Waldlichtung

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Nachdem Andre und Niklas mit dem Essen fertig waren, hatten sie Jako einfach in der Küche sitzen lassen. Sie verzogen sich in Niklas Zimmer, um das vorhin gedrehte Material zu sichten, ließen aber die Tür einen Spalt offen.

Jako hatte den Abgang seiner Freunde im Unterbewusstsein wahrgenommen, war aber zu tief in seiner eigenen Welt versunken, um bewusst darauf zu reagieren. Seine Gedanken formten willkürliche Bilder und zogen ihn immer tiefer.

Um sich herum sah er Wald. Er ähnelte dem Wald aus dem Cepheus-Dreh, allerdings waren die Farben und Konturen schärfer. Und obwohl es Nacht war, konnte er alles klar und deutlich erkennen.

Er war allein. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, doch kein Mensch oder Tier war zu sehen. Auch war es vollkommen still. Kein Blätterrauschen, kein Vogelgezwitzscher und selbst seine Schritte waren lautlos.

Die Stille und Einsamkeit lasteten auf seinen Schultern und drohten ihn zu erdrücken. Plötzliche Panik machte sich breit und wie von selbst fing er an zu rennen. Wohin wusste er nicht.

Äste und Blätter streiften ihn lautlos, während die Bäume weniger wurden und der Wald sich lichtete. Das Gefühl, etwas Wichtiges finden zu müssen, beflügelte ihn dazu, schneller zu laufen. Außer Atem stürzte er auf eine Lichtung, blieb abrupt stehen und legte die Hände auf die Knie, um wieder Luft zu bekommen.

Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, streckte er den Rücken und nahm zu ersten Mal bewusst die Lichtung war. Ihm blieb der Mund offen stehen.

Umgeben von Bäumen und Nacht, herrschte hier auf der Lichtung ein polarlichtähnliches Dämmern. Grünes- und indigofarbenes Licht waberte über die Lichtung wie Nebel.

Süße Musik schwente durch die Luft, erfüllte sofort Jakos Herz und nahm sein Bewusstsein in Besitz. Er fühlte sich, als ob er schwebte. Dann nahm er im Licht eine Gestalt war.

Er schritt vorsichtig auf die Gestalt zu, nahm aber beizeiten wahr, dass es sich um Felix handelte. Er überbrückt die restlichen Schritte laufend und blieb dann vor Felix stehen. Jako kam nicht umhin, erneut zu staunen.

Felix strahlte. Er leuchtete förmlich von innen heraus. Sein Blick war sanft und liebevoll, aber bestimmt. Er stand völlig reglos und schaute Jako an, als ob er auf etwas wartete. Jako setzte zum sprechen an.

„Wo sind wir?" Felix lächelte und antwortete. "Das weißt du besser als ich." Jako lächelte beim Klang von Felix Stimme. Sie klang so viel schöner, als er es in Erinnerung hatte. Süßer, Voller. Ein kribbeln machte sich in ihm breit.

"Hatte Felix Stimme schon immer diese Wirkung?" fragte er sich und musste unwillkürlich an ein Schlaflied denken, dass Felix ihm einmal vorgesungen hatte. Es ging ihm damals nicht so gut, daher hatte er Felix um darum gebeten.

Und dieser hatte keine Sekunde gezögert. In seinem Bett liegend hatte er Felix Stimme gelauscht und sich unheimlich wohl gefühlt.
Beschützt, geliebt.
Jako riss die Augen auf und starrte Felix an, welcher ihn mehr denn je liebevoll anlächelte.

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