209. Kapitel welche Kompanie

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So trotten wir beide Hand in Hand in Richtung Frühstück, wo aufgrund der frühen Uhrzeit normalerweise noch nicht viel los sein dürfte, da aber ja heute Abreisetag ist, jedoch schon ein ganz schönes Gewusel herrscht. Allerdings sind wir heute morgen die ersten an unserem Tisch, ist wohl doch später bei den anderen geworden und wir setzen uns gemütlich hin. Ich muss allerdings etwas aufpassen, dass es nicht zu gemütlich wird, sonst penne ich hier unter Umständen noch ein und das wäre echt suboptimal. Unsere Hintern berühren auch kaum die Sitzflächen der Stühle, da steht Lynn schon mit einem Latte Macchiato an unserem Tisch und schaut auch ganz bedröppelt und nicht so fröhlich wie sonst aus der Wäsche. Charming erhebt sich gleich wieder und marschiert Richtung Nahrungssuche los, doch ich verabschiede mich schon mal mit einer dicken Umarmung von Lynn, weiß nämlich nicht, ob sie nachher wirklich Zeit dafür hat und ohne dies getan zu haben, möchte ich das Schiff nicht verlassen, hab ich sie in der ganzen Zeit hier auch liebgewonnen. In der Zwischenzeit flitzt Charming mehrmals zwischen Buffet und Tisch hin und her, stellt Teller ab, um direkt wieder zu verschwinden und wir zwei schauen bei seinem irgendwie aufgedreht oder überdreht wirkendem Treiben irritiert zu. Lynn verabschiedet sich dann auch schon mal prophylaktisch von Charming, als dieser wohl beschlossen hat, dass jetzt genug an Essbarem auf dem Tisch steht und sich endlich hinsetzen will. Puh, ich hab keine Ahnung, welche Kompanie der Herr verpflegen will, aber satt wird die bestimmt. Ich bezweifle allerdings, dass ich nur ansatzweise etwas in mich hinein bekomme, da mir die ganze Situation doch irgendwie den Magen zuschnürt. Außerdem macht sich so langsam der Schlafmangel bei mir bemerkbar, so dass meine Schaltzentrale sich nicht noch mit Nahrungsaufnahme beschäftigen kann oder will. Hat ja schließlich schon genug mit der Müdigkeit zu tun und ich beschließe, diese aber erfolgreich mit Kaffee zu bekämpfen, hoffe ich zumindest solange, bis ich im Flieger nach Hause sitze. Dabei fällt mir ein, dass es diese Situation fast so oder naja ähnlich ja schon auf dem Hinflug gab. Damals hab ich die Nacht mit Bartje durchgemacht und mich auch bis zum Abflug mit Kaffee wach gehalten. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich diesem nervigen Blondie mein Herz öffnen und schenken werde, ich hätte ihn in die Klapse einweisen lassen oder lieber mich. "Hej, Träumerle, was grübelst du schon wieder, hmm" holt mich Charming aus meinen nostalgischen Gedanken, wobei ich leicht erschrocken zusammenzucke. Abwartend schaut Samu mich auch an und ich überlege kurz, ob ich ihm von damals erzähle. Ok, warum eigentlich nicht, denke ich mir, kann ja nicht schaden und so umreiße ich ihm kurz den damaligen Tag und meine Gedanken dazu. Er hört mir auch einfach nur zu, schüttelt lächelnd seinen Schopf und zieht mich in seine Arme "Na Gottseidank bist du nicht in der Klapse und wirst es auch nie sein, da werde ich drauf aufpassen, solange ich lebe mein Engelchen und jetzt ißt du bitte auch was, sonst nehme ich dich mit in die Staaten und du wirst eine Woche mit durchgeknallten Typen verbringen müssen". "Hm, gar keine so schlechte Alternative" überlegt das Teufelchen, doch hat es dabei vergessen, dass ich meinem Charming nicht seine Jungstour verderben will und zweitens ja auch noch diese dummen Besprechungstermine mit Bram und dem anderen Verlagsfuzzy in Berlin habe, was Charming noch gar nicht weiß, fällt mir dabei gerade ein. Also wird mal wieder gute Miene zum bösen Spiel von mir bezüglich der Nahrungsaufnahme gemacht und ich versuche wenigstens einen Pancake irgendwie in mich hinein zu bekommen. Charming selbst sitzt auch recht unmotiviert vor den vielen Leckereien und knabbert mehr oder weniger lustvoll oder eher lustlos an seinem Brötchen herum.

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt