Nicht Schuld

437 48 3
                                    

Jako wurde nur langsam wach. Das Schlafmittel, welches ihm die Psychologin verabreicht hatte, hatte ihn sehr schnell in einen traumlosen Schlaf befördert. Allerdings sollte es für mindestens acht Stunden wirken.

Mit Blick auf sein Handy stellte er fest, dass er nur zwei Stunden geschlafen hatte. Er schüttelte den Kopf in der Hoffnung, wieder klar zu werden. Sein Handy zeigte ihm etliche verpasste Anrufe und unzählige SMS seiner Freunde an.

Nachdem er alle grob durchgesehen hatte musste er feststellen, dass er keine einzige Nachricht von Felix hatte. "Felix." Der Gedanke an ihn rief widersprüchliche Gefühle hervor, die ihn immer noch verwirrten.

Er liebte ihn und vermisste ihn körperlich spürbar. Es fühlte sich an, als ob sich jede einzelne seiner Zellen nach Felix verzehrte. Doch in seinem Inneren war ein schwarzes Loch, dass sofort alle positiven Gefühle aufsog.

Er legte seine Arme um sich und wünschte, es wären die von Felix. Er vermisste seine Wärme. Gleichzeitig stellte sich bei dem Gedanken, Felix würde ihm zu nahe kommen, ein Abwehrmechanismus ein.

Er begann zu weinen. Die Psychologin hatte versucht ihm zu erklären, was mit ihm los war. Aber er konnte es nicht verstehen, wollte es nicht akzeptieren. Felix, sein Felix, hatte an gar nichts Schuld.

Er klammerte sich an sein Handy und hielt sich den Arm vors Gesicht. Er hörte wie die Tür leise auf und wieder zu ging und jemand neben sein Bett trat. Er wollte nicht hinsehen, noch mehr Ärzte konnte er nicht gebrauchen.

Ein weibliche Stimme räusperte sich und tippte ihm auf den Arm. Er senkte den Arm ein Stück und blickte auf eine junge Frau mit blonde Haaren und blau-grauen Augen, die ihn besorgt musterten. "Mmh?"

"Hallo. Mein Name ist Carol, wie das englische Weihnachtslied, und ich bin Krankenschwester auf der Station." Sie hatte einen britischen Akzent, trug Freizeitklamotten und einen Rucksack. Jako starrte sie wortlos an.

"Der Witz hat bei Felix irgendwie besser gewirkt." Jako bekam große Augen und nahm den Arm runter. Sie lächelte und streckte ihm die Hand hin. "Also nochmal. Hallo, ich bin Carol. Und ich habe Felix versprochen, ein wenig auf dich aufzupassen."

Jako ergriff reflexartig ihre Hand. "Felix, wie..?" Er konnte den Satz nicht beenden, aber sie wusste, was er meinte. Sie verzog das Gesicht. "Frau Dr. Perl hat vorhin mit ihm gesprochen und ihm alles erklärt."

Sie schüttelte besorgt den Kopf. "Er hat es aber wohl nicht gut aufgenommen. Er ist einfach aus dem Krankenhaus gelaufen und hat nicht mehr auf unsere Rufe reagiert. Auch an sein Handy geht er seitdem nicht."

Jako wurde panisch und wählte ohne hinzusehen die erste Nummer in seiner Anrufliste. "Hallo Jako. Schön, so schnell wieder von dir zu hören." Melanie's erfreute Stimme ließ ihn erstarren und löschte alle Gedanken aus seinem Kopf.

Er schaute verwirrt auf das Display, während Melanie's besorgte Stimme zu vernehmen war. "Jako? Hallo?" Carol nahm ihm das Handy aus der Hand. "Hallo. Mein Name ist Carol und ich bin Krankenschwester im Klinikum Neukölln."

Sie erklärte Melanie in knappen Worten, was passiert ist. "Ich infomiere die Jungs aus der UWG, damit sie Felix suchen und mache mich gleich auf den Weg ins Klinikum. Ich bin in einer halben Stunde da."

Melanie legte auf und Carol gab Jako das Handy zurück. Sie lächelte ihm beruhigend zu. "Die UWG macht sich auf die Suche nach Felix und die junge Frau von eben ist in einer halben Stunde hier. Alles wird gut."

Entspannung im Hause Fewjar IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt