Folge 1 - Teil 1: Schwanger?!

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In aller Freundschaft - Fanfiktion

Leas Baby

Folge 1: Geheimnisse

Schwanger - damit hatte Dr. Lea Peters nicht gerechnet. Der Test jedoch ist eindeutig und bringt die Neurochirurgin in Bedrängnis. Soll sie sich für oder gegen das Baby entscheiden? 
Bevor sie jedoch eine Entscheidung treffen kann, fordert ihr Körper seinen Tribut. Mitten im Dienst bricht Lea vor Dr. Heilmanns Augen zusammen...

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Da hatte sie es - schwarz auf weiß... oder doch wohl eher schwarz auf grau-grün.  Schwanger... Diese neun Buchstaben, die in dieser Reihenfolge die meisten Menschen unter normalen Umständen zu Freudensprüngen animierte.Lea Peters, Neurochirurgin an der Leipziger Sachsenklinik, gehörte nicht dazu.
Geschockt sah sie immer wieder auf den positiven Schwangerschaftstest in ihrer Hand und dann ging ihr Blick wieder in den Spiegel.
Sie sollte Mutter werden? Sie, die Neurochirurgin, die sich nicht einmal um ihre eigene Familie kümmern konnte.
Ohne darauf zu achten, gingen ihre Gedanken sofort zu ihrem ungeborenen Kind in ihrem Bauch. Sollte sie wirklich in ein paar Monaten als kugelrunder Klops durch die Klinik rennen? Mit anderen Müttern über die neusten Richtlinien der Kinderärzte diskutieren? Sich von Schwester Arzu oder Schwester Ulrike Tipps zum richtigen Umgang mit Säuglingen geben lassen?Ausgerechnet sie? Die Neurochirurgin Dr. Lea Peters bekam ein Baby?Wie würden ihre Kollegen auf die Schwangerschaft reagieren? Und vor allem, wie sollte sie Jenne von der Schwangerschaft erzählen?
Seit ihrer Trennung waren nicht einmal zwei Monate vergangen und nun stand sie da - mit einem Kind des Mannes, den sie so sehr liebte, unter ihrem Herzen.
„Mein Kleines..." Lea erwischte sich selbst dabei, wie sie bereits mit ihrem Baby Kontakt aufnahm.
Ob es vielleicht ein Junge oder ein Mädchen war? Und wenn sie ihr Baby bekam, wie solle sie dann Job und Kind unter einen Hut bekommen?Wie sollte sie sich keine Sorgen machen, wenn sie nicht wusste, wie es ihrem Baby ging?
Nein, sie konnte dieses Baby nicht bekommen – Nicht sie! Auf keinen Fall durfte dieses Kind auf die Welt kommen.
Fluchtartig verließ Lea die Frauentoilette und warf den Schwangerschaftstest und die Verpackung achtlos in den Mülleimer.
Sie flüchtete - vor der Verantwortung ihrem Kind gegenüber. Flüchtete vor der Nachricht, sie wäre schwanger.

Zuflucht fand Lea ausgerechnet in der Notaufnahme. Dort hatte sie schon oft schwangere Patientinnen gesehen. Aber auf einmal glaubte Lea, sie wäre in einer Geburtsklinik angestellt. Überall, wo sie hinsah, saßen schwangere Patientinnen.Als ihr dann allerdings auch noch der schwangere Kaminski entgegen kam und sie ansprach, lief Lea aus der Klinik. Sie musste jetzt einfach alleine sein. Musste in Ruhe über alles nachdenken. 
Wie sollte sie nur mit diesem ungeborenen Baby, das ihres war und das sie mit Jenne Derbeck verband, umgehen?
Und vor allem, würde sie ein Mädchen oder einen kleinen Jungen bekommen?
'Warum stelle ich mir diese Frage überhaupt? Ich habe doch nichts davon, wenn ich jetzt auch noch durchdrehe. Es ist ein Baby, nichts weiter. Und ich kann dieses Kind sicherlich auch noch abtreiben...', wusste Lea und sie machte sich auf den Weg in die Klinik zurück.
„Was machst du denn nur mit mir? Ich kann dich unmöglich allein großziehen, Kleines. Und wo sich dein Vater aufhält... Keine Ahnung. Ich habe mich getrennt...", sprach sie mit ihrem Baby und beruhigte sich selbst.
„Was machen sie denn hier draußen, Frau Dr. Peters? Haben sie Probleme?", fragte Sarah die Ärztin und Lea sah die Verwaltungschefin der Klinik an.
Musste sie gerade jetzt auftauchen?Klar. Sarah Marquardt war selbst als alleinerziehende Mutter den ganzen Tag in der Klinik beschäftigt.
Aber ihr Sohn Bastian war kaum jünger als Jonas, der Enkel von Heilmanns. Ab und an war Bastian bei Heilmanns untergebracht wurden, wenn die Verwaltungschefin keine Zeit hatte. Und Sarah hatte ihre Freunde, die sie zu jeder Zeit unterstützen konnten und es auch gerne taten.
Und was hatte Lea? Keine Freunde, keinen Mann und einen anstrengenden Beruf...
„Frau Dr. Peters... Ich glaube, dass sie Probleme haben...", erkannte Sarah Marquardt und ließ Lea, die in die Klinik laufen wollte, kaum weg.„Ich habe keine Probleme, Frau Marquardt... Entschuldigen sie mich bitte. Ich habe noch etwas wichtiges zu tun. Ich glaube, dass ich jetzt wieder an die Arbeit gehen sollte.", erklärte Lea der Verwaltungschefin und machte sich auf den Weg in die Notaufnahme.
Dort traf sie nicht nur auf viele Patientinnen und Patienten, die mit deren Angehörigen im Wartebereich warteten, sondern auch auf den Chef der Klinik, Dr. Roland Heilmann.Der schien die Neurochirurgin schon längst im ganzen Klinikum gesucht zu haben, weswegen er sich Lea sofort schnappte. „Ah, Frau Dr. Peters. Sie habe ich schon eine ganze Ewigkeit gesucht..." Klinikleiter Dr. Heilmann, der erst im letzten Herbst seine Frau in Italien bei einem tragischen Unfall verloren hatte, stand vor der Chirurgin und musterte seine Kollegin auffällig. „Sie sehen heute irgendwie anders aus. ... Haben sie eine neue Frisur?"
„Was? Nein... Nein, hab ich nicht...", widersprach Lea, doch Roland musterte die Kollegin noch eine ganze Weile.
„Ist wirklich mit ihnen alles in Ordnung? Oder fühlen sie sich irgendwie krank?", erkundigte sich Roland besorgt um Lea bei der Kollegin. „Nein... Nein, natürlich fühle ich mich nicht krank. Ich bin komplett in Ordnung. Machen sie sich keine Sorgen um mich. Ich habe nur... in den letzten Stunden noch nichts gegessen. Der Stress hier in der Klinik... Sie kennen das doch. ... Was liegt denn jetzt eigentlich an?", versuchte Lea sogleich ein neues Thema für das Gespräch zwischen ihr und Dr. Heilmann zu finden.„Wir haben einen etwas spezielleren Fall auf der ITS, der sie mit ihrem Fachgebiet wohl sehr brennend interessieren könnte... Ein Zehnjähriger Junge mit wiederkehrenden unklaren Ohnmachtsanfällen... Kommen sie bitte kurz auf die Intensivstation mit und sehen sich das Kind an... Solange sie vorher nicht umkippen...", fügte der Arzt mit einem besorgten Unterton hinzu und sah Lea schon im nächsten Augenblick bewusstlos am Boden liegen.
„Frau Dr. Peters... Ist alles mit ihnen in Ordnung? Hallo? Frau Dr. Peters...", fragte Roland und orderte sofort eine Trage. „Frau Dr. Peters... Können sie mich hören? Hallo? Wie geht es ihnen? Frau Dr. Peters..."
Schwester Ulrike, die die Schwangerschaftsvertretung von Oberschwester Arzu übernahm, schob eine Trage direkt neben die bewusstlose Lea und innerhalb weniger Minuten konnte Roland seiner langjährigen Kollegin im Schockraum einen Zugang in die linke Hand legen und an die bereitliegende Infusion hängen.Dr. Kathrin Globisch, die Anästhesistin und Chirurgin, die seit Rolands Ernennung zum Klinikchef Chefärztin war, trat ebenfalls in den Schockraum herein und erblickte Lea auf der Trage.
„Was ist passiert, Roland? Was fehlt der Kollegin denn?" „Ich habe ihr von dem zehnjährigen Patienten auf der ITS erzählt und plötzlich ist sie ohnmächtig weggekippt. Ich kann mir das auch nicht erklären... Ulrike, wir machen ein komplettes Labor, CT und Sono... War sie vorher schon auffällig? Hatte sie solche Kreislaufanfälle in letzter Zeit schon einmal?"„Nein... Aber anscheinend hat sie einen fieberhaften Infekt. Dr. Kaminski meinte, sie hätte sich wohl nicht gut gefühlt...", gab Kathrin zu bemerken, doch Roland, der eben vorsichtig in Leas Ohr Temperatur gemessen hatte, schüttelte den Kopf.
„Temperatur 37,1... Aber wir behalten sie trotzdem hier... Ulrike, wir machen ein Sono...", wies Roland die Krankenschwester an und die beiden Ärzte sahen gespannt auf den Monitor, während Roland mit dem Ultraschallkopf über Leas Bauch fuhr.
„Kein Hinweis auf eine Entzündung... Nieren ohne Befund. Leber... Milz... auch ohne Befund... Der Blinddarm... ist es auch nicht... Obwohl... ein klein wenig entzündet... Aber das wird nicht der Grund für die Ohnmacht sein. ... Schwester Ulrike, wir überwachen die Kollegin engmaschig, Messen sie regelmäßig die Temperatur bei ihr. Und wir machen in zwei Stunden noch einmal ein Kontrollsono zur Überwachung...", vermutete Roland und während Ulrike der noch immer bewusstlosen Ärztin Blut abnahm, wies er an, Lea solle in den nächsten Stunden überwacht werden.
„Sollte unsere Kollegin in den nächsten Stunden schlimmere Beschwerden bekommen oder die Temperatur in schwindelerregende Höhen ansteigen, sagen sie mir oder Frau Dr. Globisch bitte sofort Bescheid... Vermutlich müssen wir die Kollegin bald auf den OP-Tisch legen... beginnende Appendizitis...", vermutete Roland mit einem mitleidigen Blick auf die Patientin, die bewusstlos vor ihm auf der Untersuchungsliege lag und von allem, was um sie herum passierte, nichts mitbekam. „Sie hat bestimmt in den letzten Tagen starke Schmerzen gehabt... Und bestimmt hat sie sich auch nicht wohl gefühlt. Aber sie ist ja nicht krank gewesen..."„In Ordnung, Dr. Heilmann. Machen sie sich keine Sorgen. Ich habe in den nächsten Stunden und Tagen ein ganz besonderes Augenmerk auf die Kollegin. ... Soll ich vielleicht irgendwen über Frau Dr. Peters' Zustand benachrichtigen?", bot die Krankenschwester an und sah auf Lea, die einfach nicht zu sich kommen wollte.
„Soweit ich weiß... ist ihr Vater momentan in psychiatrischer Behandlung aufgrund seines Suizidversuches... Die Mutter der Kollegin ist sehr früh abgehauen... Und von ihrem Freund, Herrn Derbeck, hat sie sich während seines Krankenhausaufenthaltes getrennt...", wusste Kathrin von der Patientin und ihr bester Freund Roland nickte zustimmend. „Wir werden sehen müssen, wie es mit der Patientin weiter geht. Jetzt bringen wir sie erst mal auf die Station, ich schaue später noch einmal nach ihr. ... Vergessen sie bitte nicht, regelmäßig die Temperatur bei unserer geschätzten Kollegin zu kontrollieren. Ich muss noch einmal zu unserem kleinen Patienten auf die ITS." Die noch immer bewusstlose Lea wurde in ihrem Krankenbett in ein Einzelzimmer auf der Station geschoben und Schwester Ulrike befestigte die Infusionsflasche am dafür vorgesehenen Halter.„Wir werden sie schon wieder auf ihre Beine bekommen, Frau Dr. Peters... Ah, Dr. Kaminski. Gut, dass sie da sind. Ihr Patient auf Zimmer 345, den sie gestern operiert haben, hat über postoperative Schmerzen im Bauchbereich geklagt. Schauen sie bitte noch einmal nach ihm..."
„Ja, ich schaue später nach dem Patienten. Aber erst einmal wollte ich Dr. Peters besuchen. Wie geht es der Kollegin?" „Dr. Heilmann vermutet bei ihr eine beginnende Appendizitis. Aber bisher hat sich der Verdacht noch nicht vollständig bestätigt. Die Laborergebnisse liegen noch nicht vor. Entschuldigen sie mich bitte, ich muss kurz... verschwinden."
„Ja, gehen sie ruhig. Ich kümmere mich um Frau Dr. Peters.", verabschiedete sich Kaminski von der Krankenschwester und Ulrike verschwand aus dem Zimmer, während sich Rolf an Leas Bett setzte und ihre Hand nahm.
Kaminski seufzte, als er auf Lea blickte und sah, wie die Augenlider seiner Kollegin flatterten, die Ärztin aber nicht daran dachte, ihre Augen zu öffnen.
„Was machen sie denn plötzlich für Sachen mit uns, Frau Dr. Peters? Hm? Ich wollte sie doch eigentlich heute Abend zu einem kleinen Abendessen einladen. Nur wir beide... Und jetzt liegen sie hier auf der Station... Sie müssen doch, wenn sie hier wirklich eine Appendizitis ausbrüten, vorher schon einmal etwas davon bemerkt haben. Sie sind doch Ärztin, Frau Kollegin. Wie konnten sie denn die Symptomatik für einen akuten Appendix an sich selbst übersehen?"
Kaminski strich Lea eine verschwitzte Locke aus dem Gesicht und fühlte an der Stirn der Kollegin ihre momentane Temperatur. „Sie haben zum Glück im Moment kein Fieber. Aber das werden wir mit Sicherheit noch ein bisschen unter Kontrolle behalten. Ich schaue regelmäßig nach ihnen. Und ihren Vater werde ich auch von ihrem Zusammenbruch unterrichten. ... Machen sie sich jetzt bitte keine Sorgen, Frau Dr. Peters. Wir bekommen sie garantiert wieder auf die Beine, wenn wir uns um sie kümmern. Eine so gute Kollegin lassen wir doch nicht einfach so ziehen... Und dann werden wir ganz sicher herausfinden, was ihnen fehlt."
Die Zimmertür öffnete sich und Dr. Brentano betrat das Zimmer.„Wie geht es ihr?", erkundigte sich der werdende Vater, der sich in Kürze über die Geburt seines Kindes freuen könnte.
„Es geht ihr soweit gut. Sie hält sich ganz tapfer... Dr. Heilmann vermutet einen akuten Appendix bei ihr...", erklärte Dr. Kaminski dem Chirurgen, der bereits seit seiner AiPler-Zeit an der Sachsenklinik arbeitete und hier seine Facharztausbildung absolvierte. „Machen sie sich keine Sorgen um die Kollegin, Dr. Heilmann und Dr. Globisch kümmern sich ganz besonders um Frau Dr. Peters. ... Ich müsste jetzt mal kurz telefonieren gehen. Bleiben sie noch ein wenig bei ihr?"„Ja... Ja, natürlich...", antwortete Philipp, der sich mit einem besorgten Blick auf Lea zu der Kollegin setzte und ihr, nachdem Kaminski das Zimmer verlassen und die Tür geschlossen hatte, zuflüsterte: „Mensch, Lea. Du machst Sachen... Wir haben doch gestern noch einen Patienten mit einer akuten Appendizitis operieren müssen. Und jetzt... jetzt liegst du hier. Mach dir keine Sorgen, wenn wir dich operieren müssen, dann passe ich auf dich auf."

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