Wieso immer ich? Zweiter Teil

265. Kapitel Diskounterklamotte

Die Verwaltungschefin schaut diesen Dr. Hilmanikonen erst mit Todesblick an, aber anscheinend ist sie sich dann doch der hier geltenden Hierarchie bewusst geworden. Denn nun setzt sie einen zuckersüßen, oder zumindest soll es wohl so aussehen, sofern das mit einem gebotoxten Gesicht möglich ist, Hundewelpenblick auf und säuselt dem Herrn zu “aber Hasilein, wir müssen doch auf unseren Ruf achten und wenn sich dann noch wichtige, zahlende Gäste beschweren, dann muss ich doch handeln. Sieh dir dieses Individuum doch einmal genau an, das können wir nicht hier aufnehmen. Da leidet ja unser guter Ruf drunter, wenn das öffentlich wird, dass wir neuerdings auch Pennerinnen hier aufnehmen. Schön und gut, wenn Ylva eine soziale Ader hat und sich herablässt so etwas freiwillig und wohl bestimmt auch ohne Kostenausgleich zu behandeln. Aber dann möchte sie das bitte außerhalb unserer Räumlichkeiten tun.” klimpert sie abschließend mit ihren angeklebten Wimpern und versucht den Herrn zu bezirzen. Ylva schüttelt neben mir einfach nur fassungs- oder verständnislos den Kopf, der Herr schaut für meine Begriffe recht ratlos aus der Wäsche und bei mir sind ihre Worte bezüglich meiner “Erscheinung” dann erst wirklich angekommen. Was allerdings nun zur Folge hat, dass es anfängt in mir zu brodeln. Ich hatte bei ihren ersten Titulierungen es gar nicht so mitbekommen, doch jetzt habe ich es verstanden und finde es mittlerweile eine bodenlose Frechheit von Madame Gucci oder was auch immer sie an hat. Mir vollkommen egal und wenn sie hier in Diskounterklamotte stehen würde, wäre es mir das auch. Denn ich finde, ein gutes Benehmen viel wichtiger als teure Klamotten, da meistens diese Personen, die genau solche tragen, aber dann mit einem Benehmen wie eine offene Hose auf sich noch besonders aufmerksam machen. Hinzu kommt, dass ich es wieder mal faszinierend finde, in welche Schubladen ich offenbar gesteckt werde, nur weil ich nicht teure und exklusive Klamotten am Leib trage. Mich sogar weigere, den wohl in der High-Society oder bei Besserverdienenden angesagten Bitch-Style mitzumachen und lieber mir und meinem Geschmack treu bleibe. Meine Kleidung ist nicht teuer, aber auch nicht günstig, einfach nur normal und vorallem mit genug Stoff am Körper, was man bei der Trulla nicht unbedingt behaupten kann. Ich wusste ja im Vorfeld auch nicht, dass es hier einen Dresscode gibt, den man einzuhalten hat. Sogar bei Nichteinhaltung keine Therapie machen darf und ich anscheinend andere Menschen mit meinem Erscheinungsbild noch beleidige und diese sich dadurch in ihrer Genesung gestört fühlen. Die Verwaltungstrulla versucht auch ihr Hasilein weiter zu besänftigen, in dem sie ihre aufgespritzten Lippen zu einer Schmollschnute versucht zu verziehen und tätschelt an ihm rum. Das Hasilein schaut mich musternd an und bevor er überhaupt irgendwelche Schlüsse ziehen kann, die wohl ihrer Meinung entsprechen, knallt bei mir ne Sicherung durch. “So Madame Gucci, erstens ich bin kein Sozialfall, nur weil ich meine Kohle für andere Dinge wie überteuerte und hässliche Klamotten oder absolut dämliche und unnötige Schönheitsbehandlungen ausgebe und zweitens selbst wenn ich nicht privat-, sondern krankenkassenversichert wäre, ist es dadurch schlechteres Geld, was dir deine nächste Louis Vuitton-Tasche finanziert, hm. Zumal ich mir gerade sehr sicher bin, dass ich auf den Aufenthalt in dieser ach so exklusiven Anstalt liebend gerne verzichte, wenn man seine Patienten hier nur nach einmaligem Anschauen schon in dämliche Klassen einteilt bevor überhaupt feststeht, ob sie hierbleiben oder nicht. Ehrlich, ich habe keine Lust hier zum Spielball von irgendwelchen dummen Machtspielchen oder zur Belustigung von verwöhnten, aufmerksamgeilen Richkids zu werden. Dafür bin ich mir eindeutig zu schade und nicht gestört genug."