Ein Schritt nach dem Anderen

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"WAS?" Jako starrte Melanie an, die Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. "Du musst hier nicht so rumschreien." Sie grinste. "Außerdem hast du mich doch verstanden. Ich hab mir ja schließlich keinen dummen Freund ausgesucht." Jako blickte finster.

Nur Melanie verstand es wie keine Andere, ein Kompliment in eine Beleidigung zu verpacken. "Wie meintest du das?" Sie legte spielerisch den Finger an die Lippen. "Wie könnte ich das nur meinen? Vielleicht weil du studierst, nebenbei erfolgreich Musik machst und ... ."

Jako unterbrach sie, zur Hälfte verärgert und geschmeichelt. "Das meinte ich nicht. Was soll das heißen, ich habe lange gebraucht? Du wusstest es?" Jetzt wurde ihr Gesichtsausdruck nachdenklich. "Ich wusste es nicht mit Sicherheit, bis du es mir gesagt hast."

"Ich kann keine Gedanken lesen, aber ich kenne dich sehr gut, Jakob Joiko. Du hast dich in letzter Zeit emotional immer weiter von mir entfernt und anfangs tat es verdammt weh." Jako blickte betreten auf die Tischplatte.

"Doch mit der Zeit habe ich bemerkt, dass unsere Beziehung weniger die zwischen zwei Personen die sich lieben, als eher zu einer Freundschaft Plus geworden ist. Nicht, das ich den Sex nicht zu schätzen wüsste." Sie zwinkerte ihm zu und Jako lief rot an. "Doch das ist nicht das, worauf ich meine Zukunft aufbauen will."

Jako durchströmte Dankbarkeit und eine starke freundschaftliche Zuneigung. "Danke Melanie." Er lächelte, dann runzelte er die Stirn. "Aber warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?" Sie lächelte und schaute ihm offen ins Gesicht.

"Ach Jako, wie hätte ich es dir denn klarmachen sollen? Du hättest mir kein Wort geglaubt und dich sogar selbst verleugnet. Ich habe abgewartet, in der Hoffnung, dass du irgendwann von selbst darauf kommst. Natürlich hätte ich es nicht ewig dabei belassen, aber ich wollte dich auch nicht drängen."

Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf seine. "Ich kenne Felix gut und bin froh, dass er der Auserwählte ist. Ich hoffe, ihr werdet glücklich." Jako traten Tränen in die Augen. "Melde dich mal wieder bei mir, wenn alles geklärt ist."

"Unsere Freundschaft ist mir wichtig und ich möchte sie gern erhalten." Jako nickte. Melanie griff nach ihrer Tasche und erhob sich. "Ach, und Jako." Er blickte auf. "Die Rechnung geht auf dich." Damit drehte sie sich um und verschwand.

Jako musste erneut lächeln, gleichzeitig flossen aber weitere Tränen seine Wangen hinab. Er bemerkte nicht, dass er von den anderen Café-Besuchern angestarrt wurde. Der Kellner kam auf ihn zu. "Entschuldigung. Ist alles in Ordnung?"

Jako wischte die Tränen weg und nickte. "Ich hätte dann gern die Rechnung." Der Kellner verschwand und kam gleich darauf mit einem kleinen Teller wieder, auf dem die Rechnung und zwei Bonbons lagen.

Jako grinste breit, gab ein großzügiges Trinkgeld und steckte die Bonbons ein. Vor dem Café atmete er einmal tief durch und suchte in seinen Taschen nach Zigaretten. Schritt eins war geschafft, folgte Schritt zwei.

Er nahm einen kräftigen Zug, genoss das Gefühl der Wärme und des Rauchs in seiner Lunge und lief dann in Richtung S-Bahn. Im Gehen griff er nach seinem Handy und schrieb eine Nachricht an Felix. "Bereit aufzunehmen?"

Entspannung im Hause Fewjar IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt