Als sie aus der S-Bahn stiegen, begegneten sie mehreren Gruppen türkisch- oder arabisch-stämmiger Jugendliche. Das war in Neukölln nicht ungewöhnlich, doch eine Gruppe von etwa zehn Mädchen und Jungen erregte besonders Aufmerksamkeit.
Sie waren laut, warfen mit Schimpfwörtern um sich und waren offensichtlich betrunken, obwohl die Jüngsten nicht älter als 15 wirkten. Die leeren Flaschen lagen um sie herum verteilt und die wenigen anderen Fahrgäste hatten bereits die Bahnsteigseite gewechselt.
Felix griff nach Jakos Hand und zog ihn zur Treppe in Richtung Ausgang. Sie waren nicht schnell genug, denn schon wurde das Gebrüll lauter und ging in ihre Richtung. "Ey ihr schwulen Opfer."
Felix schüttelte den Kopf und zog Jako weiter. Er musste abrupt stoppen, als drei der Jungen ihm den Weg versperrten. Der Rest versammelte sich hinter ihnen und ein Mädchen flüsterte "Haram." Die restliche Gruppe nickte.
Jako wurde wütend. "Ihr wollt mir was von Sünde erzählen? Und was ist Alkohol?" Felix drückte warnend seine Hand und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er versuchte krampfhaft, sich damals im Kendo-Unterricht erlernte Techniken ins Gedächtnis zu rufen.
Er wollte Jako und sich schützen. Die Jugendlichen verkleinerten den Kreis, riefen "En büyük Allah!" (Allah ist größer!) und griffen an. Die ersten unkoordinierten Schläge konnte Felix abblocken, aber aufgrund der Anzahl der Angriffe wurde es zunehmend schwieriger.
Als er Jako hinter sich Keuchen hörte, wirbelte er herum. Jako kniete auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Ein anderer Junge holte mit dem Fuß aus, wurde aber durch einen Tritt in sein Knie zu Boden geworfen.
Hinter dem zu Boden gefallen standen drei, ebenfalls türkisch aussehende, junge Männer in Mänteln und Anzügen. Sie traten vor Jako und Felix und sprachen mit ruhiger Stimme mit den Jugendlichen, während Felix sich neben Jako kniete.
Felix konnte das Gesagte nicht verstehen, da sie türkisch sprachen. Es schien allerdings Wirkung zu zeigen, denn die Gruppe drehte sich genervt um und verschwand aus dem gegenüber liegenden Ausgang.
Einer der Drei kniete sich zu Jako. "Geht es dir gut oder sollen wir einen Krankenwagen rufen?" Felix hielt Jako fest und Sorge kam in ihm auf, als dieser nicht reagierte. Der Mann blickte zu Felix. "Hilf mir mal, bitte."
Gemeinsam halfen sie Jako, sich auf eine nahe gelegene Bank zu setzen. Dieser lehnte sich vornüber, hielt eine Hand vor den Bauch und die Andere vor den Mund. Tränen liefen sein Gesicht hinab. "Danke für eure Hilfe." sagte Felix mit ängstlichem Blick auf Jako.
"Kein Problem. Aber wir sollten doch lieber einen Notarzt rufen." Er schaute seinen Kumpel an, der bereits ein Handy in der Hand hatte. Felix nahm das Alles nur im Hintergrund wahr, da er sich auf Jako konzentrierte.
"Jako, bitte rede mit mir. Wie kann ich dir helfen?" Jako hatte immer noch die Augen geschlossen, aus denen unaufhörlich Tränen rannen. Felix legte ihm schützend, aber sehr vorsichtig die Arme um die Schultern.
Die Rettungssanitäter trafen ein und wurden von den drei Männer kurz informiert. "Treten sie bitte zurück, Herr ... ." Felix schluckte und erhob sich. "Denzer. Und das ist mein Freund Jakob Joiko."
Der Sanitäter nickte und begann vorsichtig Jako zu untersuchen, während er beruhigend auf ihn einredete. Felix spürte eine tröstende Hand auf der Schulter und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Einer der Sanitäter half Jako vorsichtig auf, während der Zweite sich zu Felix umdrehte. "Wir müssen ihn mitnehmen, um ihn zu untersuchen und um schwere Verletzungen ausschließen zu können."
Felix war geschockt. "Wir können sie leider nicht mitnehmen, da sie kein Familienangehöriger sind. Sie können uns aber gern ins Klinikum Neukölln folgen." Felix nickte automatisch.
Die Sanitäter halfen Jako aus dem Bahnhof hinaus und dann auf die Liege im Rettungswagen. Felix konnte sie nur noch dabei beobachten, wie sie die Türen schlossen und weg fuhren. "Jako."
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Entspannung im Hause Fewjar I
FanficMeine Vorstellung eines entspannten Moments bei Felix und Jako. Der sich wie von selbst in eine Geschichte verwandelt hat, bei der ich nicht weiß, wo sie hinführt. Ich bin gespannt und für Wünsche offen. Dies ist meine erste FF, also seid bitte g...