302. Kapitel Sauerei

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Die restliche Mahlzeit genießen wir beide mehr oder weniger still vor uns hin, wobei der Herr es nicht unterlassen kann, mir immer mal wieder ein Küsschen auf die Lippen oder meine Hand zu hauchen oder seinen Daumen sanft über meinen Handrücken streichen lässt. Auch strahlt Charming mal wieder so vor sich hin, dass man glatt meinen könnte, er wäre ein Atommüllendlager und hätte ne neue Lieferung bekommen oder hat direkt an einem Reaktorkern geleckt. Aber schön anzusehen ist es definitiv schon, ihn so glücklich, entspannt und vor allem zufrieden zu sehen. Pappsatt sitze ich dann schlussendlich vor meinem leeren Teller und genieße einfach nur die Ruhe und all das Schöne um mich herum. Warum auch nicht, das Essen war mehr als schmackhaft, das Wetter ist fantastisch und mein Schatz ist bei mir, was will Frau also noch mehr. Genau nix, bestätige ich mir selbst im Stillen und könnte glatt einfach noch ein bisschen meine Augen schließen. Charming allerdings hat mal wieder Hummeln im Hintern und steht auf, nimmt unsere Teller in die Hand, nicht aber ohne zu fragen “Möchtest du noch was pieni? Ist noch da, falls du noch Hunger hast.” Ist zwar lieb gemeint von ihm, aber wenn ich jetzt noch was esse, dann macht es gleich nen lauten Knall, ich bin geplatzt und die Sauerei will niemand sehen, geschweige denn wegmachen. Also schüttle ich meine Birne “Nein danke, Charming. Lieb gemeint, aber ich platze gleich und das möchtest du nicht wirklich.” rufe ich ihm auch hinterher, da der Herr Ungeduld schon wieder in der Küche verschwunden ist und meine Antwort nicht abgewartet hat. Das klappernde Geräusch veranlasst mich dann auch dazu, aufzustehen und hinterher zu gehen. In der Küchentür bleibe ich jedoch stehen, ist der Anblick der sich mir gerade bietet einfach zu ungewohnt und trotzdem schön. Samu räumt zwar einfach nur die Spülmaschine ein und macht auch noch die Arbeitsplatte sauber, aber ehrlich gesagt, habe ich das bei einem Mann noch nie gesehen. Zumindest nicht in meiner Küche und schon gar nicht, wenn ich in der Nähe war und es hätte machen können. Mit seiner Tätigkeit fertig, dreht er sich zu mir und beobachtet mich dabei, wie ich ihn beobachte und dabei wohl auch mal wieder vor mich hin träume. So steht er an der Küchenzeile angelehnt mit einem Lächeln im Gesicht und ich mit gefühlt dem gleichen Gesichtsausdruck an der Küchentür angelehnt einfach nur da und schauen uns an. Irgendwie ist die ganze Situation aber auch abwartend, so nach dem Motto Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Charming scheint es aber zu langweilig zu werden, denn er schüttelt ungläubig seinen Schopf und kommt dann auf mich zu, nur um mich mal wieder in seine Arme und vor seine breite Brust zu ziehen. Immer noch keinen Piep von uns gebend, legt er seine Lippen auf meine und mir entfleucht ein kleiner genießender Seufzer, was den Herrn ebenfalls aufseufzen lässt. Sehr schön, aber eigentlich auch nicht. Wollte er mir doch endlich mal beantworten, warum er schon wieder in Helsinki ist. Brennend interessiert mich ja auch, woher er denn nu so genau wusste, dass ich nicht in der Klinik, sondern dann doch zu Hause bin bzw. woher er überhaupt wusste, wo ich genau wohne. Deshalb beende ich dann mal unsere doch recht zärtliche Knutscherei und der Herr ist es jetzt, der ungehalten vor sich hin brummt.

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt