Wieso immer ich? Zweiter Teil

288. Kapitel Ding der Unmöglichkeit

“Es ist echt spannend und interessant dir und deiner Mimik zuzugucken. Könnte ich auch noch ein ganzes Weilchen machen. Doch glaube ich irgendwie, dass uns das heute dann auch nicht wirklich weiter bringt und du bestimmt noch was anderes vor hast, oder?” reißt mich Ylva irgendwann aus meiner Träumerei und ich nicke ihr bestätigend zu. “Ja, da hast du vollkommen recht.” überlege aber trotzdem dabei weiter, wie ich den jetzt dieses dumme Gespräch am besten anfangen kann. Wie soll ich ihr in kurzen Worten erklären, was und warum ich so durch den Wind im Moment bin und wie meine Vorgeschichte dazu beigetragen hat. Denn das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit befinde ich für mich. Kann ja schlecht als Kurzfassung raushauen ‘hab nen gewalttätigen Exfreund, der mich nebenbei mal so eben umbringen wollte, meine Familie oder besser gesagt die Blutsverwandtschaft glaubt mir das nicht und hat mich zum schwarzen Schaf erkoren. Der Typ saß zwar im Gefängnis deshalb, ist aber wieder draußen und hat mich auch bereits wieder bedroht. Ach so, hab da nebenan noch so nen Exemplar als Nachbar, der ebenfalls der Meinung ist, ich wäre sein Eigentum und mich triezt. Mal ganz davon abgesehen, dass ich beim Verlag nen neuen Chef hab, der wohl auch meint, ich würde ihm gehören und ich müsste ihm folglich auch in allen Belangen zu Diensten sein. Naja und dann war das Karmabüro der Meinung, weil es mir soweit eigentlich ganz gut ging und ich mein Leben halbwegs auf der Reihe hatte, mir dann vor kurzem so nen großen, blonden Prinz Charming vorbeizuschicken, der doch tatsächlich gemeint hat, er müsse mal meine eingefrorenen Gefühle auftauen, mein Herz wiederbeleben und mich mit Liebe überschütten. Joah aber ansonsten ist alles ganz takko in meinem Leben und ich freue mich auf dieser tollen Erde zu sein.’ Da zeigt Ylva mir garantiert nen Vogel und verläßt dann fluchtartig das Haus. “Wollen wir wieder anfangen wie gestern?” höre ich Ylva in diese Überlegung hinein fragen. “Sag mir, wie geht es dir heute körperlich und auch gefühlsmäßig.” Na das ist ganz einfach, denke ich mir und antworte “also so rein körperlich glaube ich, dass es mir heute gut geht. Zumindest besser wie gestern, bin nicht mehr ganz so müde, auch wenn ich eine eher unruhige und zu kurze Nacht hatte.” Bevor ich allerdings zum Gefühlsteil komme, meint mein Magen jetzt doch tatsächlich wach zu sein und knurrt dann mal fröhlich vor sich hin, was Ylva dazu veranlasst, mir den Brötchenkorb vor die Nase zu stellen. Sie selbst erhebt sich und marschiert Richtung Kaffeemaschine, um sich dort noch einen zweiten zu gönnen. “Möchtest du auch noch ne Latte, Marga?” fragt sie mich auch wie selbstverständlich und auf mein Nicken, kommt sie zum Tisch, schnappt sich meine Tasse und lässt die Maschine auch dieses Getränk zuzubereiten. In der Zwischenzeit hab ich mir mein Brötchen geschmiert und schon mal davon abgebissen. “Dankeschön, tja was das gefühlsmäßige betrifft…” fange ich an zu sprechen, komme aber wieder nicht so wirklich weit, da meine Küchentür aufgeht und ein ziemlich verschlafen, zerknautschter Charming in T-Shirt und Jogginghose die Küche betritt. Mal abgesehen davon, dass er herzallerliebst aussieht mit den verstrubbelten Haaren und dem Kissenabdruck im Gesicht, lässt sein verwirrter Ausdruck gepaart mit seiner Schmollschnute mein Herz gerade vor Glücksgefühlen überlaufen. Ach man, was macht dieser Typ nur mit mir, denke ich mir und kann eigentlich gerade gar nicht so wirklich auf diese Situation reagieren. Bin von seinem Anblick und davon, dass er überhaupt jetzt gerade hier ist, so gefangen, dass mein Hirn auf Sabbermodus um- und alle anderen Funktionen ausgestellt hat.