220. Kapitel Geschmacksverirrung

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"Das kann doch nicht wahr sein. Hast du diese häßliche Kröte gesehen, der ich die Latte gerade gebracht habe?" fragt sie wohl ihre Kollegin und spricht dann ziemlich aufgebracht weiter "echt nicht, guck dir diese Mißgeburt einmal an. Ich fasse es nicht, dass ich der auch noch die Rose vom Haber auf ihren Platz gelegt habe. Pff, ob der an Geschmacksverirrung leidet, blind ist oder nur die falschen Medikamente nimmt, aber was will er mit ihr, sag mir das mal? Der braucht wen an seiner Seite, mit der er sich nicht blamiert und die sich zu präsentieren weiß" blubbert sie weiter vor sich hin und ihre Kollegin antwortet ihr leicht gereizt "Erstens redest du so nicht über unsere Passagiere, schon gar nicht über First-Class und Vielflieger, zweitens finde ich sie echt niedlich, so nen bisschen wie Schneewittchen und sie scheint einfach nur kaputt zu sein und Schlaf zu brauchen und drittens, das absolut wichtigste, es geht dich nix an. Der Typ scheint sie wohl sehr zu lieben, denn sowas süßes mit der Rose, macht nur ein liebender Mann, was du Betthäschen ja anscheinend nicht kennst und bei deiner Einstellung auch nie kennenlernen wirst. Zumal ich zu dem Thema Benehmen in Bezug auf dich lieber nix sage, verstehst mich ja eh nicht." weist sie ihre Kollegin zurecht. "Pff, Liebe so nen Kack. Der Typ ist nen Promi und so nen Kerl brauche ich, damit ich demnächst auch in den Sesseln sitze und nicht den Saft für solche Trullas durch die Gegend schiebe. Wirst schon sehen, den krieg ich schon noch, der ist ja schließlich auch öfters mit uns unterwegs. Muss nur warten können und wenn er erstmal auf mich aufmerksam geworden ist und meine Vorzüge alle kennt, hat der dieses kleine was auch immer, vergessen. Solange halte ich mir halt den ein oder anderen Käpt'n warm, kann ja nicht schaden." Oh Gott, was für ne billige und berechnende Schlampe, denke ich mir, wasche mir die Hände und verschwinde dann flux wieder in Richtung meines Platzes. Das auch mit der Hoffnung, nicht gesehen worden zu sein, da ich der Madame sonst glaube ich ein paar passende Worte vor den Latz knallen würde und muss mich auch dementsprechend zusammenreißen, sollte sie mir bis zum Flugende nochmals begegnen. Die ist doch nicht ganz dicht, grolle ich innerlich vor mich hin, komme wohl auch mit entsprechenden Gesichtsausdruck an meinem Platz an und lasse mich nieder plumsen. "Hej, was ist los" spricht mich Svea von der Seite in meine Gedanken hinein an, steht auf und pflanzt sich neben mich auf den zweiten freien Sitz. "Oh Gott, erschreck mich doch nicht so" halte ich mir die Hand aufs Herz, da ich mit ihr und ihrer Ansprache nicht gerechnet habe. "Sorry Liebes, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber trotzdem, was ist los, du hast gerade einen Blick drauf, gruselig. Also ich möchte niemals der Grund sein, warum du so guckst, dann geh ich freiwillig irgendwo ins Nirgendwo. Hauptsache weit weg von Dir und diesem Todesblick" spricht sie weiter. Liese ist währenddessen auch aufgestanden, zu uns gekommen und setzt sich nun bei Svea auf den Schoß und beide schauen mich neugierig gespannt an. Joah, erzähle ich ihnen das Gehörte jetzt oder nicht. Ach man, was reg ich mich denn über diese dumme Trulla auch so auf, ist doch eigentlich eine Lappalie und wird wohl bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mir indirekt oder auch direkt sowas anhören darf. Zumindest solange ich die Frau an Charmings Seite bin. Sollte wohl auch besser darüber stehen, ihm vertrauen und mir definitiv in diesem Punkt ein dickes Fell zulegen. "Ach egal, nicht so wichtig" versuche ich also abzuwiegeln und gönne mir endlich einen großen Schluck meines Koffeingetränkes. 

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt