268. Kapitel der Kaiser von China

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Mein Herz ist auch der festen Überzeugung, dass es nur mein Charming sein kann, der mich sprechen möchte, und mit entsprechender Freude in der Stimme nehme ich das Gespräch an “Hallöchen Popöchen, alles in Butter auf’m Kutter”. Erst herrscht Stille am anderen Ende und dann kommt ein leicht verwirrtes “Äh Entchen, alles gut bei Dir?  auf deutsch zurück und die Stimme gehört eindeutig nicht meinem Blondie. Nu bin ich es, die leicht konsterniert aus der Wäsche schaut. Ja gut, hätte ich den Klingelton richtig wahrgenommen und vielleicht auch mal aufs Display geguckt, wüsste ich, dass da Pia und nicht mein Schatz am Telefon ist. Eben jene fragt nun nochmal “Marga, geht’s Dir gut?”, da ich ja immer noch nichts gesagt habe. “Oh Pia, du bist es” stelle ich unnötigerweise fest und kann auch die leichte Enttäuschung darüber, dass es nicht mein Charming ist, nicht verbergen. “Jupp, ich bins, gut erkannt. Aber so wirklich begeistern tut es dich ja auch nicht. Toll, da habe ich gedacht, dass du dich freust und ich vielleicht von dir nen schönen Urlaubsbericht zu hören kriege. Aber ne, ist ja nur die doofe, olle Freundin die da wieder nervt und anscheinend hast du mit wem anderen gerechnet, sorry.” nöckelt sie vor sich hin und bringt mich dadurch aber leicht zum Lachen. Tut es mir doch auch direkt leid und natürlich freue ich mich, dass diese Tussnelda sich meldet. “Nee schon gut, liebste Pia. Das Sorry sollte wohl eher ich zu dir sagen und ich freue mich, dass du mich anrufst, ehrlich.” versuche ich die Wogen zu glätten und höre nur ein lautes Ausschnaufen von der anderen Seite “Ja nee, is klar. So und jetzt will ich erst recht wissen, wie der Urlaub war und auf wessen Anruf du so dringend wartest. Ist mir auch vollkommen egal, ob du gerade dafür Zeit hast oder der Kaiser von China auf dich wartet.” ‘Oha, na dann mal lieber ganz lieb sein und die auf Krawall gebürstete Dame nicht noch mehr reizen’ beschließe ich für mich im Stillen, wobei ich ja doch recht über ihre Aussage schmunzeln muss. Hat sie genau diese Bezeichnung in unserem letzten Telefonat doch ebenfalls für Samu verwendet gehabt. “Ach du Scheiße, das weiß sie ja noch gar nicht.” schießt es mir durch den Kopf und wohl auch verbal aus dem Mund. Denn von Madame folgt darauf “Häh, was weiß ich noch gar nicht?” Teufelchen klatscht sich die Hand vor die Stirn, Engelchen zieht die Flügel und den Kopf ein und beide verschwinden eiligen Schrittes. Aus dem vorderen Wagenbereich ist auch ein finnisches Gemecker zu hören, da die Herrschaften beide nicht so wirklich der deutschen Sprache mächtig sind und ich schätze auch mit meiner Sprachgeschwindigkeit ein Problem haben. Nur sind die beiden gerade mein kleinstes Problem. Eher frage ich mich gerade, wie ich Pia nun beibringe, dass ihre Lobeshymnen wohl absolut berechtigt waren und ich dem Charme des Herrn dann doch erlegen bin und ehrlich gesagt nicht nur dieser Wesenseigenschaft von ihm. Aber ne Lösung oder Antwort darauf, wie ich es ihr ganz sanft vermittle, hab ich immer noch nicht. Wobei mich mein Verstand doch jetzt tatsächlich fragt, wovor ich denn überhaupt Angst habe. Erstens wird die Dame sich sowas bestimmt schon gedacht haben, zumindest wenn sie die Bilder von uns in der Presse gesehen hat und zweitens ist sie doch seit geraumer Zeit an mir am Arbeiten, dass ich doch endlich mein Herz wieder öffnen und einem Mann eine Chance geben soll.

Wieso immer ich? Zweiter TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt