Halt geben

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Jako stand mit beiden Füßen fest auf dem Boden und doch hatte er den Eindruck, er würde schweben. Das ihn umgebende Licht, die Musik und besonders seine Gefühle, trugen ihn in andere Sphären.

Er lächelte glücklich und nahm in seinem Rausch die Gestalt von Felix vor ihm kaum noch wahr. Es durchströhmte ihn so angenehm warm und machte ihn so glücklich, dass er realisieren musste:
Er liebte Felix.

Mehr als einen Kumpel.
Mehr als einen besten Freund.
Mehr als einen Bruder.

Seit wann er ihn liebte, konnte er nicht nicht bestimmen. Sein Herz gab ihm einfach das Gefühl, dass es schon ewig so wäre. Doch sein Verstand holte ihn schnell aus seiner Traumwelt wieder zurück.

"Und was ist mit Melanie? Du hast eine Freundin, die du schon jahrelang liebst. Hast du sie etwa vergessen?" Sein lächeln zerfiel. Melanie. Der Name löste ebenfalls etwas in ihm aus, aber etwas nicht annähernd so starkes wie bei Felix.

Melanie war sein Halt, sein Ruhepol zwischen Studium, Fewjar und YouTube. Sie hatte ihn verstanden, ihn unterstützt und ihm den Kopf zurecht gerückt, wenn er es gebraucht hatte. Und dafür hatte er sie tief und innig geliebt.

Hatte. Vergangenheitsform. "Warum denke ich an meine Beziehung mit Melanie, als ob sie vorbei wäre?" Jako suchte tief in seinem Inneren nach einer Antwort. "Weil sie es ist." sein Herz war sich dessen ziemlich sicher.

Jako liebte sie immer noch für den Halt und die Unterstützung, die sie ihm gab. Aber eher wie einen Kumpel. Er musste sich eingestehen, dass er Melanie schon länger nicht mehr wirklich liebte, diesen Halt aber einfach nicht hatte aufgeben wollen.

Felix. Allein der Gedanke an ihn ließ alles kribbeln und Jako erneut lächeln. Doch das schob er vorerst beiseite. Konnte Felix ihm diesen Halt genauso bieten? Er war immerhin Teil seiner chaotischen Welt.

Felix Gestalt, die immer noch vor ihm Stand, trat auf ihn zu und umarmte ihn fest. Liebe und Sicherheit durchströhmten Jako und löschten alle Zweifel aus. "Ja, dass kann er." Er erwiederte die Umarmung und fing leise an zu weinen vor Glück.

Ein Knall riss ihn abrupt aus seiner Gedankenwelt und holte ihn zurück in die Realität. Niklas hatte zwei Gläser holen wollen und dabei die Schranktür versehentlich mit zuviel Schwung zugeworfen. "Sorry, Jako. Ist alles okay? Du weinst ja!"

Jako wischte sich mit der Hand über die Wange und blickte irritiert auf die Nässe an seinen Fingern. Dann begann er breit und glücklich zu grinsen. Niklas starrte ihn verwirrt an, traute sich aber nicht, zu fragen. Plötzlich sprang Jako auf, umarmte ihn und drehte ihn schwungvoll im Kreis.

"Jako, was..?" Dieser stellte Niklas ohne Vorwarnung wieder auf die Füße, schnappte sich sein Handy und lief aus der Küche. "Erkläre ich dir später." rief Jako aus dem Flur und schmiss die Wohnungstür zu.

Niklas stand mit den Gläsern in der Hand noch eine Weile verwundert in der Küche. "Niklas?" vernahm er Andre's Stimme. "Komme."

Im Flur zog Jako sich die Jacke über und wählte zeitgleich Melanie's Nummer. Als er vor der Haustür stand, nahm sie ab. "Ja, Schatz?" Diese liebevolle Anrede versetzte ihm einen Stich, da ihm noch einmal bewusst wurde, was er gleich tun würde. "Wir müssen reden. Können wir uns irgendwo treffen?"

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Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Kapitel etwas schwer getan habe.
Ach, und ich habe Jako's Freundin einfach mal einen Namen gegeben. Keine Ahnung, wie sie wirklich heißt.

Entspannung im Hause Fewjar IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt