Warten und Hoffen

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Felix hatte sich mit seinem Handy die schnellste Verbindung zum Klinikum rausgesucht und saß nun in einem Bus auf dem Weg ins nirgendwo. Aufgrund der späten Uhrzeit saßen nur eine handvoll Leute mit im Bus.

Er starrte mit versteinerter Miene aus dem Fenster und unterdrückte mit aller Macht seine Tränen. "Warum Jako? Warum jetzt?" Er fühlte sich unendlich erschöpft und war kaum zu einem klaren Gedanken fähig.

In den letzten 48 Stunden war so viel passiert und weder Felix Kopf, noch sein Herz hatten noch ausreichend Kraft, um alles zu verarbeiten. Der Bus sagte die Haltestelle "Klinikum Neukölln" an und Felix erhob sich schwerfällig.

Auf dem Weg hinauf zum hell erleuchteten Eingang, wurde er automatisch schneller. Die bisher unzerdrückte Sorge um Jako nahm überhand und beschleunigte seinen Schritte, bis er fast rannte.

Er lief durch die Eingangstür und vorbei an der leeren Informationen. Im Atrium blieb er aufgrund der schieren Größe verwirrt stehen. Der Wegweiser vor ihm besagte, dass sich die Rettungsstelle im ersten Stock des rechten Flügels befand.

Er stürzte aus dem Fahrstuhl und zur Anmeldung. "Wie geht es Herrn Joiko?" Seine Stimme überschlug sich fast. Die gelangweilt wirkende Schwester fragte ihn genervt "Und sie sind?"

"Ich bin sein..." er überlegte kurz, "... Lebensgefährte." Die Schwester hob die Augenbrauen. "Herr Joiko befindet sich derzeit im CT. Weitere Auskünfte kann ich ihnen nicht geben. Hat er Familienangehörige?"

Felix schüttelte den Kopf. "Nicht in Berlin." Die Schwester hatte kaum zugehört. "Aha, naja. Setzen sie sich in den Wartebereich. Wir rufen sie, sobald es was Neues gibt. Ihr Name?"

"Denzer." Felix ließ niedergeschlagen den Kopf hängen und nahm im Wartebereich in der hintersten Ecke platz. Im Wartebereich standen ein Kaffee- und Süßigkeitenautomat und an der Wand hing eine Uhr.

Es war kein Anderer im Wartebereich. Felix starrte auf die Uhr und lauschte dem Ticken. Die Zeit schien zu stehen und machte ihn fast wahnsinnig. Als die Sorge zu übermächtig zu werden drohte, holte er sein Handy hervor.

Er konnte das Warten und die Einsamkeit nicht mehr ertragen. Es ging zwar langsam auf Mitternacht zu, doch er war sicher, dass er sich auf seine Freunde verlassen konnte. Er wählte die Nummer von Rick.

Ein verschlafenes "Felix? Was ist los?" antwortete ihm. "Jako... ich..." Die bisher unterdrückten Tränen bahnten sich ihren Weg nach draußen. "Wir wurden überfallen." Felix schluchzte. "Jako wurde schwer verletzt."

Mehr brachte er nicht heraus. "Wo seid ihr?" Ricks Stimme zeigte, dass er inzwischen hellwach war. "Im Klinikum Neukölln, Rettungsstelle." Im Hintergrund hörte es Felix rascheln. "Wir sind gleich bei dir."

Felix legte auf und starrte weiter auf die Uhr, die Mitternacht überschritten hatte. Exakt 37 Minuten später betrat Rick den Wartebereich. Er lief auf Felix zu und umarmte ihn. "Steven sucht noch einen Parkplatz, kommt aber gleich."

Zehn Minuten später stürmte auch Steve durch die Tür. Er umarmte Felix tröstend, während Rick aufstand und für alle einen Kaffee holte. "Was ist passiert?" Felix musste bei den Erinnerungen schlucken, begann dann aber zu erzählen.

Gegen Ende seiner Erzählung wurde er immer leise und begann dann zu weinen. "Und jetzt warte ich hier, in der Hoffnung irgendwelche Informationen zu bekommen." Die Beiden umarmten ihn ein weiteres Mal.

"Alles wird gut, Felix." sagte Rick und Steve nickte. Die Tür zur Rettungsstelle öffnete sich und ein junger, müde wirkender Arzt trat heraus. Er blickte sich suchend um und entdeckte dann die kleine Gruppe. "Herr Denzer?"

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