Die Schaukel

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Felix stand unschlüssig und mit schlechtem Gewissen auf der anderen Seite des Zimmers. Er hatte nach dem reinkommen die Tasche neben seinen alten Schreibtisch gestellt und die Tür hinter sich geschlossen.

Er sah zu Jako und überlegt, zu ihm zu gehen, konnte sich jedoch keinen Milimeter bewegen. Jede einzelne von Jako's Tränen war ein Stich mit einem Messer direkt in sein Herz. Felix wollte unbedingt zu Jako.

Ihn umarmen, sich entschuldigen und ihm nahe sein. Doch das würde nicht reichen. Er hatte sich im Auto wie ein Arschloch benommen und das nur, weil seine Gefühle verrückt gespielt hatten.

Wenn er könnte, würde er sich selbst einen Tritt in den Hintern geben. Er hatte von Jako verlangt, den Verlobungsring abzunehmen. Ihr Versprechen, sich auf ewig zu lieben und immer füreinander da zu sein.

Und er hatte es leichtfertig wegwerfen wollen. Felix wollte einen Schritt in Jako's Richtung machen, als es an der Zimmertür klopfte. Felix öffnete seiner Mutter, die mit einem Tablett und einer besorgter Miene davor stand.

Sie schob sich sanft an ihm vorbei und stellte das Tablett mit zwei dampfenden Teetassen auf den Schreibtisch. Dann sah sie Jako am Fenster stehen. Er hatte ihnen den Rücken zugedreht und versuchte, sein Tränen zurück zu halten.

Silvia konnte seine Schultern zittern sehen und warf Felix einen vorwurfsvollen Blick zu. Aus langjähriger Erfahrung wusste Felix, dass er nicht lange standhalten würde. Er senkte verschämt den Kopf und nickte kaum merklich.

Sie gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf und verließ dann wortlos das Zimmer. Felix sah vom Boden zu Jako und zurück. Einerseits wünschte er sich, der Boden würde aufgehen und ihn verschlucken.

Andererseits würde das auch nicht viel bringen. 'Reiß dich zusammen." Das dort war Jako und er würde ihm verzeihen, zumindest hoffte Felix darauf. Er nahm die beiden Teetassen und trat zu Jako ans Fenster.

Er stellte sie auf das Fensterbrett, eine davon vor Jako. Dann folgte er Jako's Blick auf den Garten seiner Eltern, blieb aber stumm. Felix wusste, was er sagen wollte, aber nicht, wie er anfangen sollte.

Nachdenklich ließ er seinen Blick schweifen und blieb an der alten Schaukel am Walnussbaum hängen. Sie hing schon seit seinen Kindertagen dort und hatte häufig für kleine Kabbeleien unter den Geschwistern gesorgt.

Eigentlich bestand sie nur aus zwei stricken und einem Holzbrett, doch sein Vater hatte sie jedes Jahr wieder erneuert. Als sie älter wurden, wurde die Schaukel kaum noch beachtet, aber aus Gewohnheit weiter gepflegt.

Als Felix Jako das erste Mal zu sich nach Hause mitgenommen hatte, war dieser von der Schaukel völlig fasziniert gewesen. Er war aus der Küche sofort in den Garten gestürmt und hatte sich drauf gesetzt.

Zuerst hatte er sich nicht getraut, sich zu bewegen. Irgendwann war Felix hinter ihn getreten und hatte ihm einfach einen Schubs gegeben. Jako hatte vor Schreck laut gekreischt und sich festgeklammert.

Felix war aufgrund der Reaktion in lautstarkes Gelächter ausgebrochen und nach hinten auf den Rasen gekippt. Darauf hin war Jako von der Schaukel abgesprungen, hatte sich auf ihn geworfen und versucht, ihn durchzukitzeln.

Das Bild war so lebendig in Felix Kopf, dass er unwillkürlich kichern musste. Jako zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. Felix erwiederte den Blick. "Möchtest du schaukeln gehen?"

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