hier die Inneneinrichtung zu zerdeppern und genießt noch die Zeit bis zum Abflug mit mir, verstanden?!" teile ich ihm schon fast im befehlsartigen Ton mit. Abwartend stehe ich vor ihm, halte immer noch sein Gesicht in den Händen und warte auf eine Reaktion von ihm. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt