283. Kapitel Eillieferung

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Mein Schlaf ist auch recht traumlos und wenn sich doch Traumfetzen hinein verirren, strahlen mich zwei blaue Bergseen an. Doch mitten in solch einen Traumfetzen stört mich ein penetrantes Klingeln. Reißt mich aus der Schlafphase und ich schrecke mit Herzrasen im Bett hoch. Muss mich auch erstmal orientieren und schaue auf die Uhr neben mir. 5.30 Uhr zeigt mir diese an und ich hoffe mal für Ylva, dass es nicht diese ist, die da an meiner Wohnungsklingel solch einen Terror veranstaltet, da ich genau diese als Ausgangspunkt des Übels ausgemacht habe. Sollte es sich aber herausstellen, dass sie es doch ist, wird sie wohl meine Morgenmuffligkeit und damit verbundene schlechte Laune in ihrer vollen Entfaltung abbekommen. Denn frühzeitig ist ja schön und gut, aber doch nicht so früh, nöckel ich vor mich hin und quäle mich aus dem bequemen Bett. Immer noch schlaftrunken tapse ich also Richtung Eingangstür und frage erstmal an der Sprechanlage nach, wer denn da eigentlich so lebensmüde ist. Ein mir unbekanntes Lachen ertönt “Hallo, ich hab da eine Eillieferung für Schneewittchen, bin ich doch richtig hier oder?” Mein schlafendes Hirn hat nur die relevanten Informationen rausgefiltert, nämlich die Stimme kenne ich nicht und der will mir ne Eillieferung zustellen, alles andere ist sofort ohne Kenntnis davon zu nehmen in den Papierkorb gewandert. “Ähm ich hab nix bestellt und schon gar nicht um diese Uhrzeit, sorry das muss nen Irrtum sein” versuche ich diesen Lieferanten oder was auch immer abzuwimmeln. “Nee, nee, das ist schon richtig. Machen Sie jetzt bitte auf, das wird nämlich immer dringender und ich würde dann auch gerne mal Feierabend machen und ins Bett.” krächzt es durch die Gegensprechanlage untermalt von leisem Gegiggel im Hintergrund. Genervt und ohne großartig drüber nachzudenken betätige ich also den Türöffner “oberstes Stockwerk. Lift ist am Ende des Flurs” maule ich noch und öffne schonmal meine Wohnungstür, beende dabei auch die Kommunikation mit der Hausanlage. Warum ich in der ganzen Zeit nicht einmal auf die Idee gekommen bin, mal einen Blick auf den Bildschirm zu werfen, um zu gucken, wer da denn um Einlass begehrt und warum, fragt mich nicht. Könnte an meiner Schlaftrunkenheit liegen. Selbst meine Fraggels scheinen noch zu schlafen, da diese nicht mal ihr Veto eingeschmissen haben. Im Eingangsbereich ist ein leises Gemurmel zu hören, leider aber nicht verständlich. Dann fällt die Eingangstür ins Schloss und Schritte sowie ein Rollgeräusch dringen nach oben. Die Fahrstuhltür öffnet und schließt sich und jener setzt sich in Bewegung. Ich stehe mit geschlossenen Augen neben der Eingangstür angelehnt, würde ansonsten wahrscheinlich vor Müdigkeit umfallen und warte mal was da jetzt kommt. Hab nämlich so mal gar keinen Plan, was mir um diese Uhrzeit geliefert werden könnte und hoffe einfach mal, dass es nix ist, wo jetzt noch ein riesen Brimborium mit Zettelwirtschaft oder so kommt. Möchte einfach nur wieder in mein Bett zurück und weiterschlafen. Wer weiß, wie lange ich das nämlich heute noch kann und wann dann Ylva gedenkt hier aufschlagen zu müssen und wie lange sie dann bleibt. Der Fahrstuhl ist heute auch mal wieder gefühlt nicht der schnellste und obwohl es eigentlich ganz angenehme Temperaturen hat, fange ich dann doch an zu frieren. Stehe ja nur barfuß, mit Slip und Charmings T-Shirt bekleidet im zugigen Hausflur und meine Müdigkeit macht es dann auch nicht besser, eher im Gegenteil trägt sie ihren Teil noch dazu bei. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt