Der Absturz

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Jako schulterte seinen Rucksack, während Felix das Notfallset wieder sicher verstaute, dann sahen sie sich um. Vor ihnen lag ein Raum, dessen Tür zerbrochenen auf dem Boden lag und eine Blick in den Flur freigab.

Die Wände, Böden und Decken waren mit abgerissenen Tapeten, Graffiti und Brandflecken übersät. Der Boden war teilweise mit Schutt bedeckt, hin und wieder waren auch Löcher mit versenkten Rändern oder scharfen Bruchstellen zu erkennen.

"Sei vorsichtig.", meinte Felix, als Jako zu einem der Löcher trat und nach unten sah. "Zhong hat mich davor gewarnt, dass das Gebäude einsturzgefährdet sein kann. Hier gab es häufiger Brände, deshalb sollten wir aufpassen."

Jako nickte, starrte aber weiter nach unten. Felix blieb vorsichtshalber in seiner Nähe. "Das sieht sau nice aus!" Jako holte die Kamera aus der Tasche und begann zu filmen.

Er hockte sich hin und nahm ein paar Bilder auf. Dann sah er Felix von unten an. "Wollen wir weiter?" Felix nickte und sie traten vorsichtig durch die Tür. Der Holzfußboden knarrte und knackte unter ihren Füßen.

Sie kamen an ein paar beeindruckenden Graffitis vorbei, welche Jako filmisch festhielt. "Das Licht ist so genial. Das wäre eine wirklich gute Location, allerdings nicht für so viele Personen, wie in der alten Lagerhalle."

Felix, der am Ende des Flurs stand, drehte sich um und nickte bestätigend. Dann knackte es laut unter seinen Füßen und er spürte, wie der Boden nachgab. Er machte erschrocken einen Satz nach vorn.

Er blieb aber an einem herumliegenden Holzbalken hängen, seine Hose riss und stolperte in die entgegen gesetzte Richtung. Jako sah entsetzt, wie Felix nach hinten fiel und aus seinem Sichtfeld verschwand.

"FELIX!" Er sprintete zur Stelle, wo er Felix zuletzt gesehen hatte. Er kniete sich neben das Loch und sah nach unten. Etwa drei Meter tiefer lag Felix auf einem Schuttberg und hatte die Augen geschlossen.

"Felix? FELIX!" Dieser öffnete langsam die Augen und verzog dann das Gesicht. "Aua, das tat weh. Ich hätte auf meinen eigenen Rat hören sollen." Jako konnte über den Witz überhaupt nicht lachen.

"Bleib liegen, ich komme zu dir! Ich suche nur einen Weg nach unten." Felix versuchte den Kopf zu heben und stöhnte dann leise. Sofort legte er ihn wieder zurück.

Jako hörte ihn "Gute Idee" murmeln, während er sich erhob und nach einer Treppe umsah. Als er eine fand, blickte er skeptisch auf die zerbrochenen Stufen. Er beschloss aber, es trotzdem zu versuchen.

Langsam belastet Jako jede Stufe einzeln. Sie knackten laut, hielten sein Gewicht aber aus. Als er im Keller angekommen war, atmete er erleichtert auf und sah sich dann um.

Der Geruch von verkohltem Holz mischte sich mit dem von verfaultem Essen und Urin. Jako versuchte, ein Würgen zu unterdrücken und durch den Mund zu atmen. Dieser Ort wurde für ihn zum Drehen eines Musikvideos immer unattraktiver.

Er versuchte sich im Halbdunkel zu orientieren, doch die Anordnung der Räume war in dieser Etage anders. "Felix?", rief er in den Flur. Ein leises Stöhnen aus Richtung der Dunkelheit antwortete ihm.

Er versuchte, dem Geräusch zu folgen und benutzte sein Handy dabei als Lichtquelle. An jeder neuen Weggabelung rief er erneut nach seinem Partner und folgte dann den Rufen.

Als er ihn erreichte, war Felix vom Schuttberg herunter gerutscht und saß, an einen Stahlträger gelehnt, in der Dunkelheit. Jako hätte ihn fast übersehen, da nur die Beine im spärlichen Lichtschein lagen.

"Felix, geht es dir gut?" Jako kniete sich neben ihn und nutze das Licht seines Handys, um ihn nach Verletzungen abzusuchen. "Nicht wirklich." Jako sah in Felix Augen, die einen dunklen Glanz hatten.

Entspannung im Hause Fewjar IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt